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#Corona-Impfstoff: Biontech/Pfizer vor riesigem EU-Anschlussauftrag

Corona-Impfstoff: Biontech/Pfizer vor riesigem EU-Anschlussauftrag

Die EU will den vorläufigen Auslieferungsstopp für den Covid-Impfstoff von Johnson & Johnson mit einer weiteren vorgezogenen Lieferung von Biontech/Pfizer ausgleichen. Wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Brüssel bekanntgab, hat ihre Behörde mit dem Hersteller vereinbart, dass dieser aus dem fürs zweite Halbjahr geplanten Lieferkontingent weitere 50 Millionen Dosen schon bis Ende Juni in die EU liefert.

Werner Mussler

Beginnen werde die Zusatzlieferung Ende April, sagte von der Leyen. Sie solle auf die Mitgliedstaaten nach deren Einwohnerzahl aufgeteilt werden. Auf Deutschland entfallen damit rund 9 Millionen zusätzliche Dosen.

Die Liefermenge von Biontech-Pfizer erhöht sich im laufenden Quartal auf 250 Millionen Dosen, im ersten Quartal haben die Unternehmen rund 65 Millionen Dosen geliefert. Die bisherige Gesamtbestellung der EU beläuft sich auf 600 Millionen Dosen. Das Vakzin wurde beim Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech in Mainz entwickelt, in der ersten Produktionsphase aber ausschließlich vom amerikanischen Konzern Pfizer hergestellt, etwa in dessen Werk im belgischen Puurs. Mittlerweile hat Biontech auch eigene Produktionsstätten.

Was wird aus Johnson & Johnson?

In der Kommission hieß es, mit den zusätzlichen Chargen von Biontech/Pfizer ließen sich kurzfristig die nationalen Impfpläne stabilisieren, die durch die Verzögerung bei Johnson & Johnson aufgetreten seien. Der amerikanische Hersteller hatte am Dienstag den für diese Woche geplanten Start seiner Lieferungen in die EU verschoben, nachdem die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA für die Vereinigten Staaten einen Impfstoff verfügt hatte. Grund waren sehr vereinzelt aufgetretene Thrombosefälle nach Impfungen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson.

Die EU-Arzneimittelbehörde Ema prüft derzeit, ob auch sie einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Wirkstoff und Blutgerinnseln nachweisen kann. Im Fall des Impfstoffs von Astra-Zeneca hatte sie diesen in „äußerst seltenen Fällen“ festgestellt, aber nur empfohlen, die Nebenwirkung in den Beipackzettel aufzunehmen.

Laut Lieferplan sollte Johnson & Johnson bis Ende Juni 55 Millionen Dosen in die EU liefern. Je nach Ausmaß der jetzt absehbaren Verzögerungen bei J&J dürften die vorgezogenen Lieferungen von Biontech/Pfizer die Lücken in den Impfplänen nicht komplett ausgleichen. Das gilt vor allem, weil das auf der sogenannten mRNA-Technologie basierende Vakzin anders als jenes von Johnson & Johnson die Verabreichung von zwei Impfdosen erfordert.

Dass sich die EU kurzfristig so viel zusätzlichen Impfstoff von Biontech/Pfizer sichern konnte, geht offensichtlich auf einen mit dem Unternehmen zugleich verhandelten großen Anschlussauftrag zurück, der die Versorgung der EU mit Vakzinen für Auffrischungsimpfungen sowie die Impfung von Kindern sichern soll. Der Vertrag werde in Kürze fertig verhandelt sein, sagte von der Leyen. Er soll die Periode zwischen Ende dieses Jahres und 2023 umfassen und ein Volumen von 1,8 Milliarden Dosen haben.

Das ist fast so viel, wie die EU bisher insgesamt von sechs Herstellern bestellt hat und mehr als dreimal so viel, wie die EU Einwohner hat. Die EU-Staaten, von denen sich im vergangenen Sommer einige wegen des vergleichsweise hohen Preises gegen eine Bestellung bei Biontech/Pfizer gesperrt hatten, sind diesmal offenbar mit der Bestellung einverstanden – zu eindeutig haben sich die (teuersten) Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna als wirksamste und mit Blick auf Nebenwirkungen unproblematischste herausgestellt.

mRNA-Technologie hat Vorrang

Von der Leyen sagte weiter, angesichts der bisherigen Erfahrungen wolle sich die EU-Kommission in ihren Bestellungen mittelfristig vor allem auf Impfstoffe konzentrieren, die auf der mRNA-Technologie basieren. Dazu gehören die Vakzine von Biontech/Pfizer, Moderna sowie das des Tübinger Herstellers Curevac, dessen Zulassung im Mai oder Juni erwartet wird. Biontech/Pfizer sei in der „Pole Position“, weil Moderna in der EU geringe Produktionskapazitäten habe und Curevac in der Entwicklung noch zurückliege, hieß es in EU-Kreisen.

Berichte, wonach die Impfstoffe von AZ und J&J mittelfristig komplett aus dem Rennen seien, wurden in der EU-Kommission zurückgewiesen. Die beiden Vakzine beruhen – wie auch der russische Sputnik-V-Wirkstoff – auf einer anderen Technologie, die auf Adenoviren zurückgreift. Für entsprechende Langfrist-Entscheidungen sei es noch viel zu früh, sagte ein Beamter. Von der Leyen sagte, weitere Verträge mit anderen Herstellern würden voraussichtlich bald folgen.

Die EU-Kommission war in der Vergangenheit stark für die von ihr geschlossenen Verträge mit den Impfstoffherstellern kritisiert worden. In den neuen Verträgen seien die bisherigen schlechten Erfahrungen berücksichtigt worden, hieß es in der Behörde. So werde künftig grundsätzlich sichergestellt, dass die Produktion in den Mitgliedstaaten erfolgt. Außerdem müsse ein Produzent nicht nur wie bisher quartalsbezogene Liefervereinbarungen schließen, sondern solche auf Monatsbasis. Damit wolle die EU garantieren, dass die Mitgliedstaaten ihre Impfungen künftig besser planen könnten.

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