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#Der Diamant im Parkhaus bleibt verschollen

Der Diamant im Parkhaus bleibt verschollen

Irgendwo in dem maroden, doch charmanten „Parkhaus“ will der Künstler Michael Sailstorfer vor einigen Jahren einen Diamanten versteckt haben – als Provokation, die Begehrlichkeiten weckt, dem Ausstellungsraum des alteingesessenen Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten aber einen schwer einlösbaren Mehrwert verleiht. Auch daran erinnert man sich, wenn jetzt das Haus im Park, in dem nie Autos geparkt worden sind, einem sicherlich schicken Neubau weichen soll. Das darf man bedauern, denn eigentlich ist dieses Parkhaus selbst ein Juwel, wenn auch kein funkelndes, sogar bar jeglicher zeitgemäßen Haustechnik, aber eine angesagte Adresse für die lokale und regionale Kunstszene, ein Ort, der seine eigenen Maßstäbe für die Präsentation von Gegenwartskunst definiert, gerade weil der Rahmen hier eben nicht alles ermöglicht, was in Museen, Galerien, Kunstvereinen mühelos machbar ist. Daran mangelt es in Düsseldorf keineswegs, aber in der Neigung, immer wieder neue Kunststätten zu etablieren, ist die Stadt schier unersättlich.

Nie mit Schere im Kopf: Die Schau von Katharina Sieverdings Fotografien wie „Kamera im Kopf (Rot)“ von 2007 beendet die Ära aufgeschlossener Ausstellungen im Düsseldorfer „Parkhaus“.


Nie mit Schere im Kopf: Die Schau von Katharina Sieverdings Fotografien wie „Kamera im Kopf (Rot)“ von 2007 beendet die Ära aufgeschlossener Ausstellungen im Düsseldorfer „Parkhaus“.
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Bild: Klaus Mettig, VG Bild-Kunst Bonn 2021

Das Parkhaus ist irgendwo zwischen Off-Space und institutioneller Absicherung angesiedelt; im Budget kontinuierlich unterstützt durch das kommunale Kulturamt, hat der Künstler Karl Heinz Rummeny in den zurückliegenden fast fünfundzwanzig Jahren ehrenamtlich rund 180 Ausstellungen eingerichtet. Wobei er den Künstlerinnen und Künstlern eher freie Hand ließ, als selbst allzu tatkräftig zu kuratieren. Entstanden war so ein Programm, in dem vorzukommen auch international arrivierte Größen aus der Akademiestadt und darüber hinaus dankbar annahmen, wenn sie hier, in einer Reihe mit Künstlern wie Jörg Paul Janka, Luka Fineisen oder Rosilene Ludovico, in Erscheinung treten durften. Die Mischung machte es. Eine sehenswerte Ausstellung durfte auch einmal „Schlechte und misslungene Arbeiten“ zeigen (aus der Basisklasse Kunst von Prof. Stefan Demary, Kunsthochschule Kassel), gegeben wurden Videos vom Balkan, Zeitzeugen erzählten über den Heroen Blinky Palermo oder den Factory-Schauspieler Joe Dallesandro. Hier konnte es auch passieren, dass das Eröffnungspublikum schon nach Hause gehen wollte, als der Bildhauer Wilhelm Mundt nachts noch unverhofft in einer Performance zu Hochform auflief.

Wer sich als Kunststadt versteht, braucht Initiativen wie in Düsseldorf die „Box“ oder „Bloom“, hier manifestieren sich durchaus essentielle Energien, die weniger aufsehenerregend, aber ebenfalls nachhaltig und meinungsbildend in das Bewusstsein und Standing einer Szene einsickern. Dem Parkhaus weint die in Düsseldorf lebende Slowenin Nika Span eine Träne nach, wenn sie Anfang Mai gesammeltes Wasser des Entfeuchters als „Eau de Parkhaus“ ausstellen wird.

Bis dahin bezeugt die Bilderschau von Katharina Sieverding noch einmal eindrücklich, was einen Space wie das Parkhaus schon immer ausgezeichnet hat: Hier muss sich nicht alles in stromlinienförmiger Perfektion gebärden. Jüngere und ältere Motive hat Sieverding in raumbezogener Größe gedruckt und pinnt sie an die Wände – von einem „Selbstbildnis mit Kamera im Kopf“ bis zu ihren aktuellen „Gefechtspausen“, in denen sie unterschiedliche Realitätsebenen der Gegenwart in Schichten übereinanderlegt. Die Feuchtigkeit im Raum schlägt sich diskret in den Abzügen nieder, aber wollte man ernsthaft behaupten, dass dies den Bildern etwas an Prägnanz und Schärfe nimmt? Gewiss nicht. Ihre Werke zu plakatieren kam für die Künstlerin diesmal offenbar nicht in Frage, denn dann wären auch sie der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Das wollte sie sich wohl nicht antun. Immerhin wandert mit dem Düsseldorfer Parkhaus alsbald auch ein Diamant in den Bauschutt.

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