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#Das Kino des Kaisers

Das Kino des Kaisers

Im August 2008 inszenierte Zhang Yi­mou die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Peking – eine pompöse Mischung aus Massenszenen und Einzelauftritten, digitalem Lichtzauber, Menschheitspathos und buntem Kitsch. Es war der politische Höhepunkt und der künstlerische Tiefpunkt einer Karriere, die sich von Anfang an zwischen den Polen von Kunst und Politik bewegt hatte. Zwei Abende lang (denn auch die Schlusszeremonie stand unter seiner Aufsicht) war Zhang der oberste Regisseur Chinas: eine Auszeichnung, mit der die Mächtigen seines Landes nicht nur die Qualität seiner Filme, sondern auch sein Wohlverhalten in den Jahren zuvor würdigten.

Die fünfte Generation des Kinos

Dabei hatte Zhangs Regielaufbahn im Zeichen der Op­po­si­ti­on begonnen. Nach seinem Studium an der Pekinger Filmakademie führte er 1984 die Ka­mera in Chen Kaiges Film „Gelbe Er­de“, der in der Zeit des chinesischen Bürgerkriegs spielt. Der Film war das ästhetische Manifest einer Generation junger Regisseure, die mit den Figurenschablonen und lebensfernen Dramaturgien der Mao-Ära brechen wollte. Zhang selbst drehte drei Jahre später mit seinem Regiedebüt „Rotes Kornfeld“ den zweiten wichtigen Film dieser Fünften Generation, wie sie von da an genannt wurde. Die Geschichte einer jungen Frau, die als Braut an den Besitzer einer Schnapsbrennerei verkauft wird und als dessen Witwe lernt, die Männer um sich herum zu manipulieren, gewann bei der Berlinale 1988 den Goldenen Bären und machte ihre Hauptdarstellerin Gong Li zum Star.

Die unvergleichliche Gong Li: Szene aus dem Film „Rote Laterne“ von 1991


Die unvergleichliche Gong Li: Szene aus dem Film „Rote Laterne“ von 1991
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Bild: Allstar/Elite Group Enterprises

Acht Filme hat Zhang mit Gong Li, die bis 1995 auch privat seine Partnerin war, seither gedreht, und nicht zu­fäl­lig sind seine besten darunter. Mit Gong, deren Präsenz vor der Kamera nur mit den Göttinnen Hollywoods zu vergleichen ist, zerschlug er das traditionelle chinesische Frauenbild für immer. In „Rote Laterne“, dem Höhepunkt dieser ersten Werkphase, spielt sie die Gegenfigur zum „Roten Kornfeld“, eine Studentin, die sich aus Not als Nebenfrau an einen reichen Aristokraten verkauft. Die prächtigen Farben und Kulissen des Films sind wie ein Gefängnis, in dem ihre Individualität allmählich ab­stirbt, aber im Au­ge des Betrachters be­hält Gong Li dennoch die Oberhand.

Mit seinem übernächsten Film be­kam Zhang erstmals Probleme mit der Zensur. „Leben!“ spielte nicht mehr in historischen Kostümen, sondern während der Kulturrevolution, und seine Ge­schichte war auch die der Familie des Regisseurs: Denunziation, Verfolgung, Zwangsarbeit. Bis heute wurde „Leben!“ in China weder im Kino noch im Fernsehen gezeigt. Zhang hätte ein bequemes filmisches Exil in Amerika wählen können. Doch er blieb.


Kino
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Im Sog der Macht: Das chinesische Filmepos „Hero“

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Video: FAZ.NET mit Material von Warner, Bild: Warner

Was das bedeutete, wurde spätestens 2002 mit dem Schwertkämpfer-Epos „Hero“ offenbar. Der Film, für den Zhang ein bis dahin undenkbares Millionenbudget zusammenbrachte, ist ein einziges Hohelied auf den ersten chinesischen Kaiser Ch’in Shi Huangdi und seine Eroberungsfeldzüge, verpackt in die Geschichte dreier Attentäter. Der kommerzielle Erfolg, den Zhang zwei Jahre später mit „House of Flying Daggers“ wiederholte, bestätigte den ideologischen Kotau des Regisseurs. Seither zerfällt Zhangs Schaffen in zwei Stränge: einerseits üppig ausgestattetes Überwältigungskino, andererseits kleinere, gegenwartsnahe, vorsichtig nach Freiräumen tastende Produktionen.

Und prompt kommt, trotz Zhangs Triumph bei der Olympiade, die Zensur wieder ins Spiel. Vor zwei Jahren verhinderte sie die Premiere von „One Second“ bei den Berliner Filmfestspielen, obwohl der Film vor allem von der heilenden Wirkung des Kinos handelt – aber eben wiederum vor dem Hintergrund der Kulturrevolution. Das stille Duell zwischen Zhang Yimou und seinem Staat geht also weiter. Am heutigen Sonntag wird der chinesische Regisseur siebzig Jahre alt.


Kinotrailer
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„The Great Wall“

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Video: Universal Pictures, Bild: Allstar/Legendary Pictures

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