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#„Das Ergebnis ist der Wahnsinn“

„Das Ergebnis ist der Wahnsinn“

Jürgen Klopp setzte sein breitestes Lachen auf und konnte gar nicht mehr aufhören, den Fans des FC Liverpool zu winken. Die hatten genau die gleiche gute Laune wie der Trainer. Denn die Reds hatten kurz zuvor nicht nur bei Manchester United gewonnen. Sie hatten den Erzrivalen blamiert. Schon zur Halbzeit stand es 0:4 aus Sicht der Red Devils, am Ende kam ein weiterer Gegentreffer hinzu. Und das alles im eigenen Stadion. Naby Keita (5. Minute) und Diogo Jota legten das Fundament, dann machte Mohamed Salah (38., 45.+5 und 50.) alles klar. Und Manchesters Paul Pogba sah auch noch Rot (60.).

Tobias Rabe

Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

„Das Ergebnis ist der Wahnsinn“, sagte Klopp bei Sky Sports. „Die Spieler haben ein Stück Fußball-Geschichte geschrieben. Es ist etwas Besonderes, aber wir werden jetzt nicht wie verrückt feiern.“ Dabei hätte Liverpool einigen Grund dazu. Vor allem in Auswärtsspielen hat die Elf von Klopp derzeit eine unglaubliche Bilanz: 3:2 bei Atlético Madrid, 5:0 in Watford, 5:1 beim FC Porto, 3:3 in Brentford, 3:0 in Norwich, 3:0 in Leeds, nochmal 3:0 in Norwich – in dieser Saison schoss Liverpool außerhalb des Stadions an der Anfield Road immer mindestens drei Tore. Und das liegt vor allem an einem Spieler.

Salah ist in herausragender Form. 15 Tore in zwölf Spielen hat er der Ägypter seit August erzielt. Auch in Manchester traf er gegen eine löchrige Abwehr. Das 1:0 von Keita bereitete er mit einem genauen Pass vor, sodass der einstige Leipziger nur einschieben musste. Beim 2:0 hatte er ausnahmsweise seine Füße nicht im Spiel, dann ließ es sich nicht mehr abwimmeln. Das 3:0 bereitete er sogar selbst vor. Sein Schuss wurde abgeblockt, doch Salah reagierte blitzschnell, lief in Position und schob Keitas Hereingabe ein, genau wie beim 4:0 mit einem Schuss in die kurze Ecke. Und das 5:0 erzielte er nach Traumpass von Jordan Henderson, indem er den Ball leicht am Torwart vorbeilupfte.

Ole Gunnar Solskjaer steht vor dem Aus bei Manchester United.


Ole Gunnar Solskjaer steht vor dem Aus bei Manchester United.
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Bild: Reuters

Klopp war begeistert ob der Klasse, die sein Vorzeigestürmer Spiel für Spiel zeigt. „Er genießt seinen Fußball und ich hoffe, dass es noch lange, lange, lange so weitergeht.“ Salahs Vertrag läuft MItte 2023 aus. Der Marktwert von Salah, der im kommenden Juni 30 Jahre alt wird, liegt derzeit bei rund 100 Millionen Euro. Doch alle Kontrahenten, die hoffen, den Stürmer im Sommer loseisen zu können, können sich die Avancen sparen: Salah erklärte unter der Woche, seine Karriere gerne in Liverpool beenden zu wollen. Und wenn er so weitermacht, hat er womöglich gar Chancen bald auf den Titel des Weltfußballers des Jahres.

Diesen Titel gewann Cristiano Ronaldo schon mehrfach. Doch von einer weiteren Auszeichnung ist er weit entfernt. Gegen Liverpool erzielte er zwar ein Tor, es wurde nach Ansicht der Videobilder vom Schiedsrichter wegen einer minimalen Abseitsposition zuvor aber nicht anerkannt. Und der Portugiese hatte noch Glück, dass er nicht vom Platz flog. In seinem Frust über den Spielverlauf foulte er Curtis Jones und trat nach dem Pfiff des Schiedsrichters kräftig gegen Ball, der vor dem am Boden kauernden Gegenspieler lag. Pogba indes sah direkt Rot, als er mit gestrecktem Bein Keita böse foulte, der verletzt abtransportiert werden musste.

Im Fokus nach dem Spiel stand aber weder Ronaldo noch Pogba, sondern Ole Gunnar Solskjaer. Auf der Tribüne sah Klublegende Sir Alex Ferguson das Debakel. Und es bedarf schon einiger Phantasie, dass Fergusons früherer Spieler und einer seiner Nachfolger noch lange Trainer von United sein wird. Mit Ronaldo, der für 15 Millionen Euro von Juventus Turin kam, sowie den Transfers von Jadon Sancho, der für 85 Millionen von Borussia Dortmund wechselte, sowie Raphael Varane (Real Madrid), der 40 Millionen kostete, war eigentlich der Angriff auf die Tabellenspitze und weitere Titel anvisiert.

Doch die Lage in der Premier League ist nach dem 0:5-Desaster schon früh kritisch. Zu Spitzenreiter Chelsea sind es bereits acht Punkte Abstand, auch Liverpool und Manchester City sind enteilt. Selbst West Brom, Brighton und Tottenham haben schon besser gepunktet. In der Champions League liegt United auf Gruppenplatz eins, verlor aber schon in Bern und gewann gegen Villarreal und Bergamo nur dank des überragenden Ronaldo, gegen die Spanier gar erst in der 96. Minute. Gegen den Klub aus La Liga hatte Solskjaer zudem im Mai das Finale in der Europa League im Elfmeterschießen verloren, auch kein Ruhmesblatt.

Der Norweger gab sich keinen Illusionen hin. „Ich bin traurig und enttäuscht, auch wütend, und wir wissen, dass wir am Tiefpunkt sind. Schlimmer kann es nicht werden“, sagte Solskjaer. Aufgeben komme aber nicht in Frage, betonte er. Der Trainer hat viel Kredit bei den Fans; als früherer Spieler, der das goldene Tor im legendären Champions-League-Finale 1999 gegen den FC Bayern schoss, hat er für immer einen Platz in ihren Herzen. Doch auch die Unterstützung der Anhänger ist endlich. Als es am Sonntag mit 0:4 in die Kabinen zur Pause ging, waren die Buhrufe laut wie selten im Old Trafford.

Klopp zeigte Mitleid für den angezählten Kollegen. „Das Letzte was ich jetzt will, ist, in seiner Haut zu stecken. Ein Derby zu verlieren ist kein gutes Gefühl, ich kenne das. Man will nicht rausgehen und die ganzen Fragen beantworten.“ Solskjaer stelle sich und hatte eine Stunde nach Abpfiff seine Lust, um den Job zu kämpfen, wiedergefunden. „Es ist das schlimmste Gefühl überhaupt und ich stehe in der Verantwortung. Aber ich glaube an mich.“ Ob die Vereinsführung das auch noch tut, wird sich bald zeigen. Am Samstag geht es zum Spiel zu den Tottenham Hotspur. Mit Solskajer?

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