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#Darum sehen sich die Schiedsrichter im Recht

Darum sehen sich die Schiedsrichter im Recht

Auch am Morgen danach war die Aufregung noch nicht verflogen. Die Debatte um das Siegtor von Borussia Dortmund ging weiter. Erling Haaland stand dabei gegen den SC Paderborn in einer Position, die als Abseitsstellung angesehen wird. Doch strafbar im Abseits befindet sich laut Regelwerk nur, wer sich dann auch aktiv am Spiel beteiligt oder mit seinem Verhalten den Gegner beeinflusst, also beispielsweise dem Torhüter die Sicht verdeckt.

Das Problem bei der richtigen Bewertung der Szene durch Schiedsrichter Tobias Stieler und den Video-Assistenten Matthias Jöllenbeck war allerdings ein anderes: Es galt, die Frage zu beantworten, ob der Paderborner Spieler Svante Ingelsson mit seiner Grätsche zum Ball nach dem Pass von Thomas Delaney auf Haaland absichtsvoll eingegriffen hatte – ein sogenanntes Deliberate Play.

Dabei ist unerheblich, wie stark die Berührung ist oder ob sich entscheidend die Flug-/Rollbahn des Balles ändert. Stieler hatte laut offizieller Twitter-Mitteilung der Bundesliga-Schiedsrichter die Wahrnehmung, „dass der Spieler Ingelsson durch ein bewusstes Berühren des Balles die Abseitsstellung des BVB-Spielers Erling Haaland aufgehoben hat“. Dies habe durch die TV-Bilder nicht zweifelsfrei widerlegt werden können – die Entscheidung blieb daher bestehen. 

Somit bestand für Stieler laut Video-Assistent-Referee-Protokoll auch kein Anlass, eine Review am Spielfeldrand vorzunehmen: Es lag keine klare Fehlentscheidung vor – auch hatte der Schiedsrichter keinen schwerwiegenden Vorfall übersehen. „Er hat auf dem Feld einen Ballkontakt wahrgenommen, das heißt gesehen und/oder gehört“, sagte Alex Feuerherdt vom Schiedsrichter-Podcast „Collinas Erben“ dem Sport Informations Dienst: „Damit war eine mögliche Abseitsstellung von Haaland aufgehoben. Da der Video-Assistent das nicht klar widerlegen konnte, gab es keinen Grund zu einem Eingriff.“

Nach der Partie dauerte der kolossale Vulkanausbruch des Steffen Baumgart noch 15 Sekunden länger als der quälend zähe Videobeweis. Mit heiserer Stimme donnerte und schnaubte der Trainer des SC Paderborn nach dem VAR-Drama von Dortmund in 5:02 Minuten leidenschaftlich gegen Schiedsrichter Stieler – ohne Rücksicht auf Konsequenzen: „Ich bin gespannt, ob ich jetzt ’nen Brief vom DFB kriege.“

Das wird er, allerdings ohne eine persönliche Strafe. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes teilte am Mittwoch mit, er werde „mit Zustimmung des DFB-Sportgerichts kein Verfahren einleiten“. Allerdings wurde Baumgart schriftlich nahegelegt, „sich zukünftig in seiner Wortwahl zu mäßigen und an seine Vorbildfunktion als Trainer zu denken“. Im Wiederholungsfall könne es sonst zu einer Anklage-Erhebung vor dem Sportgericht kommen.

Baumgart hatte sich am ARD-Mikrofon nach allen Regeln der Kunst in Rage geredet und vielen Zuschauern aus dem Herzen gesprochen. „Eine absolute Frechheit“ sei Stielers Vorgehen, schimpfte er, und er redete von Respektlosigkeit und den Kleinen, denen man ohnehin immer „in den Arsch tritt“, von einem Fußball, der sich „zum Affen“ mache. „Wir stehen da und frieren uns minutenlang den Arsch ab. Das geht für uns um zwei Millionen! Ich bin keine Aktiengesellschaft, wir kämpfen um jede müde Mark!“

4:47 Minuten hatte sich ab der 95. Minute die Bestätigung von Haalands Siegtor zum 3:2 des BVB nach Verlängerung hingezogen. Es ging nach dem DFB-Pokal-Achtelfinale um Feinheiten des Regelwerks. Auf einer weiteren Ebene auch darum, ob die Regeln des Spiels überhaupt noch für den Fan nachvollziehbar sind. Baumgart erzürnte aber am meisten, dass Stieler sich am Spielfeldrand die Bilder nicht mehr anschaute: „Langsam wird‘s lächerlich. Respekt bedeutet auch, sich den Scheiß anzugucken.“

Ingelsson hatte auf halbem Wege versucht, den Ball mit einer Grätsche aufzuhalten. Berührte er dabei den Ball – kein Abseits. Berührte er ihn nicht – Abseits. „Ich weiß auf jeden Fall, dass er ihn berührt hat, ich habe es bis hinten gehört“, versicherte BVB-Abwehrspieler Emre Can. In Regel 11 heißt es dazu: „Ein Spieler verschafft sich keinen Vorteil aus einer Abseitsstellung, wenn er den Ball von einem gegnerischen Spieler erhält, der den Ball absichtlich spielt.“ Absicht kann man dem Paderborner durchaus unterstell en, schließlich ging er aktiv zum Ball im Versuch, den Pass auf Haaland zu verhindern.

Baumgart und seine Mannen kamen nachts um halb drei im Regen dennoch vollkommen frustriert zu Hause an. Die Paderborner fühlten sich um den Lohn eines extrem leidenschaftlichen Auftritts gebracht. Die Verlängerung hätte es, das war die Ironie dabei, ohne den sogenannten Videobeweis nicht gegeben: Stieler erkannte in der fünften Minute der Nachspielzeit das vermeintliche 3:1 von Haaland ab und verhängte stattdessen einen Elfmeter für Paderborn – nach Studium der Videobilder.

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