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#Das bunte Leben des berühmtesten Weltrekord-Rentners

Das bunte Leben des berühmtesten Weltrekord-Rentners

Er hat nie die Tour de France gewonnen und auch sonst kein wichtiges Radrennen. Und dennoch hat in der vergangenen Woche der Tod von Robert Marchand nicht nur in Frankreich eine Flut von Würdigungen ausgelöst, wie sie sonst nur bei den Stars der Szene üblich sind. Es würde einen nicht einmal wundern, wenn für Marchand im Radsporthimmel ein Plätzchen im Kreis der Großen reserviert wäre. Kein Herz schlug schließlich länger für den liebsten Sport der Franzosen. Marchand starb im sagenhaften Alter von 109 Jahren.

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Mit 105 hatte er seinen letzten Weltrekord gefeiert. Im Vélodrome National in der Nähe von Paris stellte er ihn im Januar 2017 mit 22,574 Kilometern innerhalb einer Stunde in der Klasse 105 plus auf, einer Klasse, die der internationale Radverband UCI erst kurz zuvor in seine Regularien aufgenommen hatte. Marchand, wen wundert es, ist bis heute der einzige Starter in dieser Methusalem-Wertung des Radsports geblieben. Den Stundenrekord für über 100-Jährige hält er im Übrigen mit 26,952 Kilometern. Ein Jahrhundertrekord auch dies.

Marchand wurde am 26. November 1911 in Amiens im französischen Norden geboren. Sein Leben war so bunt wie abenteuerlich. In den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts arbeitete er als Feuerwehrmann in Paris. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zunächst in Venezuela und Kanada, er war Holzfäller, arbeitete auf Zuckerrohrplantagen, war nach seiner Rückkehr nach Frankreich Schuhverkäufer und Weinhändler. Und Sportler natürlich. Er war Turner, Boxer – und Radfahrer. Sein größter Erfolg auf dem Rad? Als junger Mann belegte er einmal den siebten Platz beim Grand Prix des Nations, einem Einzelzeitfahren über 140 Kilometer.

1,52 Meter groß und 50 Kilogramm schwer

Marchand stellte das Rad anschließend vorübergehend in die Ecke, erst Ende der Siebzigerjahre begann er wieder mit dem Training. Er fuhr zwölfmal L’Ardéchoise, einen anspruchsvollen Radmarathon im Departement Ar­dèche, auf dessen Strecke 2011 sogar ein Pass nach ihm benannt wurde. Im Alter von 86 Jahren fuhr er noch die Jedermann-Version des 250 Kilometer langen legendären Rennens Paris–Roubaix.

Einen weiteren spektakulären Rekord stellte Marchand 2012 im Alter von 100 Jahren im Velodrom von Lyon auf, als er hundert Kilometer in 4:17:27 Stunden fuhr, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,3 Kilometern pro Stunde entspricht. Zur Feier seines 104. Geburtstages fuhr er 2016 an der Ardèche 20 Kilometer auf der Zeitfahrstrecke der 13. Etappe der Tour de France, die Tom Dumoulin damals gewann. Marchand, der nur 1,52 Meter groß und 50 Kilogramm schwer war, mischte die Radszene mit zunehmendem Alter in regelmäßigen Abständen auf. Erst 2016, im Alter von 105 Jahren, beendete er nach seiner letzten Rekordfahrt die Jagd nach weiteren Bestmarken. Die Ärzte hatten es ihm nahegelegt.

Gestorben ist Marchand in einem Pflegeheim in Mitry-Mory, einem Ort in der Nähe von Paris. Den kleinen Mann, der viele Jahrzehnte Gewerkschafter und Mitglied der Kommunistischen Partei PCF war und sich für zahlreiche soziale Projekte engagierte, würdigte nicht nur der Sport, sondern auch die Politik. Oder versuchte es zumindest. 2009 sollte er die Goldmedaille für Jugend und Sport von Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot bekommen. Er lehnte dies ab. Mit Repräsentanten der konservativen Partei UMP, die sich seit 2015 Les Républicains nennt, wollte er nichts zu tun haben.

Gegen die Worte, mit denen ihn jetzt Charlotte Blandiot-Faride verabschiedete, die kommunistische Bürgermeisterin von Mitry-Mory, hätte er wohl nichts einzuwenden gehabt. „Robert war ein großer Champion“, schrieb sie. „Ein Champion, der uns zum Träumen brachte und seinen Kopf trotzdem auf den Schultern behielt. Er war ein Freund, jemand, der sich für die Gewerkschaften engagierte und politisch links stand. Er war das Aushängeschild unserer Stadt.“ Und vielleicht ist er sogar mehr als das: ein Aushängeschild des Radsports.

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