#Das Weiße Haus als Bühne
„Das Weiße Haus als Bühne“
Die Temperaturen liegen knapp über dem Gefrierpunkt, aber es ist sonnig. Fotograf Doug Mills ist für die New York Times in Green Bay, Wisconsin, um Donald Trump im Endspurt des Wahlkampfes fotografisch zu begleiten.
Henner Flohr
Verantwortlicher Redakteur für die Bildredaktion.
Mills ist schon lange im Geschäft. Vor fast 40 Jahren begann er als Pressefotograf bei der Nachrichtenagentur Associated Press. Nun ist er seit 18 Jahren für die New York Times im Einsatz und zuständig für deren fotografische Berichterstattung aus dem Weißen Haus. Zu Beginn seiner fotografischen Laufbahn war Ronald Reagan im Amt des Präsidenten. Heute, nach George Bush sen., Bill Clinton, George Bush jun. und Barack Obama, hat sich nicht nur die Fotografie verändert, auch die Bedingungen als Pressefotograf im Weißen Haus sind andere.
Während Doug Mills am Laptop sitzt, um Bilder in die Redaktion nach New York zu schicken, versucht er sich mit einer Jacke vor der Sonne und mit zwei Masken vor einer möglichen Corona-Infektion zu schützen. Dabei berichtet er über die letzten vier Jahre seiner Arbeit und was ihn im Weißen Haus von den anderen Fotografen unterscheidet.
Herr Mills, können Sie uns sagen, wo du Sie sich gerade aufhälten und woran Sie arbeiten?
Ich bin in Green Bay, Wisconsin. Die Temperaturen sind knapp über dem Gefrierpunkt. Der Präsident hält hier eine Wahlkampfveranstaltung und kam vor etwa 15 Minuten an. Ich habe begonnen Bilder von ihm zu machen, wie er das Flugzeug verlässt, auf die Bühne geht und seine Unterstützer begrüßt. Jetzt sitze ich am Laptop, unter meiner Jacke, weil es so sonnig ist, um die ersten Bilder nach New York zu schicken.
Wenn Sie auf solche Fototermine gehen, was ist ihr Ziel und was möchten Sie den Redakteuren in New York schicken?
Ich versuche mit meinen Fotos die Geschichte des Tages zu erzählen. Jeder Tag ist anders, jede Stadt, die der Präsident besucht, ist anders. Hier in Green Bay steigen die Zahlen der Corona-Infektionen momentan dramatisch. Deshalb trage ich zwei Masken, weil viele Menschen im Publikum dicht neben mir stehen und schreien, ohne eine Maske zu tragen. Obwohl die Veranstaltung im Freien stattfindet, ist es sehr gefährlich. Und es ist ja bekannt, was in Amerika gerade los ist. Die Pandemie ist besorgniserregend. Deshalb sind die Wahlkampfveranstaltungen in 2020 auch so anders. Wegen der Pandemie findet alles draußen statt. Da ist das Licht besser und ich bekomme bessere Bilder. Aber die Gefahr, sich mit Covid zu infizieren bleibt.
Abgesehen von Corona, hat sich die Arbeit als Pressefotograf über die letzten Legislaturen verändert?
Die hat sich massiv verändert. Als ich in den 1980ern damit angefangen habe im Weißen Haus zu arbeiten, habe ich noch auf Film fotografiert. Das hörte dann ja irgendwann in den späten 90ern auf. Früher hast du während einem Auftrag Bilder gemacht, jemandem die Filmrolle gegeben und gesagt „see you later“. Heute liegt alle Verantwortung auf dem Fotografen, den richtigen Moment festzuhalten, es in den Laptop zu spielen und an die Redaktion zu schicken. Bei der letzten Veranstaltung war es besonders schwierig, da es kalt war und viel geregnet hat.
Sie haben während Trumps Präsidentschaft mehr Bewegungsfreiheit im Weißen Haus bekommen, als vorher unter Barack Obama. Können Sie uns sagen, wie Sie sich in diesem Umfeld bewegen?
Fotojournalisten haben bei Donald Trump so viel mehr Zugang bekommen, um über das Weiße Haus zu berichten. Wir sehen den Präsidenten tagsüber viel häufiger und während der Fototermine haben wir mehr Freiheiten. Verglichen mit Obama haben wir viel mehr Möglichkeiten in Ruhe zu arbeiten. Bei der Obama-Regierung waren Fototermine drei bis fünf Minuten lang, bei Donald Trump können diese Termine 60 bis 90 Minuten dauern.
Trump ist sich der Kraft von Bildern sehr bewusst. Er mag gute Fotos und er möchte die Nachrichten steuern und er sieht sich gern im Fernsehen. Und egal was er sagt, ich glaube, er mag auch die New York Times. Er schaut sich meine Bilder auf Instagram und Twitter an und teilt diese häufig über seine eigenen Kanäle.
Weil er so bildfixiert ist, gewährt er uns mehr Möglichkeiten, glaube ich. Er weiß, wie sehr Bilder eine öffentliche Meinung bilden können.
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