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#Das zwiespältige Bild von Qatar

„Das zwiespältige Bild von Qatar“

Wie können Politik und Öffentlichkeit die Berücksichtigung der Menschenrechte in Qatar über die Dauer der Fußballweltmeisterschaft im Dezember hinaus fordern und fördern? Das kleine Emirat steigert nun auch noch als Lieferant von Flüssiggas seine Bedeutung. Schon als Vermittler zu den Taliban braucht Deutschland den Golfstaat, um ehemaligen Ortskräften und ihren Familien die Ausreise aus Afghanistan zu ermöglichen.

Durch diese dramatische Machtverschiebung dürften nicht die Menschenrechte hinten runterfallen, forderte die Amnesty-Expertin für den Nahen Osten und Nordafrika, Katja Müller-Fahlbusch, am Montag bei einer Anhörung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages zur Fußballweltmeisterschaft in Qatar.

Identitätsbildung und Patriotismus

Entwicklungs- und Sportpolitik empfahl Sebastian Sons vom Center for Applied Research in Partnership with the Orient und prognostizierte nicht Demokratisierung, wohl aber Liberalisierung und empfahl, das Engagement für die Menschenrechte nicht allein auf Qatar zu konzentrieren, sondern auch Saudi-Arabien, Oman, die Vereinigten Emirate in den Blick zu nehmen.

Qatar verfolge im Sport, etwa mit dem Engagement beim Fußballklub Paris St. Germain, eine Politik der Identitätsbildung und des Patriotismus. Darüber hinaus versuche es, mit Sport einen gesunden Lebensstil zu etablieren. Frauen erhielten im Sport mehr Rechte und größere Teilhabe. Zum dritten Mal seit Mai beschäftigte sich das politische Berlin am Montag mit dem Thema.

„Äußerst fragwürdige Veranstaltung“

Zuerst hatte der Menschenrechtsausschuss ohne Sportpolitiker über Sport debattiert, dann lud das Bundesinnenministerium zu einer Konferenz über Sport und Menschenrechte, nun also endlich auch der Sportausschuss.

Zu spät, fand Thomas Beschorner, Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen. „Wir befinden uns maximal in einem ‚Reparaturmodus‘ für eine geopolitisch motivierte und menschenrechtlich äußerst fragwürdige Veranstaltung“, urteilte er: „Das betrifft ebenso jetzt lebende – oder eben leider verstorbene – Menschen wie künftige Generationen, Stichwort: Klimawandel.“ Beschorner forderte, den rechtlichen Status des Welt-Fußballverbandes FIFA als gemeinnützige Organisation in der Schweiz zu überprüfen.

Heike Ullrich, Generalsekretärin des Deutschen Fußball-Bundes, kündigte an, dass der DFB sich für eine Entschädigung der Hinterbliebenen tödlich verunglückter Arbeiter auf WM-Baustellen einsetzen werde. DFB-Präsident Bernd Neuendorf will dafür vor der WM, voraussichtlich im November, gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser nach Qatar reisen. Amnesty fordert Entschädigung für alle Opfer von Menschenrechtsverletzungen seit der WM-Vergabe 2010 in Zusammenhang mit der WM.

Amnesty kritisiert Untätigkeit

Fortschritte und Reform, aber auch Verzögerungen und Unzulänglichkeiten bestätigt Amnesty-Expertin Katja Müller-Fahlbusch dem Gastgeberland der WM. Die Lebensrealität habe sich nicht verändert. Sie teile nicht die Einschätzung, dass das Kafala-System aufgelöst sei, sagte sie.

Zwar seien Reformen angestoßen, die transformatorischen Charakter haben könnten – wenn sie denn umgesetzt würden. Amnesty habe jedoch 2021 ein Nachlassen des Reformfortschrittes festgestellt. Untätigkeit der Regierung habe Fortschritte rückgängig gemacht. Innerhalb der qatarischen Wirtschaft formiere sich Widerstand.

Das Organisationskomitee der WM in Qatar nahm die Einladung des Ausschusses zu der Anhörung nicht an. Das machten Abgeordnete öffentlich.

Luise Amtsberg, Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, vertrat die Auffassung, dass Sportveranstaltungen politische Chancen bieten könnten. Es bestehe aber auch die Gefahr, dass Regimes mit ihnen die Verletzung der Menschenrechte legitimierten. Aufgabe der Bundesregierung sei es, weiter Einfluss zu nehmen.

Für die Golfregion bilde Qatar einen Leuchtturm, sagte Dietmar Schäfers, Vizepräsident der Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI). Bei internationalen Arbeitsinspektionen auf WM-Baustellen, etwa von Experten der deutschen Bauberufsgenossenschaft, sei festgestellt worden, dass dort höchster Standard herrsche.

Qatar spreche inzwischen mit der Gewerkschaft und halte sich an Absprachen. „In den Nachbarländern ist das anders.“ Das von vielen geforderte Zentrum für ausländische Arbeiter sieht Schäfers nicht kommen. Qatar empfinde dies als Vorstufe einer Gewerkschaft und lehne es deshalb ab.

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