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#„Das müssen Sie die STIKO fragen! Ich verstehe das nicht“

„Das müssen Sie die STIKO fragen! Ich verstehe das nicht“

Frau Bertenburg, in Ihrer HNO-Praxis in Köln impfen Sie Kinder ohne Vorerkrankung ab fünf Jahren gegen Corona, obwohl die STIKO das nicht empfiehlt.

Die EMA, die Europäische Arzneimittel-Agentur, hat eine bestimmte, niedrigere Dosierung des Biontech-Impfstoffs für Kinder für gut und sicher befunden und auch die Datenlage, die man aus den USA und Israel hat, spricht aus meiner Sicht sehr dafür, dass man alle Kinder ab fünf Jahren impfen sollte. Aber ja: Nachdem die STIKO sich lange nicht geäußert hat, empfiehlt sie die Impfung nun erst für Kinder mit Vorerkrankungen – allerdings sagt die STIKO auch, dass eine Impfung von Kindern bei Impfwunsch nicht verwehrt werden sollte. Der Kinderimpfstoff wird außerdem noch nicht ausgeliefert. Deshalb handelt es sich noch um einen sogenannten Off-Label-Use.

Was bedeutet das für Sie?

Wir dosieren den Impfstoff für Kinder selbst. Andere Praxen machen das teils nicht, weil die Dosierung etwas schwierig ist. Manche zögern sicherlich auch wegen der aktuell beim Thema Impfen so aufgeheizten Stimmung. Diese spezielle Impfung, die Pandemie, der mediale Fokus und nicht zuletzt die Impfgegner, die einem vielleicht zu Leibe rücken: Das alles macht es schwieriger. Auch ich habe schon Mails und Briefe mit Beschimpfungen bekommen.

HNO-Ärztin Nora Bertenburg befürwortet die Kinderimpfung.


HNO-Ärztin Nora Bertenburg befürwortet die Kinderimpfung.
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Bild: privat

Also liegt es nicht nur an möglichen Risiken, dass so wenige Ärzte bisher Kinder impfen, sondern auch an der aufgeladenen Stimmung?

Meiner Meinung nach ja. Denn eigentlich gehört der Off-Label-Use zum ärztlichen Alltag. Viele Medikamente sind für eine bestimmte Indikation oder in einem bestimmten Alter noch nicht durch das teure Zulassungsverfahren gegangen, aber es gibt trotzdem eine gute Datenlage. Wenn man Cortison bei Tinnitus oder Hörstürzen einsetzt, ist das zum Beispiel immer ein Off-Label-Use.

Sind die Eltern, die zu Ihnen kommen, bezüglich der Kinderimpfung verunsichert?

Wenn Eltern direkt zu unserem Impftag kommen, dann sind sie schon entschlossen und bestens informiert. Da wird höchstens noch mal im Detail gefragt, wie wir die Dosierung sicherstellen. Bei Eltern, die aus anderen Gründen bei uns in der Praxis landen, etwa, weil sie einen Booster wollen, ist das anders. Sie wollen oft wissen, ob wir die Kinderimpfung empfehlen.

Und was sagen Sie dann?

Dass sich vermutlich über kurz oder lang alle mit diesem Virus infizieren werden. Vor allem die Kinder in Schulen und Kitas sind gerade sehr hohen Inzidenzen ausgesetzt. Die Frage ist: Möchte man den Körper seines Kinder auf das Virus vorbereiten? Oder soll sein Immunsystem da unvorbereitet reingehen? Es heißt immer, in der Regel gebe es keine schweren Verläufe bei Kindern. Aber auch Kinder können Herzmuskelentzündungen bekommen – das passiert ja durch das Virus wesentlich häufiger als durch Impfungen. Sie können Long Covid kriegen oder PIMS, eine Multi-Entzündungserkrankung. Nur weil in der Regel das Virus gut vertragen wird, heißt das nicht, dass es auch bei meinem Kind so ist. Dasselbe gilt für die Impfung. Aber da ist das Risiko deutlich geringer.

Was spricht aus Ihrer Sicht außerdem für die Impfung ab fünf?

Viel – zum Beispiel kann jede Infektion weitere Mutationen hervorbringen. Und in Südafrika steigt mit der Omikron-Variante auch die Hospitalisierungsrate bei Kleinkindern. Aber rund um das Virus sind ja nicht nur die rein körperlichen Folgen zu diskutieren. Kinder müssen immer wieder in Quarantäne, es gibt Kitaschließungen, Schulschließungen, die Kinder ertragen müssen. Kinder haben auf soziale Kontakte verzichtet, mit allen psychosozialen Folgen. In meinen Augen ist jeder Tag, an dem ein Kind das weiter mitmachen muss, ein Tag zu viel. Auch dafür ist die Impfung wichtig. Und es gibt noch einen dritten Aspekt, der aus meiner Sicht für Kinderimpfungen spricht: das Pandemiegeschehen an sich. Wenn wir die Pandemie bekämpfen wollen und alle, Kinder wie Erwachsene, unsere Freiheiten wieder erlangen wollen, hilft es auch, die Kinder zu impfen.

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