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#Das Parkhaus hat noch lange nicht ausgedient

Für Verkehrspolitiker der Großstädte, die Autos aus der Stadt drängen wollen, stehen Parkhäuser ganz und gar nicht oben auf der Prioritätenliste. Der Bundesverband Parken, mit 200 meist mittelständischen Unternehmen für Bau, Betrieb, Verwaltung oder Sanierung von Parkhäusern, sieht gerade jetzt Bedarf für sein Produkt: Die 4400 Parkhäuser mit 1,3 Millionen bewirtschafteten Parkplätzen könnten wertvollen Raum am Straßenrand von Autos befreien. Durch mehrgeschossige Parkhäuser werde eine Fläche von mehr als 10 Quadratkilometern oder 1430 Fußballfeldern eingespart.

Selbst in Berlin wachse noch immer die Zahl der zugelassenen Autos, sagt Ilja Irmscher, ein in der Branche bekannter Berliner Planer von Parkhäusern. So einfach könne man darauf nicht verzichten, selbst wenn die politische Rhetorik in eine ganz andere Richtung ziele.

Die Zahl der Planungsverfahren für Parkhäuser sei aber ins Stocken geraten, ist auf einer kleinen Messe der Branche in Wiesbaden zu hören. Doch bis sich das in abnehmenden Aufträgen für die Parkhausbauer niederschlage, könne noch längere Zeit vergehen. Zumindest auf der Messe „Parken“ zeigen sich die größten Anbieter in dieser Nische ausgelastet, zuversichtlich und ohne Klagen über die wirtschaftliche Lage.

Branchenführer aus Bielefeld

Für den Branchenführer Goldbeck Parking Services in Bielefeld berichtet Geschäftsführer Stephan Pieper, derzeit würden 70 Bauprojekte betreut. Von den inzwischen mehr als 1000 gebauten Parkhäusern werden rund 200 in Deutschland und 40 in Österreich weiter von Goldbeck betreut. Zu den weiteren Branchengrößen gehört Huber Integral Bau aus Rheinbrohl mit 180 Mitarbeitern und einem Umsatz, der sich nach Angaben des Unternehmens in wenig mehr als 20 Jahren von 5 auf 120 Millionen Euro vervielfacht hat. Von 60 Millionen Euro Umsatz und 80 Mitarbeitern spricht die Deutsche Industrie- und Parkhausbau aus Windhagen. Alle drei sind nahe an den historischen Stahlstandorten im Ruhrgebiet angesiedelt, weil ihre Parkhäuser meist mit einem Stahlgerippe gebaut werden.

Der Markt wird inzwischen immer weiter differenziert. Auch in größeren Städten würden immer noch Parkmöglichkeiten gebraucht, wenn die Attraktionen des urbanen Lebens – von Einkaufen über Restaurants bis zu den Theatern – erhalten werden sollten, sagt Stephan Pieper, Geschäftsführer von Goldbeck. Die Angebote der Stadt lebten davon, dass sie auch aus dem Umland genutzt würden. „Gerade mittelgroße Städte ohne großen öffentlichen Nahverkehr, etwa Münster oder Osnabrück, bleiben auf Autofahrer angewiesen, wenn sie ihren lokalen Einzelhandel erhalten wollen.“

In den Innenstädten sind neue Parkhausprojekte dennoch rar, weil es mehr Ertrag bringt, die teuren Grundstücke für Gewerbeprojekte oder Wohnraum zu nutzen, und weil unter den Neubauten ohnehin Tiefgaragen liegen. Spannender ist für die Parkhausbauer, für die umliegenden Viertel oder den Stadtrand Garagenplatz zu bieten, der dann die Straßen von parkenden Autos und Suchverkehr befreit. „Mobility Hub“ ist der Name, unter dem solche Projekte nun propagiert werden.

Carsharing und Paketversender

Dazu gibt es viele Ideen, etwa die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln zu wechseln, indem dort neben privat geparkten Autos auch Carsharing, Rollerverleih, Fahrradstellplätze geboten werden, daneben auch Schließfächer für Paketversender oder gleich die Umladestation vom großen Lastwagen auf lokale Paketverteiler.

Was in der Theorie gut klinge, rechnet sich in der Praxis aber noch nicht, sagt Valentin Rüther, Geschäftsführer von Huber Bau. Carsharing-Unternehmen wollten ja nicht unbedingt, dass die Autos viel stehen, und für Paketschließfächer werde auch nicht viel Miete bezahlt. „Die Garage des Quartiers kann aber dazu beitragen, die Straßen im Wohngebiet autofrei zu halten“, sagt Thomas Benkert von Deutsche Industrie- und Parkhausbau. Ob dort dann E-Bikes oder Autos stehen, sei egal. Allerdings muss man sich dann von der Idee verabschieden, dass Fahrräder immer kostenlos parken. Zudem müssten ältere Anwohner davon überzeugt werden, dass es sich lohne, einige Meter bis zum fahrbaren Untersatz zu laufen.

Weitere Herausforderungen für die Parkhausbauer sind Park-and-ride-Parkhäuser für den Umstieg von Autofahrern auf öffentlichen Nahverkehr. Breite Premium-Parkplätze an Flughäfen rechnen sich offenbar immer. Viele Unternehmen suchen außerdem, die Nutzung ihres Firmengeländes zu rationalisieren, indem sie Parkhäuser bauen und die Fläche der weiträumigen Parkplätze besser nutzen. Dazu kommen schließlich auch Neubauten, wo bisher nur ein flacher Supermarkt und ein riesiger ebenerdiger Parkplatz lagen. Da kann es effizient sein, den Supermarkt neu zu bauen, oben drauf einige Parkgeschosse sowie darüber womöglich noch Büros und Penthouse. Darüber hinaus gibt es für Spezialisten der Branche viel zu tun mit der Sanierung alter und oft viel zu enger Parkhäuser sowie mit der elektronischen Vernetzung, Bewirtschaftung der Parkplätze oder digitalen Bezahlsystemen.

Ein kleiner Parkhausanbieter namens Willy Johannes Bau aus dem niedersächsischen Hemslingen hat sich zudem Gedanken darüber gemacht, was aus Parkhäusern wird, die nicht mehr gebraucht werden, etwa neben einem Krankenhaus, das nun schließt. Aus einem Parkhaus mit Decks von 2,10 Meter Höhe Wohnungen zu machen scheitert normalerweise schon an den Brandschutzvorschriften. Doch hätte man am Anfang 8 bis 15 Prozent mehr investiert, sei später auch eine andere Nutzung denkbar.

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