Nachrichten

#„Da platzen Träume von Familien“

„Da platzen Träume von Familien“

Jenny Eisenring und ihr Freund hatten im neuen Baugebiet das schönste Grundstück ergattert: leicht erhöht und mit freiem Blick auf Dorf und Tal. In Mandern sind die beiden aufgewachsen, dort wohnen ihre Familien. Vor einem Jahr haben sie selbst eine gegründet. In Mandern wollen sie bleiben.

Judith Lembke

Redakteurin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Da die Wohnung zu klein für die dreiköpfige Familie wurde, bewarben sich die beiden vor einem Jahr für das Grundstück im Neubaugebiet – und bekamen den Zuschlag. 88 Euro je Quadratmeter sollte die Parzelle in dem 900-Seelen-Dorf nahe Trier kosten. Im vergangenen Herbst holte die Familie Angebote bei Fertighausanbietern ein. Insgesamt hätte ihr neues Zuhause höchstens 400 000 Euro gekostet. „Das hätten wir stemmen können“, sagt Eisenring. Das Traumhaus schien sicher.

Doch als das Paar vor ein paar Wochen die Verträge abschließen wollte, war plötzlich von ganz anderen Summen die Rede. Denn zwischen der Reservierung des Grundstücks vor einem Jahr und Baubeginn sind die Preise für Baustoffe explodiert: Holz, Stahl und Dämmplatten, alles hat sich verteuert, kostet teilweise das Doppelte. Für das geplante Fertighaus hätten sie nun mehr als einen halbe Million Euro zahlen müssen, das aber können die Speditionskauffrau in Elternzeit und der Elektriker nicht finanzieren. Nach langem Ringen haben sie ihr Grundstück zurückgegeben. „Es ist schon traurig, aber wir wollen keine schlaflosen Nächte“, sagt Eisenring.

Das Eigenheim gehört dazu

Jetzt bleibt die Familie erst einmal in der bisherigen Wohnung, mit einem Gefühl der Bitterkeit. „Im Gegensatz zu denen, die früher dran waren, können wir uns kein Haus mehr in unserem Heimatort bauen“, sagt Eisenring. „Unser Traum ist geplatzt.“

Auf dem Grundstück wird nun eine andere Familie bauen. Ein Lehrerehepaar aus Trier, das vor den hohen Bodenpreisen in der Stadt aufs Land geflüchtet ist. Das berichtet der Bürgermeister von Mandern, Tim Kohley.

Jenny Eisenring und ihr Freund sind nicht die Einzigen aus dem Ort, die ihr Grundstück im Neubaugebiet zurückgegeben haben, weil sie sich wegen der gestiegenen Preise kein Haus mehr darauf leisten können. „Bei uns auf dem Land sind die Einkommen nicht so üppig“, sagt Kohley. Auf der anderen Seite gehöre bei den meisten der Dreiklang aus Heirat, Kindern und Eigenheim zur Vorstellung von einem erfüllten Leben. „Da platzen aktuell Träume von jungen Familien“, sagt Kohley.

Familien sind frustriert

Wer jetzt nicht mehr bauen kann, ist gefrustet. Kohley hat dafür Verständnis. „Das sind Menschen von hier, die sich in den Vereinen engagieren, deren Kindern hier in den Kindergarten gehen.“ Die Politik wolle die jungen Familien im ländlichen Raum halten, und da gehöre das großzügige Wohnen eben mit dazu. Es ärgert den Kommunalpolitiker, dass deutsches Bauholz nach China und in die USA exportiert werde, zum Nachteil deutscher Bauherren und Handwerker. Die hätten zwar die Auftragsbücher voll, aber mittlerweile kein Material mehr, um die Aufträge abzuarbeiten. Auch bei denen sei der Frust riesig, berichtet er aus seiner Region.

Dasselbe lässt sich für ganz Deutschland sagen. Seit Frühling warnen die deutschen Handwerks- und Bauverbände zunehmend lauter vor der Baustoffknappheit und den damit verbundenen Preissteigerungen. In der Mai-Umfrage des Münchner Ifo-Instituts gaben mehr als 40 Prozent der befragten Baufirmen an, Probleme bei der Materialbeschaffung zu haben. Von einem „beispiellosen Engpass“ ist die Rede, so etwas habe es seit der Wiedervereinigung nicht gegeben.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!