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#Darum gibt es immer weniger Skispringer

Darum gibt es immer weniger Skispringer

Beim Skispringen wird es derzeit an jedem Wochenende spannend. Wie viele Springer stellen sich dem Wettbewerb? Für den Weltcup-Wettbewerb in Titisee-Neustadt, dem ersten nach der Vierschanzentournee, waren es nur 50 Athleten. Ein Qualifikationswettbewerb wurde überflüssig. „Die dem Wettkampf vorangehende Qualifikation dient der Reduzierung des Starterfeldes“, steht in den Statuten des internationalen Skiverbandes Fis, „bei Weltcup-Veranstaltungen qualifizieren sich 50 Springer für den Wettbewerb.“

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In Zakopane waren eine Woche danach 56 Springer gemeldet, in Lahti 53, und für das Springen am Wochenende auf der Mühlkopfschanze in Willingen sind es immerhin 59 Athleten. Vor den Weltmeisterschaften (23. Februar bis 7. März) in Oberstdorf wollen die Athleten Wettkampferfahrung sammeln.

Schon seit ein paar Jahren kämpft die Fis damit, dass die Teilnehmerfelder immer kleiner werden. Selbst bei der prestigeträchtigen Vierschanzentournee, bei der früher 80 bis 90 Springer an den Start gingen, waren diesmal nur 62 Athleten in den Qualifikationen dabei – bei gleichbleibender Anzahl teilnehmender Nationen. Kleine Nationen wie Tschechien oder Frankreich sind mal dabei, mal wieder nicht. Dabei war schon vor Jahren eine Quote von sechs Springern pro Team eingeführt worden, damit sich Springer möglichst vieler Länder – und nicht nur die aus den stark besetzten Topnationen – für den Wettbewerb qualifizieren. Gründe für die gegenteilige Entwicklung gibt es viele.

Es tobt eine Materialschlacht

Der entscheidende: Im Skispringen tobt eine Materialschlacht. Die großen Skisprung-Nationen wie Deutschland, Norwegen, Österreich, Polen und Japan versuchen, sich ständig gegenseitig zu überbieten. „Wir betreiben einen riesigen Aufwand“, sagt Bundestrainer Stefan Horngacher, „beim Material sind wir permanent am Testen.“ Der Fis-Skisprung-Renndirektor Sandro Pertile berichtet, dass Springer dieser Länder an jedem Wochenende mit einem neuen Anzug antreten.

480 Euro kostet einer. „Man könnte die Zahl der Anzüge limitieren“, sagt Pertile. Norwegens Cheftrainer Alexander Stöckl ist skeptisch, ob die Umsetzung funktioniert: „Eine Änderung des Reglements ist eher schwierig.“ So ergibt sich eine auffällige Parallele zur Formel 1: Auch dort wehren sich die finanzkräftigen Teams wie Mercedes und Ferrari gegen Veränderungen, die zu einer größeren Leistungsdichte im Wettbewerb führen sollen.

Pertiles Vorgänger Walter Hofer wollte Skispringen zum Weltsport machen. Er hat deshalb den Bau von Schanzen propagiert, etwa in Erzurum in der Türkei. Doch mehr als wenige zweitklassige Continentalcup-Springen und den einmaligen Auftritt von Fatih Arda Ipcioglu bei der Tournee 2017/18 sowie seinen anschließenden Start bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang hatte das Projekt nicht zu bieten. Der Bulgare Wladimir Sografski müht sich mehr schlecht als recht als Alleinunterhalter. Eine Skisprung-Kultur lässt sich nicht auf die Schnelle entwickeln.

„Skispringen ist eine sehr komplexe Sportart“

Dass anlässlich der Winterspiele in einem Jahr in Peking auch in China Schanzen gebaut werden, macht Pertile trotz des großen Potentials im Reich der Mitte nicht zuversichtlicher. „Skispringen ist eine sehr komplexe Sportart, in der es nicht gelingt, in kürzester Zeit in die Weltspitze zu kommen“, sagt der Fis-Funktionär. Dieser lange Atem, so Pertiles Einschätzung nach seinen Besuchen in Peking, entspreche nicht der chinesische Mentalität.

Horst Hüttel, Teammanager Skisprung im Deutschen Skiverband und Mitglied in verschiedenen Fis-Komitees, präferiert einen anderen Ansatz. „Wir müssen die Fis-Jugendcamps weiter stärken“, fordert er. Der frühe Vergleich mit Gleichaltrigen fördere nicht nur den Ehrgeiz, sondern steigere zwangsweise das Niveau. Doch von früher sechs Wettkämpfen sind noch zwei, in Hinterzarten und Lahti, geblieben. „Dabei entstehen bei diesen Wettkämpfen ohne Preisgeld und TV-Produktion für die Veranstalter kaum Kosten“, sagt Hüttel. Der mittel- bis langfristige Nutzen sei jedoch enorm.

„Wichtig ist, dass die Performance der Athleten aus den kleinen Nationen besser wird“, sagt der Skisprung-Renndirektor Pertile. Deshalb sehen sowohl er als auch Hüttel in der Entsendung von Trainern als Entwicklungshelfer eine Möglichkeit, das Niveau in den kleinen Nationen anzuheben. „Russland profitiert immer noch von den Strukturen, die Wolfgang Steiert eingeführt hat“, sagt Hüttel. Der ehemalige Coach von Martin Schmitt und Sven Hannawald war von 2005 bis 2010 der Chefcoach der Russen.

Helfen können auch Kooperationen. So trainiert der Este Artti Aigro gemeinsam mit dem finnischen Team. Parallel dazu will Pertile mit seinem Weltcup in mehr Ländern antreten. „Wir müssen in Japan, den USA und Russland, aber auch in Europa in Frankreich, Italien oder Tschechien präsent sein“, sagt Pertile. Auch wenn dies zu Lasten von Springen in Deutschland und Österreich gehe. Dieser Aufgabe will sich Italiener im März widmen. Zunächst muss er aber diese Saison zu einem guten Ende bringen. Mit möglichst vielen Springern.

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