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#Das große Problem des Jonas Vingegaard

„Das große Problem des Jonas Vingegaard“

Wie beim Friseur früher: Montag ist Ruhetag bei der Tour de France. Selten kam er den Rennfahrern so gelegen wie dieses Mal. Am Sonntag waren sie noch 202 Kilometer bei glühender Hitze unterwegs gewesen, auf der 15. Etappe, die viele an ihre Grenzen führte. Eine Etappe, die nur mit Hektolitern Kühlwasser zu überstehen war und mit Eiswesten davor und danach. Alle sind erschöpft nach zwei Wochen Tour, alle sind müde.

Nun beginnt die dritte Woche, und das ist wie immer die härteste Schinderei. Auch für Jonas Vingegaard, den Mann in Gelb, den Kapitän des niederländischen Rennstalls Jumbo-Visma. Der 25 Jahre alte Däne, der mit einem Vorsprung von 2:22 Minuten führt, war am Sonntag gestürzt, hatte sich in großer Aufregung noch ans Hinterrad seines Rivalen Tadej Pogacar gerettet.

Er verlor keine Zeit an diesem Tag, aber er verlor zwei wertvolle Helfer: Primoz Roglic und Steven Kruijswijk. Roglic war zu dieser 15. Etappe wegen Sturzverletzungen, die er sich bei zurückliegenden Etappen zugezogen hatte, so die offizielle Verlautbarung, nicht mehr angetreten. Kruijswijk musste nach einem Sturz mit gebrochenem Schlüsselbein ins Krankenhaus gebracht werden.

Roglic sorgt für Erstaunen

Während der Fall bei Kruijswijk klar lag, sorgte der Ausstieg von Roglic für Erstaunen. Die Begründung überzeugte nicht alle. Vingegaard, der mit ihm bei Jumbo-Visma als Doppelspitze in die Tour gestartet war und sich in der internen Hierarchie durchgesetzt hatte, hätte jede Hilfe des Kollegen gebrauchen können. So aber trifft ihn der Ausfall gleich zweier Topfahrer hart. Sein überragend besetztes Team galt als Garant dafür, dass er seinen Vorsprung halten kann vor Pogacar, der im Hochgebirge mangels erstklassiger Helfer meist früh allein auf sich gestellt ist.

Dies hatten Vingegaard und sein Team auf der 11. Etappe in der Anfahrt zum Col du Galibier mit einer spektakulären Aktion zum Angriff genutzt. Roglic und Vingegaard hatten Pogacar im Wechsel attackiert und so seinen Einbruch am Schlussanstieg zum Col du Granon provoziert. Vingegaard holte sich das Gelbe Trikot, fuhr die 2:22 Minuten heraus und verteidigte diesen in den folgenden Etappen mithilfe seiner Helfer und seiner Zähigkeit gegen alle Angriffe des Slowenen. Er konnte sich darauf verlassen, dass ihn sein Team schützen, ihn aus jeder Gefahr heraushalten, das Tempo kontrollieren und ihn bis in die Schlussphasen der Etappen hinein im Windschatten halten würde.

Damit könnte nun Schluss sein. Mit Roglic und Kruijswijk sind zwei Eckpfeiler aus dem Team herausgebrochen. Mit welcher Wirkung, wird sich zeigen, wenn Pogacar, wie zu erwarten, in den nächsten Tagen in den Pyrenäen heftige Angriffe starten wird. Schafft er es, die verbliebene, immer noch starke Jumbo-Armada zu zermürben und Vingegaard von seinen Helfern zu trennen, so dürfte er im direkten Duell die besseren Chancen haben, in Paris als Sieger einzufahren. Die große Frage ist, ob es Jumbo-Visma weiterhin gelingt, auch in steilsten Passagen noch ein Tempo vorzulegen, das es Pogacar schwer oder unmöglich macht zu attackieren.

Was macht Thomas?

Vingegaard und sein Team hatten am Ruhetag Zeit, die Konstellation zu analysieren und eine neue Taktik zu formen. Dass ihr Mann im Grünen Trikot, der von Beginn der Tour an überragend fahrende Wout van Aert, am Sonntag in Carcas­sonne um den Etappensieg sprintete (und Zweiter wurde), hatte viele Beobachter ebenso wie Roglics Ausstieg verwundert. Man hätte erwartet, van Aert bei Vingegaard zu finden, der hinten nur noch einen Helfer bei sich hatte, den Franzosen Christophe Laporte.

Im einem hektischen Feld mit vielen Stürzen ist das zu wenig Schutz für einen Kapitän, der die Tour gewinnen will. Jumbo-Visma wird seine verbliebenen Kräfte, auch die eines Fahrers mit Star­appeal wie van Aert, auf die Verteidigung des Gelben Trikots konzentrieren müssen.

Wie voller Einsatz geht, zeigte die britische Equipe Ineos Grenadiers, die ihren Mann für die Gesamtwertung, Geraint Thomas, am Sonntag mit vereinten Kräften und in voller Mannschaftsstärke aus allen gefährlichen Situationen heraushielt. Thomas liegt als Dritter der Gesamtwertung nur 21 Sekunden hinter Pogacar. Trotzdem fährt er bislang unter dem Radar. Alle Augen sind auf Vingegaard und Pogacar gerichtet. Aber nicht Jumbo-Visma, sondern Ineos liegt in der Mannschaftswertung vorne und bleibt trotzdem erstaunlich unbeachtet. Genau wie Thomas, der im toten Winkel unterwegs zu sein scheint.

Man sollte ihn nicht ganz vergessen, vielleicht werden in den Pyrenäen aus zwei, die um den Sieg kämpfen, ja noch drei. Wahrscheinlicher aber ist, dass Vingegaard und Pogacar die Sache untereinander ausmachen. Wobei das nicht nur eine Frage der Beine ist, sondern auch des Kopfes. Und da macht Pogacar, der seine Bierruhe und Entspanntheit auch in extremen Stresssituationen nicht verliert, den besseren Eindruck.

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