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Das Leben geht weiter, irgendwie

Ziemlich genau in der Mitte der fünften Episode von „When the Dust Settles“, einer der härtesten, die es je im Fernsehen zu sehen gab – und das gerade, weil die in aller Sinnlosigkeit einbrechende Gewalt nicht ästhetisiert wird; auch da bleibt diese dänische Ausnahmeserie dem Dogma-Realismus treu –, schreckt ein Scheppern die Gäste des stimmungsvollen Kopenhagener Restaurants „Svin“ („Schwein“, nicht ganz unbedeutend) auf. Aber es ist noch gar nicht der Beginn des in quälender Realzeit ausgespielten Terroranschlags, der seit der ersten Folge mit kurzen Vorblicken, so etwas wie in die falsche Richtung gelenkten Erinnerungen, angekündigt wurde.

Schuld am Scheppern war vielmehr das niedliche, verängstigte Mädchen Marie (Viola Martinsen), das an diesem Abend seinen neunten Geburtstag in den Geschäftsräumen des Svin verbringt, weil seine alleinerziehende Mutter Louise (Filippa Suenson), die als Kellnerin jobbt, bei der Neueröffnung des Restaurants durch den bis dahin wenig empathischen Koch und Besitzer Nikolaj (Peter Christoffersen) aushelfen muss. Marie wollte sich in der Vorratskammer einen Keks angeln, hatte zwei Kisten übereinandergestellt und das Gleichgewicht verloren.

Das ist ein bemerkenswerter Einfall im Buch von Ida Maria Rydén, Dorte W. Høgh und Astrid Øye, nicht nur, weil einen Augenblick später – Marie sitzt inzwischen, überraschend für sie selbst, vor einem Geburtstagskuchen im Restaurant und damit in der Schusslinie – so vieles aus dem Gleichgewicht gerät, sondern weil sich darin auch die Dramaturgie selbst (leicht ironisch) kommentiert, denn so meisterhaft austariert wie im vorliegenden Fall ist die Narration einer Serie nur sehr selten. Nichts stürzt hier erzählerisch ab.

Aus der Mitte der Gesellschaft

Mit viel Zeit und Sorgfalt porträtieren die zehn Episoden den Alltag in der Mitte der Gesellschaft. Es ist eine Welt, in der es sich gut leben lässt und die doch auch Einsamkeit, Geldnot, enttäuschte Liebe und berufliche Härten kennt. Der Gewaltakt der fünften Episode negiert das Erzählte nicht, sondern hebt es aus seiner Selbstgenügsamkeit heraus, so, als balanciere das Panorama von da an auf einer Nagelspitze, immer bereit, zu einer Seite – zur dunklen zunächst – abzukippen. Die Gegenkräfte gewinnen jedoch nach und nach an Gewicht. Der Terror interessiert die Serienmacherinnen einzig in seiner Scharnierfunktion, also im Hinblick auf die Opfer, wozu auch jene zählen, die erst nach dem Anschlag zwischen den Toten umherirren und nach Angehörigen suchen. Dieser Verzicht auf jede Täterzentrierung ist wohltuend. Ermittelt wird zwar durchaus, auch um Motive und Vorverurteilungen geht es (war es Islamismus? ein Amoklauf? rechter Terror?), doch spielt sich diese Dimension nie in den Vordergrund.

Erzählt wird vielmehr, wie das Leben von acht Protagonisten und ihren Angehörigen vor und nach der Attacke aussieht, und das ist so interessant, dass die Faszination keine Sekunde lang nachlässt. Daran haben die fantastischen Darsteller ebenso Anteil wie die intensive Regie von Milad Alami, Iram Haq und Jeanette Nordahl. Wir sehen und glauben, wie eng verflochten die Biographien in einem Habitat wie Kopenhagen sind. Die Idee mit dem Terroranschlag sei zu diesem Butterfly-Effekt-Plot sogar erst später hinzugekommen, erzählten Rydén und Høgh im vergangenen Herbst auf dem Kölner Filmfestival: als maximale Erschütterung des Normalzustands. „Wenn die Stille einkehrt“ ist eine der ehrlichsten, relevantesten, sehenswertesten Serien der vergangenen Jahre, die in Dänemark einen sensationellen Marktanteil von 42 Prozent erreichte.

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