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#Das Mädchen mit dem Jagdgewehr

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Das Mädchen mit dem Jagdgewehr

Das Stadtzentrum von Mannheim. Eine rechte Partei hält eine Kundgebung ab. Im Mittelpunkt steht eine Frau mit Thermojacke und Megafon, bewacht von Ordnern in schwarzer Kluft. Linke Aktivisten protestieren gegen die Veranstaltung, Farbeier und Torten fliegen auf die Bühne, es kommt zu Rangeleien. Luisa ist mittendrin. Sie entreißt einem der Schwarzgekleideten das Handy, er verfolgt sie, holt sie ein, drückt sie zu Boden. Hilflos ringt sie nach Luft, während der Mann ihr zwischen die Beine greift und unter die Jacke. Dann nähert sich ein zweiter Mann, eine Eisenstange wird geschwungen, der Verfolger kippt getroffen zur Seite. Luisa erhebt sich. Ende einer Antifa-Aktion.

Der Film, aus dem diese Szene stammt, heißt „Und morgen die ganze Welt“. Letztes Jahr lief er beim Filmfestival in Venedig im Wettbewerb, Ende Oktober kam er für vier Tage ins Kino, jetzt erscheint er bei Netflix. Und noch immer hat niemand eine schlüssige Erklärung für den Titel gefunden, auch Julia von Heinz nicht, die Regisseurin. „Und morgen die ganze Welt“ stammt aus einem Marschlied der Hitlerjugend, die Zeile davor lautet „Denn heute gehört uns Deutschland. . .“. Auf der offiziellen Website des Films sagt von Heinz, „wegen diesem Störfaktor“ finde sie den Titel „richtig“. Das Lied stehe für „die Feinde, mit denen unsere Protagonisten konfrontiert sind“, die Zeile habe aber auch „eine Kraft, die zu jeder Jugendbewegung passt“. Wer will, mag das für eine legitime Ansicht halten. Eine historisch begründete Haltung ist es nicht.

Die Protagonistin, das ist Luisa, ein Mädchen aus dem Villenviertel, das Mala Emde mit der Hingabe einer Mariendarstellerin spielt. Luisas Eltern tragen wie die Regisseurin ein „von“ im Namen, am Wochenende gehen sie auf die Jagd, anschließend werden die geschossenen Tiere gehäutet. Luisa, die Vegetarierin, macht mit. Aber sie schießt nicht mehr. „Du warst immer unser bester Schütze“, sagt ihr Vater bedauernd. So wird eine Kindheit skizziert, ein Mustertochterleben, das in diesem Sommer aufhört. Eine Schulfreundin hat Luisa zur Antifa gebracht, die in einem Altbau in der Mannheimer Innenstadt residiert. Der Schlag gegen die Kundgebung der Rechten war eine Art Aufnahmeprüfung. Luisa hat bestanden.

Die Zukunft ist der blinde Fleck

In Interviews zu „Und morgen die ganze Welt“ hat Julia von Heinz den autobiographischen Hintergrund ihres Films zugleich betont und heruntergespielt. Mit fünfzehn ging sie zur Bonner Antifa, nahm an Aktionen und Demonstrationen teil, studierte Jura wie ihre Heldin, brach aber ab und ging zum WDR. Dann lockerte sich der Kontakt zur radikalen Linken, es kamen Kinder, Kurzfilme, Spielfilme wie „Hanni & Nanni 2“ und „Ich bin dann mal weg“ und ein „Tatort“. Die Geschichte der Aktivistin Luisa ist so gesehen ein Rückblick, aber einer, der keiner sein will. Deshalb schaut er immer starr nach vorn. Aber dort ist nichts zu sehen. Die Zukunft ist der blinde Fleck der Erzählung, so wie die Nostalgie, die Sehnsucht nach der Kindheit, ihr geheimer Antrieb ist. Auf der Party im „P 81“, dem Wohnprojekt der Gruppe, wird zuerst politischer Rap gespielt, dann Marianne Rosenberg.

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