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#König Charles in Berlin: Fracking im Bellevue

Welche Folgen fortgesetzter Schlafentzug haben kann, lässt sich an der fröhlichen Äußerung des Finanzministers ermessen, wonach er gerne jeden Monat drei Tage lang mit seinen Koalitionspartnern verhandeln würde, wenn dabei Ergebnisse herauskämen wie nach der jüngsten Dreißig-Stunden-Sitzung. Die Resultate muss sich ein derart gemartertes Hirn ja schöndenken, weil es sonst zwangsläufig zu dem Schluss käme, dass es besser sei, nicht zu verhandeln als nächtelang schlecht zu verhandeln.

Wir Ausgeschlafenen wissen aber, dass die sogenannte Fortschrittskoalition ein auf dem Zahnfleisch gehendes Bündnis ist, das nur noch vom Mangel an Alternativen zusammengehalten wird. Der Lack ist endgültig ab. Das kommt davon, wenn man zum Anstreichen nur Ökofarben auf Wasserbasis genommen hat und sich danach wechselseitig mit Salzsäure bespritzt.

Da tat es gut, dass in dieser Woche König Karl III. und seine Königingemahlin ordentlich Glanz nach Berlin brachten. Wir Deutsche sind ja, obwohl überzeugte Anhänger der Republik, immer ganz aus dem Häuschen, wenn gekrönte Häupter kommen. Karl durfte sogar im Bundestag sprechen, obwohl er noch gar nicht gekrönt ist. Aber überall wurde er empfangen, als hätte er die Kronjuwelen schon im Gepäck. Beim Staatsbankett im Bellevue reizte das Protokoll die Möglichkeiten der Ehrerbietung sogar bis zum letzten Knopf aus.

Bei der Queen reichte noch der Smoking

Wenn die Queen nach Berlin kam, reichte bei Männern noch der Smoking, um in den Festsaal gelassen zu werden. Für das Dinner mit Karl und Camilla aber lautete der Dresscode: Frack.

Der Frack ist zweifellos die Krone der Herrenbekleidung, die in Deutschland anders als in Österreich aber nicht jedermann noch im Schrank hat. Woher also nehmen, wenn nicht einen Oberkellner oder einen Saaldiener bestehlen? Einen Schneider, der schnell die alte Rüstung erweitert, findet man noch schwerer als einen Klempner, der eine Wärmepumpe auf Lager hat. Frackverleiher gibt es mangels Nachfrage immer weniger. Vom Faschingsausstatter ist abzuraten, auch wenn es ums Verkleiden geht.

Mancher Eingeladene dürfte daher, als er Steinmeiers Frack-Befehl las, das Fracksausen bekommen und abgesagt haben. Der Kanzler und sein Stellvertreter kamen aber bestimmt aus anderen Gründen nicht. Ein Gast im Bellevue mutmaßte, Absicht des präsidialen Frackings sei es wohl gewesen, bei den Gästen die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn das Interesse, am Staatsbankett teilnehmen und das auf Instagram posten zu können, war natürlich viel größer als das Fassungsvermögen des Festsaals.

Berlin wollte nur mit Versailles mithalten

Aber das mit dem Abschreckungsversuch war eine reine Verschwörungstheorie, auch wenn man beim Anlegen des Fracks versteht, warum es früher Leibdiener gab. Dem Bellevue ging es jedoch ausschließlich darum, wenigstens garderobemäßig mit Versailles mithalten können, wo Karl und Camilla eigentlich zuvor hätten dinieren wollen, wenn in Paris nicht schon wieder ein Sturm auf die Bastille gedroht hätte.

Und so schlecht hat die Berliner Republik sich gar nicht geschlagen, selbst wenn es nicht bei jedem Herrn auch noch für die Lackschuhe gereicht hat und unter mancher deutscher Manschette ein Chronometer im Taucheruhrenformat hervorragte, wo der Mann von Welt zum Frack doch allenfalls eine schlanke Taschenuhr trägt. Schade, dass Lars Klingbeil noch ausschlafen musste, der hätte endlich einmal die Savonette Bebels vorführen können.

So aber zeigte sich auch an diesem Abend, dass bei der SPD die Frauen die Hosen anhaben, und das nicht bloß im übertragenen Sinne. Saskia Esken und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas kamen nicht im empfohlenen Abendkleid, sondern im Hosenanzug, den aus diesem feierlichen Anlass sogar Angela Merkel gegen etwas Festlicheres eingetauscht hatte. Formvollendet im Frack erschien einer, der sich ebenfalls mit Hosen auskennt: Campino. Dessen Stilsicherheit war freilich keine Überraschung: Er hat auch einen britischen Pass.

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