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#Der Exorzist

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Der Exorzist

Wer von Gott abfällt, wird damit noch lange nicht den Teufel und all die Dämonen der Hölle los. Und wenn der Regisseur Abel Ferrara sich seit Langem zum Buddhismus bekennt, ändert das nichts daran, dass seine Filme so katholisch sind, dass daneben das Werk Martin Scorseses geradezu protestantisch aussieht. Ferrara, ein großer, dunkler Mann mit flackernden Augen, einem furchterregenden Gebiss und einer abenteuerlichen Frisur, sieht den Dämon, wenn er bloß in den Spiegel schaut. Und zugleich ist er der Besessene – ein Mann, der in Interviews immer mal wieder erzählt, dass er, manchmal, gut schlafen könne in der Nacht: so als ob eine normale Nacht für ihn eine Zeit sei, die durchwacht, durchkämpft, durchlitten werden müsse. Und so versteht man seine Filme womöglich besser, wenn man sie als Rituale des Exorzismus deutet: Zeigt euch, böse Geister, damit wir euch verscheuchen können!

Dabei hat Ferrara als sein eigener Hauptdarsteller angefangen; eine dunkle Ausstrahlung hatte er damals schon, aber Furcht erregte er noch nicht, eher Mitgefühl, in „The Driller Killer“ zum Beispiel, in dem er einen Künstler spielte, den die Gentrifizierung in den Wahnsinn treibt. Und der dann die Gentrifizierer mit einer Bohrmaschine bekämpft.

Sein erster langer Film war ein Porno, dessen Titel man hier nicht zitieren muss. Und den man, wenn man Ferrara zu verstehen versucht, doch gesehen haben sollte. Denn da wird, einerseits, den Regeln des Genres gemäß der Sex nicht gespielt, sondern vollzogen. Und andererseits versuchen die Rahmenhandlung und der Off-Kommentar die Handlung zu literarisieren; Ferrara selbst spielt eine Szene aus dem ersten Buch Moses nach: Lot, den seine Töchter betrunken machen, damit er sie schwängere, ohne sich dessen bewusst zu werden. Und die Sehnsucht dieses Films schien darauf hinauszulaufen, dass die Sünden vergeben würden, wenn sie sich nur in Kunst verwandelten.

Der Blick des Begehrens

„Der Bohrmaschinenkiller“ hieß der Film mit dem durchdrehenden Künstler, als er in die deutschen Kinos kam. Das war 1979, und zwei Jahre danach kam „Die Frau mit der 45er Magnum“, die Geschichte einer Frau, die vergewaltigt wird und dann mit dem Revolver des Vergewaltigers auf einen Rachefeldzug geht. Zum Finale trägt sie ein Nonnenkostüm und bestraft mit der Waffe die Männer für deren Begehren. Was Ferrara, naturgemäß. möchte man sagen, aus der Perspektive derer, die begehren, inszenierte.

Harvey Keitel in „Bad Lieutenant“ (1992). Bei einem Kirchenbesuch hat LT, von Drogen und Alkohol verwirrt, die Vision, Jesus spräche zu ihm.



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Abel Ferrara zum 70.
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Der Exorzist

Das waren Filme, die nicht zur Kenntnis genommen wurden von einer Filmkritik, die ihre Kriterien an Bergman und Fellini geschult hatte. Dabei war Ferrara schon damals viel konsequenter und radikaler ein Filmautor, als es alle Helden des europäischen Autorenfilms waren: Leben und Werk sind so eng verschlungen wie bei kaum einem anderen Künstler, und als er, Mitte der Neunziger, zu Gast in der Show von Conan O’Brien war, benahm er sich, vermutlich von Drogen angefeuert, als wäre er der älter gewordene Irre aus dem „Driller Killer“.

„King of New York“ mit Christopher Walken, „Bad Lieutenant“ mit Harvey Keitel: Das waren, Anfang der Neunziger, die Filme, die auch störrische Kritiker überzeugten, sündige Meisterwerke, in denen, außer den Obsessionen der Männer, auch die Lichter der großen Stadt eine Hauptrolle spielen, schon weil sie beides verheißen: die Feuer der Hölle und den Glanz des Paradieses.

Wer so arbeitet, scheitert oft und macht doch weiter. Und wenn man es für vermessen hält, Abel Ferrara, der heute siebzig wird, schon die Erlösung zu wünschen: Dann sollen es zumindest Nächte sein, in denen er schlafen kann.

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