#Corona-Fachmann gegen Gastarbeiterkind
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„Corona-Fachmann gegen Gastarbeiterkind“
Karl Lauterbach kommt gleich. Dafür gibt es untrügliche Zeichen. Erst passiert ein Streifenwagen im Schritttempo den Wahlstand, den örtliche Genossen am Rand des Wochenmarkts in Köln-Dellbrück aufgebaut haben. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamts stellt dann neben dem Stand sein schweres Motorrad ab. Nun erst rollt ein schwarzer Mercedes-Kombi mit Berliner Kennzeichen heran.
Zwei Beamte des Bundeskriminalamts überprüfen die Lage. Dann darf Lauterbach aussteigen. Er trägt Jeans, einen roten Pullover, ein leicht zerknittertes Sakko und eine Maske mit zweiter Zellstoffschicht, die für den ehemaligen Fliegenträger schon beinahe zu einem neuen Markenzeichen geworden ist. Lauterbach wird trotz des Mund-Nasen-Schutzes direkt erkannt. Sofort machen Passanten Handy-Fotos.
In der Pandemie ist der Mediziner zu einem der bekanntesten Mahner geworden; regelmäßig spielt er mit dem noch populäreren Virologen Christian Drosten publizistisch Doppelpass. Mehr als 580.000 Follower hat Lauterbach bei Twitter, im Fernsehen ist er omnipräsent. Bis hinauf zu Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schätzen viele seine Expertise.
Geschätzter Experte und Feindbild von Corona-Leugnern
Andere halten ihn dagegen für eine stets übertreibende Nervensäge, eine Kassandra im Dauerwarnmodus. Mitunter schlägt dem Sozialdemokraten blanker Hass entgegen. Er ist zum Feindbild der Corona-Leugner geworden.
Ganz schlimm wurde es nach der Verabschiedung des ersten Infektionsschutzgesetzes im Herbst. Lauterbach bekam erschreckend konkrete Droh-Mails. Unbekannte verübten nahe seiner Wohnung in Köln einen Farbanschlag auf seinen Kleinwagen. So gefährlich schätzen die Behörden die Lage ein, dass der 58 Jahre alte Sozialdemokrat auf Schritt und Tritt bewacht werden muss, wenn er öffentlich unterwegs ist.
Wahlkampf ist trotzdem nicht der reinste Horror für Lauterbachs Personenschützer. Dem berühmten Professor ist genügend Distanz stets ein ganz natürliches Bedürfnis. Er ist alles andere als ein begabter Menschenfischer. Am Dellbrücker Stand plaudert Lauterbach so lange mit seinen Genossen, bis einer fragt, ob es nicht Zeit wäre für einen Gang über den Markt.
Lauterbach ist aber auch während der kleinen Runde mit einem Parteifreund ins Gespräch vertieft, statt mit Marktkunden Kontakt aufzunehmen. Im kleinen Begleittross raunt ein Genosse einem anderen zu: „Gibt mir mal den Korb mit den Flyern, der Karl verteilt ja gar nix.“ Für Selfies immerhin steht Lauterbach gerne zur Verfügung. Die Maske behält er auch dabei konsequent auf.
Tochter türkischer Gastarbeiter
Seit 2005 hat es Lauterbach viermal per Direktmandat in den Bundestag geschafft. Diesmal könnte es im Wahlkreis Leverkusen-Köln IV knapp werden. Denn die CDU hat Serap Güler aufgestellt. Die 41 Jahre alte nordrhein-westfälische Integrationsstaatssekretärin zählt zu den engen Vertrauten von Unionskanzlerkandidat Armin Laschet.
Ihre Eltern kamen aus der Türkei: die nordrhein-westfälische Integrationsstaatssekretärin Serap Güler
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Bild: Picture-Alliance
Güler ist das Kind eines türkischen Gastarbeiterehepaars. Sie verkörpert vieles auf einmal. Sie steht für Laschets Versprechen, aus Deutschland eine „Aufsteigerrepublik“ für alle guten Willens zu machen, ganz gleich wo sie herkommen. Sie ist eine Symbolfigur für den Öffnungskurs der CDU für Menschen mit Migrationshintergrund und auch dafür, dass die Union nach Angela Merkel nicht wieder zu einer weitgehend von Männern dominierten Partei wird. Sollte Laschet Kanzler werden, dann dürfte auch Güler eine Aufgabe in seiner Regierung bekommen. Vielleicht Integrationsministerin? Fragt man die CDU-Politikerin das, dann antwortet Güler mit einer selbstbewussten Gegenfrage: „Warum nicht?“
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