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#Der dänische Kniff mit der Kette

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Der dänische Kniff mit der Kette

Auch die Stabilität der dänischen Abwehr hängt mit Christian Eriksen zusammen. Das ist nicht im übertragenden Sinne gemeint. Sondern ganz konkret. Eriksens Herzstillstand im Spiel gegen Finnland löste nicht nur emotional eine Kette von Ereignissen aus. Sondern auch rein faktisch auf dem Feld. Trainer Kasper Hjulmand musste einwechseln und umstellen. Und er sollte in der 63. Minute einen Ersatz für Simon Kjær finden. Der dänische Kapitän sah sich nicht mehr in der Lage, weiterzuspielen. Für ihn kam Jannik Vestergård aufs Feld. Der eigentliche Plan Hjulmands für diese EM war nämlich eine Viererkette, bestehend aus Daniel Wass rechts, Joakim Mæhle links und den beiden Innenverteidigern Kjær und Andreas Christensen.

Als dann das zweite Gruppenspiel gegen die spielstarken Belgier begann, hatte Hjulmand reagiert und die Defensive verstärkt, indem er mit drei zentralen Abwehrspielern spielen ließ: Vestergård, Kjær, Christensen. Bei belgischem Ballbesitz sollten sich die äußeren Mittelfeldspieler fallen lassen und so aus einer Dreier- eine Fünferkette werden lassen. Das klappte ganz gut, wenngleich das Spiel verloren ging – wichtiger aber noch: Für das entscheidende Gruppenspiel gegen Russland war die dänische Defensivformation endgültig gefunden.

Die kopfballstarken, inzwischen gut abgestimmten Defensivspezialisten sollen Dänemark an diesem Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) im Europameisterschafts-Halbfinale gegen England im Wembley-Stadion die nötige Stabilität verleihen. „Wir sind nicht zufrieden, wir wollen noch weiter“, sagt Kjær. Der 32 Jahre alte Jütländer füllt seine Rolle als Anführer beeindruckend aus. Nach ihm und seinem Stellungsspiel richten sich die verteidigenden Kollegen. „Ich liebe es, da hinten zu stehen und die Bälle wegzuköpfen“, sagt Kjær – was ihm beim 2:1 gegen Tschechien im Viertelfinale am Sonntag oft genug gelang.

Alle drei spielten in der Bundesliga

Kjær, Christensen, Vestergård: nur vier Gegentore in den vier Spielen mit dieser Formation hat Dänemark kassiert, und Christensens Spielintelligenz ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg, denn Hjulmand schiebt ihn bei Bedarf weiter vor ins Mittelfeld, um sich den Gegner vom Leib zu halten – zudem ist Christensen bei dieser EM etwas Besonderes gelungen: Gegen Russland schoss er sein erstes Länderspieltor. Aus deutscher Sicht sind die Verteidiger keine Unbekannten. Alle drei spielten in der Bundesliga. Kjærs Wolfsburger Jahre (2010/11 und 2012/13) fielen in eine Zeit, als sich der VfL nach dem überraschenden Meistertitel von 2009 zum dauerhaften Spitzenteam mausern wollte – und scheiterte. Schwierig für Kjær, der zwar viel spielte, aber auch oft kritisiert wurde und 2013 zu diversen Stationen in Europa weiterzog, bevor er beim AC Mailand landete.

Größere Spuren in der Bundesliga hat Vestergård hinterlassen. Hoffenheim, Gladbach, Werder Bremen – jetzt, mit 28 Jahren, ist der Modellathlet vom FC Southampton auch in der Nationalmannschaft angekommen. In den Augen der Nationaltrainer Morten Olsen, Åge Hareide und Kasper Hjulmand hatte es immer zwei bessere Innenverteidiger gegeben. Erst der Kniff mit der Dreierkette hat ihn in Dänemarks erste Elf befördert – und zu einem Kandidaten für Tottenham Hotspur gemacht, wie englische Zeitungen berichten. Vestergård, dessen Mutter aus Krefeld kommt, ist in diesen Wochen nur schwer zu erkennen ohne seine langen Haare. „Jannik ist ein großartiger Verteidiger, der in der Nationalmannschaft keine leichte Zeit hatte“, sagt Andreas Christensen, „er ist in diesem Turnier gewachsen, und wir harmonieren super.“

Bleibt Christensen selbst, 25 Jahre alt und bester Fußballspieler im Kreise der drei. Bei Brøndby IF in Kopenhagen ausgebildet, versuchte er sich schon früh beim FC Chelsea, reifte zwischen 2015 und 2017 als Leihspieler in Gladbach und gehört nun zu Chelseas Stammkräften. Ein ruhiger Vertreter, der solide seinen Job versieht – aber eben auch die Fähigkeiten besitzt, vorzurücken und Thomas Delaney und Pierre-Emile Højbjerg bei Ballgewinn und Spielaufbau zu helfen.

Körperlichkeit ja, Kopfballstärke ja, Entschlossenheit ja: Aber trotzdem bilden die drei mehr als eine rein auf Zerstören ausgelegte „Ochsenabwehr“. Eine solche Defensivvariante passe auch gar nicht mehr in die Zeit, sagte Hjulmand vor dem England-Spiel. Keineswegs werde sich seine Mannschaft gegen die favorisierten Briten einigeln. Es muss trotzdem ein gutes Gefühl für den Chef da draußen sein, diese drei Kerle hinten stehen zu haben – als Tschechien alles nach vorn warf, verteidigten Kjær, Christensen und Vestergård so souverän in Bakus Hitze, als stünden sie über den Dingen.

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