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#Covid-Pille und Impfen: Wer sich selbst betrügt

Covid-Pille und Impfen: Wer sich selbst betrügt

Die Suche nach einem Fluchtweg aus dem Schlamassel, sie nimmt auch in den einschlägigen Wissenschaften einfach kein Ende. Man navigiert weiter erratisch durchs Gelände. Manchmal ist das peinlich, wenn die Zahlen etwa über Klinikeinweisungen oder Fallzahlen auch nach zwei Jahren Krise wegen mangelnder Digitalinfrastruktur Tage oder Wochen später gemeldet werden, manchmal ist es unausweichlich: Wenn etwa wie mit Omikron das Virus eine evolutionäre Schleife dreht, die jeden Impfoptimismus zu erdrücken droht und plötzlich nur noch der Booster – und bald wohl zusätzlich die vierte Dosis – jene Sicherheit zu geben verspricht, die Anfang des vergangenen Jahres noch gutgläubig verbreitet wurde.

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Impflücken sind überhaupt die größte Hürde. Noch immer sind weniger als die Hälfte der Bürger geboostert, zwanzig Millionen sind ganz und gar ungeimpft, und darunter sind drei Millionen im Alter von mehr als sechzig Jahren, die ein besonders hohes Risiko tragen, auch in der Omikron-Welle schwer zu erkranken. Wie viele von ihnen bei ohnehin geschwundenem Vertrauen in die Impfung und in die Corona-Politik doch noch zu gewinnen sind, um die nächste Sterbewelle zu verhindern, weiß keiner. Dass aber just unter ihnen scheinbar der Glaube an anderweitige Lösungen besonders intakt ist, lässt sich in ihren sozialen Foren leicht ablesen.

Zehntausende weitere Opfer

Die „natürliche“ Durchseuchung der Bevölkerung hat dabei eine besondere Aktualität. Omikron, heißt es, verlaufe milder und werde die Immunität nach der Ansteckung bei neunundneunzig ­Komma soundso viel Prozent entscheidend stärken. Der Rest stirbt. Zehntausende weitere Covid-19-Opfer, die schwer Akutkranken und die noch kaum bezifferbaren Langzeitkranken nach der Infektion, werden erschreckenderweise achselzuckend hingenommen.

Das Muster vom ersten Pandemiejahr wiederholt sich hier. Auffallend ist, dass bei dieser moralischen Bankrotterklärung der frische wissenschaftliche Befund, Omikron verursache häufiger milde Krankheitsverläufe, zum Nennwert hingenommen wird. In gewisser Weise setzt sich diese Anbiederung der Verharmloser an die Wissenschaft, die die neue Infektionsschwemme diametral anders interpretiert, in weiteren pseudowissenschaftlichen Ausflüchten fort.

Besonders beliebt unter Impfkritikern sind die sogenannte Covid-Pille für danach und der neue Proteinimpfstoff von Novavax. Sie werden in vielen Ecken der Echokammern hochgejubelt und geradezu als Mittel gefeiert, um den pandemiepolitischen Notausgang – die Impfpflicht für alle – überflüssig zu machen. Motto: Wer schonende Waffen wie diese zur Hand hat, muss sich nicht die gentechnisch veränderten mRNA-Impfstoffe in den Körper pumpen lassen.

Aufwendige und schwierige Synthese

Damit spitzt sich die Verwirrung weiter zu, und für viele sieht es so aus, als wäre das auch noch wissenschaftlich gedeckt. Denn dass Paxlovid – die Covid-Pille – und der vermeintliche „Totimpfstoff“ von Novavax tatsächlich das Zeug haben, die Gesundheitsfolgen möglicherweise weiterer Corona-Wellen abzufedern, ist zwar wissenschaftlich kaum zu bestreiten; beides ist zugelassen, und beides soll in den nächsten Wochen ausgeliefert werden.

Allerdings löst das Seriositätssiegel keines der Probleme, die ebenfalls unabstreitbar sind: Die Covid-Pille soll 90 Prozent der schweren Verläufe verhindern, wenn sie in den ersten drei bis fünf Tagen zweimal täglich genommen wird. Neunzig Prozent sind nicht hundert. Vor allem aber ist die Synthese des Virenhemmers so aufwendig und schwierig, dass der Hersteller schon auf die Bremse tritt und die Auslieferung der eine Million Dosen, die der deutsche Gesundheitsminister bisher bestellt hat, in den Sternen steht. Die USA haben wie andere hart von Omikron getroffene Länder ihre Bestellmengen schon verdoppelt, der globale Wettlauf wird gewaltig.

Nicht weniger unbefriedigend sind einige Aspekte zum anderen Feigenblatt der Impfgegner: Der „schonende“ Proteinimpfstoff jedenfalls ist nicht etwa erbgutfrei, sondern enthält das gentechnisch erzeugte Virus-Spike-Protein und wird mittels Baculoviren in Kulturen aus unsterblichen Mottenzellen produziert. Verabreicht wird es in Nanopartikeln mit einem Adjuvans – einem Wirkverstärker, gewonnen aus dem chilenischen Seifenrindenbaum, ohne den der Proteinimpfstoff nur schlecht wirken würde. Es handelt sich also um ein ziemlich synthetisches Konstrukt, das nach Lage der Dinge anfangs so gut wirkt wie die RNA-Impfstoffe. Das Virus wird jedoch tendenziell schneller resistent, weil dieser Impfstoff das Immunsystem nicht in seiner ganzen Breite gut trainiert. Wer solche Mittel hochjubelt, müsste sich vor dem Naheliegenden nicht wirklich fürchten.

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