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#Das Büro in der Sinnkrise

„Das Büro in der Sinnkrise“

Wenn Stephan Leimbach morgens ins Büro kommt, erwartet ihn dort auf dem Schreibtisch kein Bilderrahmen mit Familienfoto, kein persönlich ausgewählter Kunstdruck an der Wand. Ein eigenes, nur ihm zugängliches Büro hat er nicht mehr. Stattdessen wählt er sich morgens in eine App ein, über die er einen Schreibtisch buchen kann. Dort sieht er auch, wie voll die umliegenden Schreibtische heute sein werden und welche Kollegen dort sitzen. Persönliche Arbeitsmaterialien lagern in einem Spind, zugänglich über eine elektronische Schlüsselkarte.

Leimbach ist „Head of Office Leasing“ am deutschen Standort der Immobilienberatung JLL in Frankfurt und beschäftigt sich beruflich mit der Zukunft des Büros. Welche Rolle das Büro in Zukunft noch spielen wird, fragen sich in diesen Tagen viele. Denn der sogenannte „Freedom Day“ steht in Deutschland kurz bevor, am 20. März sollen die meisten Corona-Beschränkungen wegfallen – und damit auch die Homeofficepflicht. In vielen Betrieben werden sich Angestellte erstmals seit Monaten auf den Weg ins Büro machen, vereinsamte Gewerbegebiete werden sich wieder mit Leben füllen. Bei einigen dürfte die Frage aufkommen, wenn sie sich früh morgens in die volle U-Bahn quetschen, warum sie diesen Weg überhaupt noch auf sich nehmen. Wer ein eigenes Büro zu Hause hat, fühlt sich dort womöglich produktiver als im lauten Großraumbüro in der Firma. Wenn dann zu Hause auch noch der Kaffe besser schmeckt, welchen Zweck erfüllt da das Büro überhaupt noch? Ist es vielleicht ein Auslaufmodell?

Diese Überlegungen stellen Unternehmen vor ein Problem. Wenn sie wollen, dass ihre Mitarbeiter ins Büro kommen, müssen sie ihnen einen Anreiz dazu liefern. Sie zu zwingen dürfte schwierig werden, glaubt zumindest Stephan Leimbach: „Unternehmen, die kein Homeoffice anbieten, wird es in zehn Jahren nicht mehr geben. Die Mitarbeiter werden mit den Füßen abstimmen.“ Für kreative Tätigkeiten und Teamarbeit sei es nun aber einmal sehr viel produktiver, wenn alle Beteiligten wenigstens ab und zu auch in einem Raum seien. Also muss sich das Büro verändern, damit die Leute weiter gerne kommen – auch weil das Mitarbeiter loyaler macht, argumentiert Leimbach: „Unternehmen stehen in einem Kampf um Talente. Wenn ich nur meine Visitenkarte wechseln muss, weil im Homeoffice alles andere gleich bleibt und ich keine Bindung zu meinem Unternehmen habe, fällt es mir auch leichter zu gehen. Das stellt die Arbeitgeber vor ein Riesenproblem.“

Die neue Flexibilität ist populär

Leimbach sagt, das Büro erfülle zukünftig eine andere Aufgabe als früher. Konzentrierte Einzelarbeit können viele genauso gut zu Hause erledigen. Bei JLL gibt es heute für zehn Mitarbeiter nur noch acht Schreibtische. Hybrides Arbeiten ist fest in der Architektur des Büros verankert. Den Platz, den sonst Einzelarbeitsplätze einnehmen würden, füllen Projekt- und Konferenzräume, ausgestattet mit großen Bildschirmen und wandfüllenden Whiteboards. Gebucht werden können sie über dieselbe App wie die Schreibtische oder über einen Touchscreen an der Tür. Ein Kamerasystem erkennt, wer in einer Konferenz gerade spricht, und zoomt auf dessen Gesicht. So kann auch wer virtuell zugeschaltet ist den anderen in die Augen blicken. Wärmesensoren liefern Daten darüber, welche Räume tatsächlich viel genutzt werden. Für die Zukunft rechnet Leimbach mit noch weniger Einzelarbeitsplätzen und mehr Raum für Teamarbeit.

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