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Den Teufel austreiben

Auf Halloween zu verzichten fällt einigermaßen leicht, wenn zugleich jenseits des Teichs und allüberall in den Nachrichten der wahre Kürbis des Horrors einen morbiden Endkampf mit einem schlafwandelnden Untoten ausficht. Und doch ist gerade jetzt eine so liebevoll gruselige Halloween-Serie wie „Truth Seekers“, die das bunt Kreative in den von sauertöpfischen Wahrheitsfindern gekaperten Verschwörungstheorien herauspräpariert, willkommen. Das gilt umso mehr, kommt sie aus dem Land der Besessenen – seit Jahren ergeben Umfragen, dass ein Drittel aller Briten an Geister glaubt – und wenn das brillante „Shaun of the Dead“-Duo Nick Frost und Simon Pegg dafür verantwortlich zeichnet.

Von den paranormalitätsaffinen Briten, so eine jüngere Umfrage von BMG Research, will wiederum ein Drittel selbst noch keinem Geist begegnet sein. Just das ist auch der Fall bei Gus, einem Technik-Freak und Semi-Einsiedler, den Nick Frost mit so viel positiver Energie spielt, dass man gern in seinen Rumpel-Van steigt. Gus installiert W-Lan-Router in der restlos verspukten, köstlich weltfremden britischen Provinz; für manche Rentner der einzige soziale Kontakt, weshalb sie gerne einmal Kabel kappen.

Pegg spielt den fast schon bedrohlich sonnigen Chef des lächelnd „Smyle“ benamsten Monopol-Providers, leider nur eine Nebenrolle. Eigentlich jedoch lebt Gus für seine Leidenschaft für alles Übernormale, die sich seit dem Tod seiner ebenfalls für das Übersinnliche brennenden Ehefrau noch intensiviert hat. Er besitzt einen selbstgelöteten Geisterdetektor (W-Lan- und Zombie-Signale sind sich ähnlich), liest die Untergrund-Zeitschrift „The White Sheet“ (nicht zu verwechseln mit der Neonazi-Postille „The White Sheets“), kennt alle Aluhut-Theorien und betreibt den Youtube-Kanal „Truth Seekers“.

Zu viert durch den Albtraum

Trotzdem kann Gus, der mit seinem Schwiegervater Richard (Malcolm McDowell) zusammenlebt, keine echte paranormale Erfahrung vorweisen – bis ihm eines Tages ein fröhlicher junger Mitarbeiter an die Seite gestellt wird. Samson Kayo alias Elton (John!) ist deshalb ein so guter Sidekick, weil er mit seiner Mischung aus Lebenslust und Gespensterscheu das exakte Gegenstück zu Gus darstellt, aber ständig darum bemüht ist, den Kontrast zu minimieren. Dass mit Elton etwas nicht ganz stimmt, deutet schon ein eingeblendeter „White Sheet“-Artikel über den „most haunted boy“ Großbritanniens an. Plötzlich jedenfalls befindet sich das kleine Team, zu dem noch die mit allen Finessen der Horrorklassik von Untoten verfolgte Astrid (Emma D’Arcy) sowie Eltons angstgestörte Schwester (Susan Wokoma) stoßen, in einem nicht endenden Hexensabbat: Überall öffnen sich Türen ins Dunkel unserer kollektiven Albträume. Gus strahlt vor Begeisterung: So lebendig fühlte er sich lange nicht mehr.

Nach ersten Abenteuern, die teils weit zurückliegende Vorgeschichten haben, wird allmählich ruchbar, dass alles irgendwie zusammenhängt. Zugleich mehren sich die Anzeichen einer großen Verschwörung. Dass die beiden Erzählrichtungen in einer gewissen Spannung stehen – hier die nach bleichen Briten greifende Totenwelt, dort eine Sekte der nach ewigem Leben Gierenden –, ermöglicht es dem Plot, unerwartete Haken zu schlagen.

Nicht alles überzeugt, die Schwiegervater-Figur etwa wirkt dann doch etwas flach. Hoch anrechnen muss man Frost und seinem Regisseur Jim Field Smith allerdings, dass das Komödiantische dem tatsächlich wild Gruseligen nicht die Wirkung nimmt. Das liegt an der Detailverliebtheit des Buchs, am raffinierten Effekte-Einsatz und am Verzicht auf die übliche Punchline-Dramaturgie. Viele Pointen werden knapp unterlaufen, mancher Spuk bleibt in der Schwebe, hier und da verebbt das Schauerliche kleinlaut angesichts der Gutherzigkeit der Figuren. Das alles ist mehr „Dirk Gently“ als „Ghostbusters“, mehr „Doctor Who“ als „Der Exorzist“, zumal ein Dalek-Kostüm eine Rolle spielt und ein Erzfeind vom Schlage des „Master“ aufkreuzen wird.

Neben den in Horrorkomödien üblichen Genrezitaten badet diese kleine, feine Hobbygeisterjäger-Serie genüsslich in britischer Kultur, spielt gewitzt auf den „Hund von Baskerville“ an, auf die Spielshow „The Chase“, auf Chips mit Krabbengeschmack oder die Coventry Comic Convention „CovCon“, hier gesteigert zu „CovColCosCon“. Auch die in einer Funk-Chiffriermaschine gefangene Soldatenseele, die seit dem Zweiten Weltkrieg Notsignale sendet, weil sie vom Kriegsende nichts weiß, hat etwas von heroisch urenglischer Ausdauer. Der eigentliche Trick von „Truth Seekers“ aber ist ein Treat, ein gelungener Brexorzismus: Wir sehen ein Gegenwarts-Großbritannien, das so liebenswert verschlafen, ironisch intellektuell und gespenstig optimistisch ist, wie es das zuletzt vor der Jahrtausendwende war; Nostalgie mit Krabbengeschmack, Prawn of the Dead.

Truth Seekers läuft bei Amazon Prime.

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