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#Corona-Impfstoff: Macht Gerechtigkeit Deutschland langsam?

Corona-Impfstoff: Macht Gerechtigkeit Deutschland langsam?

Der Impfstoff gegen Corona ist da, doch der Weg des Mittels in die Oberarme der Republik erweist sich zunehmend als Problem. Wie groß es ist, zeigten die jüngsten Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert-Koch-Instituts. Demnach wurden bis einschließlich Montag zwar insgesamt knapp 8,8 Millionen Dosen der drei zur Zeit in der Europäischen Union verfügbaren Impfstoffe geliefert. Jedoch haben nur knapp 2,2 Millionen Menschen bereits beide Impfungen erhalten, die für einen größtmöglichen Schutz erforderlich sind.

Kim Björn Becker

Reinhard Bingener

Reinhard Bingener

Politischer Korrespondent für Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen mit Sitz in Hannover.

Stefan Locke

Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Rüdiger Soldt

Rechnet man die gut 4,2 Millionen Menschen hinzu, die bislang lediglich die erste Spritze bekommen haben, dann sind 6,4 Millionen Dosen der gelieferten Impfstoffe bereits verabreicht worden. Das klingt nach guten Werten, aber fehlt da nicht etwas? Übrig bleiben in der Tat weitere gut 2,4 Millionen Dosen, die derzeit auf Halde liegen dürften und für die es in der Gesamtbevölkerung vermutlich mehr als genug willige Abnehmer gibt.

Doch der Impfstoff will einfach nicht fließen. Ausweislich der offiziellen Zahlen geht es grob um jeweils knapp eine Million Dosen von Astra-Zeneca und Biontech sowie eine knappe halbe Million Dosen von Moderna. Selbst wenn jedes Impfzentrum die Hälfte der lagernden Dosen für die notwendigen Zweitimpfungen zurücklegen würde, könnten auf einen Schlag rechnerisch 1,2 Millionen Menschen immunisiert werden. Einen Berg dieser Größenordnung schieben die Bundesländer, die für die Umsetzung der Impfungen verantwortlich sind, nun schon seit mehr als einer Woche vor sich her – und zwar ohne dass es bislang Anzeichen einer raschen Lösung gegeben hätte. Vor allem die Vakzine von Moderna und Astra-Zeneca liegen vielerorts herum; bislang konnten bundesweit lediglich 27 beziehungsweise 35 Prozent der gelieferten Impfdosen verabreicht werden.

Längst wurde die Forderung laut, dass die Impfzentren ihre Tore sofort für alle Impfwilligen öffnen sollen – und zwar bevor noch mehr Impfstoff angesichts weiterer erwarteter Lieferungen ungenutzt herumsteht. In den vergangenen Tagen haben die Länder ihre Zentren daher immerhin für die Impfberechtigten der Priorisierungsgruppe zwei geöffnet. Insgesamt gibt es vier Gruppen, drei mit jeweils unterschiedlicher Priorität und dann den großen Rest. Doch die Länder gehen gerade unterschiedlich vor.

Laut der jüngsten Impfverordnung des Bundes umfasst Gruppe zwei Personen zwischen 70 und 80 Jahren sowie Patienten nach einer Organtransplantation beziehungsweise mit bestimmten Erkrankungen wie Diabetes und Krebs. Auch Kontaktpersonen von Schwangeren und Pflegebedürftigen zählen dazu, bestimmtes medizinisches Personal sowie Angestellte in Kitas, Grund- und Förderschulen. Auch Polizei- und Ordnungskräfte sowie Bewohner von Flüchtlingsunterkünften können sich impfen lassen. Die Liste macht schon deutlich, dass Gruppe zwei „extrem groß“ ist, wie eine Sprecherin des Thüringer Gesundheitsministeriums sagt.

Reicht es, einfach weiter die Nachfrage zu beobachten?

In Erfurt hat man sich daher entschieden, diese Gruppe noch einmal in drei Untergruppen zu unterteilen. Zur ersten Unterkategorie zählen nun etwa Mediziner mit engem Patientenkontakt wie Haus-, Zahn- und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte sowie Mitarbeiter in Gesundheitsämtern und Abstrichzentren. Auch Lehrer und Mitarbeiter in Kindergärten, Grund- und Förderschulen stehen ganz oben. Etwas länger müssen dafür Polizisten, Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen sowie Kontaktpersonen warten. Ganz anders ist die Situation in den Nachbarländern Bayern und Sachsen.

Dort hält man eine Binnendifferenzierung für kaum umsetzbar und hat entschieden, gleich die ganze Gruppe zwei zu öffnen. „Wir werden die Nachfrage beobachten und schnellstmöglich Impfmöglichkeiten auch weiteren Personengruppen anbieten“, sagte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD).

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Auch Baden-Württemberg öffnete die Impfzentren kürzlich für die gesamte Gruppe zwei. Bis Anfang der Woche hat Astra-Zeneca 278.000 Ampullen seines Impfstoffs in das Bundesland geliefert, erst 46.000 davon seien bisher verimpft worden, sagte ein Sprecher des Stuttgarter Gesundheitsministeriums am Dienstag. Bis Ende nächster Woche erwartet die Landesregierung weitere gut 182.000 Dosen – dabei sind die Impfzentren landesweit nur für 7000 Erstimpfungen pro Tag mit Astra-Zeneca ausgelegt, auch wenn vereinzelt mehr möglich ist. „Sobald wir feststellen, dass die Nachfrage nachlässt, wird der nächste Öffnungsschritt folgen“, sagte der Sprecher.

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