Nachrichten

#Darf man überhaupt noch fliegen? Was Fachleute sagen

Flugreisen mit schlechtem Gewissen? Das kennt sogar Christian Baatz. Der Juniorprofessor an der Universität Kiel forscht zur Klimaethik. Ist es für das Klima sinnvoller, ganz auf Flüge zu verzichten – oder als Klimaethiker zu forschen und dabei einige Flüge in Kauf zu nehmen? Baatz hat sich für Letzteres entschieden. „Aber manchmal habe ich schon ein ungutes Gefühl ­dabei.“ Schließlich tragen Flugreisen ­erheblich zur Klimakrise bei.

Dabei ist der jährliche Anteil der globalen Flugemissionen am menschen­gemachten Klimawandel auf dem Papier relativ gering. Er betrug 2022 etwa zwei Prozent, berechnete die Internationale Energieagentur (IEA). Aber zu fliegen ist aus Klimaschutzsicht das Schädlichste, was ein Einzelner tun kann. Der durchschnittliche Treibhausgas-Abdruck eines Deutschen liegt laut Umweltbundesamt bei jährlich rund elf Tonnen CO2-Äquivalenten. Eine Flugreise von Frankfurt nach Sydney (hin und zurück) hat je nach Rechner Emissionen von sieben bis zehn Tonnen CO2-Äquivalenten zur Folge. Zum Vergleich: Soll die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden, bleiben jedem Menschen je nach Annahmen jährlich deutlich weniger als zwei Tonnen CO2. Sollte man also überhaupt noch fliegen?

Das schlechte Gewissen fliegt mit

Seit dem Aufkommen der Klimaschutzbewegung Fridays For Future hinterfragen mehr Menschen ihren persönlichen Fußabdruck. Fliegen wollen viele trotzdem – und steigen dann mit schlechtem Gewissen ins Flugzeug. Die deutsche Luftfahrt beförderte 2019, also vor der Corona-Pandemie, laut der Statistikplattform Statista rund 227 Millionen Menschen. Das ist ein Anstieg um zwei Drittel im Vergleich zu 2004. Und laut dem Umweltbundesamt sind die globalen CO2-Emissionen im Luftverkehr zwischen 2013 und 2019 um 29 Prozent ­gestiegen. Mehr noch: Nach den Daten des Luftfahrt-Tracking-Unternehmens Flightradar24 sind am 6. Juli so viele kommerzielle Flugzeuge in der Luft ­gewesen wie noch nie an einem Tag seit Start des Dienstes im Jahr 2006.


Christian Baatz sagt, dass jeder, der dazu in der Lage ist, sein eigenes Handeln im Sinne des Klimaschutzes hinterfragen solle. „Aber man sollte sich auch nicht ausschließlich mit den individuellen Handlungsmöglichkeiten beschäftigten.“ Schließlich ist es aus seiner Sicht mindestens genauso wichtig, dass die Politik strukturelle Reformen auf den Weg bringt (wie den Ausbau erneuerbarer Energien) und Unternehmen stärker in die Verantwortung nimmt (strengerer Emissionshandel). „Wir können die Welt nicht allein retten“, sagt Baatz. „Aber ­jeder hat eine Verantwortung, sich für eine bessere Klimaschutzpolitik einzusetzen.“ Doch wie genau sieht diese Verantwortung aus?

Flugreisen nehmen zu

Die Ethik beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, was moralisch erlaubte oder verbotene Handlungen sind. ­Dabei lässt sich grob zwischen drei Konzepten unterscheiden. Gemäß der ­Tugendethik handelt ein Mensch moralisch, wenn er sich von bestimmten ­Tugenden leiten lässt. Für viele Philosophen der griechischen Antike waren das etwa Weisheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit oder Mäßigung. Was altmodisch klingt, lässt sich anhand der Tugend der Mäßigung mit klimaschutzrelevanter Bedeutung aktualisieren: sich selbst zurücknehmen und im Zweifel Verzicht üben.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!