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Denkmalstürze

Das war’s. Das war die Zugabe, das Nachspiel, die Extraausgabe der „Spielplanänderung“. Im August 2020 wurde die erste Staffel in Berlin gedreht, als Corona gerade kurz Pause machte. Als die erste Folge dann im November veröffentlicht wurde, waren die Theater eben in ihre Zwangspause gegangen. Die Zeichen standen auf Lockdown, die Vorhänge blieben unten, die Foyers gähnend leer. Auf einmal bekam der Titel der Serie eine besondere Bedeutung: Nun hatte sich ja wirklich alles geändert, aber jetzt gab es kein anderes, sondern gleich gar kein Theater mehr. Die fünf Folgen der ersten Staffel avancierten so zu einem regelrechten „Ersatztheater“.

In einer Zeit, als die wenigsten Bühnenhäuser schon digitale Angebote präsentieren konnten, war auf faz.net/theaterserie zumindest eine Ahnung von Theater zu sehen. In den von Florian Hofmann produzierten Filmen wurden Szenen angespielt und als thematische Assoziation gelesen, es wurde über das Theater der Zukunft gestritten, gerungen und gelacht. Am 14. November fand in der Berliner Volksbühne dann die „Lange Nacht der vergessenen Stücke“ statt und wurde zwei Wochen später in einer aufwendig geschnittenen Livestream-Version präsentiert.

Zwölf Folgen, mehr als dreißig Gäste, gut vierzig Stunden Drehmaterial

Die zweite Staffel, die heute mit einem Abschlussfilm und einigen ausgewählten Rückblicken zu Ende geht, nahm sich dann noch einmal drei vergessene Stücke vor und diskutierte sie mit Gästen aus dem Theater und der Gesellschaft. Denn das war von Anfang an die Idee der F.A.Z.-Videoserie „Spielplanänderung“: nicht nur mit den Experten und Kennern zu reden, sondern gerade auch jene zu den Themen der Stücke zu befragen, die aus ganz anderen Bereichen des Lebens kommen – vom Boxtrainer bis zur Dragqueen, vom Glasreiniger bis zum Bundeskanzler-Nachkommen. Zwölf Folgen, mehr als dreißig Gäste, gut vierzig Stunden Drehmaterial – das war die „Spielplanänderung“.

Was sie jenseits der anregenden Unterhaltung auch initiieren wollte, war eine Diskussion darüber, was das Argument der Diversität für die Gestaltung der Spielpläne bedeuten könnte. Denn während für die Vielfalt von Ensembles und Leitungsgremien gerade intensiv gestritten wird, findet der Ruf nach einer Veränderung von dem, was auf unseren Bühnen zu sehen ist, bisher wenig Beachtung. Das aber würde nicht nur einen Bruch mit Gewohnheiten bedeuten, sondern durchaus auch mit Denkmalstürzen einhergehen, also zum Beispiel heißen: weniger Brecht, mehr George Sand, weniger Schiller, mehr Lord Byron.

Das Branchenportal nachtkritik.de veranstaltete, angeregt von dieser Serie, eine digitale Diskussionsrunde, auf der heftig über die Kanon-Frage gestritten wurde. Und nicht nur das große Wiener Burgtheater, sondern auch kleinere Häuser wie etwa Lübeck haben inzwischen einige der hier präsentierten Stücke in ihr Programm aufgenommen und somit Mut zu einer wirklichen „Spielplanänderung“ gefasst. Die Zukunft des Theaters, so scheint es jedenfalls in diesen ersten hoffnungsvollen Sommertagen, ist offener denn je.

Alle Folgen der Video-Theaterserie finden Sie hier in der Übersicht.

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