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#Das uneigentliche Lächeln

Das uneigentliche Lächeln

Ann-Margret, die große amerikanische Schauspielerin und Sängerin, wird heute achtzig – was auch deshalb eine Leistung und fast eine Überraschung ist, weil sie schon mit vierundzwanzig eine Frau mit Vergangenheit spielte, ein sehr böses Mädchen, dem man alles Mögliche zugetraut hätte, nur nicht, dass aus dieser Frau einmal eine ältere Dame werden könnte.

Claudius Seidl

Das war in Norman Jewisons Spielerfilm „The Cincinnati Kid“, in dem es auch darum ging, wer für den Helden Steve McQueen die größere Herausforderung war: der Pokerkönig, den Edward G. Robinson spielte. Oder doch Melba, von Ann-Margret gespielt, die sich nicht darum kümmert, dass sie eigentlich die Frau seines besten Freundes ist.

Und wenn man Ann-Margret etwas wünschen dürfte zu diesem runden Geburtstag, dann wäre es ein viel größerer Eintrag in der Geschichte des Films und der Popmusik.

Sie ist nicht vergessen – aber unterschätzt wird sie auf jeden Fall: Was nicht an einem Mangel an Talenten liegt, sondern, im Gegenteil, an einem Überfluss. Und vielleicht daran, dass sie immer so blond und amerikanisch aussah, wie das nur eine gebürtige Schwedin kann. Man musste ihr schon genau zusehen, damit man den ironischen Zug um ihren Mund entdeckt, dieses uneigentliche Lächeln, das immer davon zeugte, wie gut sie sich selbst, ihre Rollen und ihr Image durchschaute.

Sie war fünf, als sie nach Amerika kam, sie lernte das Singen, das Tanzen, die Schauspielerei – und es war ihr Glück und ihr Pech, dass sie in jeder dieser Sparten zu gut war, als dass sie sich für eine hätte entscheiden müssen. In dem herrlichen Pop-Musical „Bye Bye Birdie“ stahl sie, die nur auf Platz vier der Besetzungsliste stand, allen anderen die Schau, in „Viva Las Vegas“ behauptete sie sich neben Elvis Presley (mit dem sie dann ein Jahr lang zusammen blieb), und wenn man die besten Szenen dieser Filme heute wiedersieht, die ungeheure musikalische und choreographische Energie, mit der da sexuelle Freiheit, Selbstbestimmung, ewige Jugend für alle gefordert wird, dann möchte man fast traurig werden darüber, wie prosaisch, anstrengend und unglamourös dann deren Erfüllung wurde.

Als Sängerin folgte Ann-Margret immer dem Lustprinzip. Anfangs sollte sie zum weiblichen Elvis aufgebaut werden, und ihre Aufnahme von „Heartbreak Hotel“ ist noch immer gültig. Aber dann nahm sie eine eher jazzige Platte mit Al Hirt auf und klang cool wie Peggy Lee. Sie sang mit Lee Hazelwood und behauptete sich gegen dessen dominanten Bass. Und als sie mit Tina Turner ein tiefschwarzes Medley sang, musste man schon genau hinhören, um zu spüren, dass dieser schnelle, kraftvolle Soul ihr einen ziemlich hohen Einsatz abverlangte. Aber vor lauter Freude an der Musik vergaß sie leider, an einem eingetragenen Markenzeichen zu arbeiten.

Man müsste noch „Tommy“ nennen, den schlechten Film, in dem sie aber herzzerreißend spielte und sang, „52 Pick-up“, „Die verrückten Reichen“ – und eine der schönsten Szenen hat sie in Dino Risis „Il profeta“, als Motorradfahrerin, die kein Geld fürs Tanken hat. Also setzt sie sich in einen Passbildautomaten, zieht den Vorhang zu und die Bluse hoch. Und verkauft den Bildstreifen dem nächsten Passanten, der lüstern genug schaut. Unverschämt und unvergesslich.

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