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#Der Garten Europas trocknet aus

„Der Garten Europas trocknet aus“

Der Einkauf beim Obst- und Gemüsehändler wird für viele Spanier zum Luxus. In diesem Sommer schmerzen besonders die hohen Preise für Melonen, die die Familien gerne an den Strand mitnehmen. Ihr Preis hat sich verdreifacht. Eine sechs Kilogramm schwere Wassermelone kann zehn Euro und mehr kosten. Sie sind fast 90 Prozent teurer als im vergangenen Sommer. Das liegt vor allem am knappen Angebot. Nachdem die Nachfrage zurückgegangen war, pflanzten die Bauern in diesem Jahr weniger an. Dann machte sich die Natur bemerkbar: Sintflutartige Regenfälle in mehreren Anbaugebieten schwemmten erst die Samen weg, dann setzte die Hitze ungewöhnlich früh ein.

Schon die zweite Hitzewelle dieses Jahr

Besonders diese Wetterkapriolen machen den Produzenten seit Monaten zu schaffen, ihre Folgen sind bis in die Läden zu spüren, auch wenn am Dienstag die Temperaturen zurückgingen: Auf der Iberischen Halbinsel geht eine der ex­tremsten und intensivsten Hitzewellen zu Ende. Es war schon die zweite Welle in diesem Jahr, und sie wird wohl nicht die letzte sein. Im Mai wurde mit 41 Grad ein neuer Temperaturrekord erreicht, auf den Mitte Juni eine der frühesten Hitzewellen seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen folgte.

Trockenheit ist in diesem Jahr aber nur eines der großen Probleme. In Aragón und Katalonien setzten den Aprikosen, Pfirsichen und Nektarinen am Ende des Frühjahrs Frost und Hagel stark zu – bevor es bald sehr warm wurde. Es wird befürchtet, dass bis zu 70 Prozent der gesamten Ernte verloren gehen. „Der Preisanstieg bei den Steinfrüchten ist auf den starken Rückgang des Angebots wegen des schlechten Wetters zurückzuführen“, teilt der Erzeugerverband Fepex mit.

Wüstenbildung schreitet voran

Auch in der Region Murcia wurde rund 20 Prozent weniger Steinobst geerntet. Der „Garten Europas“ am Mittelmeer zählt eigentlich zu den heißesten Gegenden des Landes. Aber in diesem Frühjahr regnete es dort in gut zwei Monaten gleich viermal so viel wie in durchschnittlichen Jahren: Felder standen unter Wasser, Obst und Gemüse begannen zu verfaulen. Ein großer Teil des Salats und der Melonen, die im Februar gesät wurden, war verloren.

Die ungewöhnlich heftigen Niederschläge waren jedoch eine Ausnahme und blieben auf Murcia, Valencia und die Provinz Almería begrenzt. Auf dem größten Teil der Iberischen Halbinsel und auf den Balearen herrscht die Dürre vor. Der Winter war zunächst monatelang zu trocken und sehr mild. Erst im Frühjahr setzte Regen ein, der das Niederschlagsdefizit nicht mehr ausgleichen konnte, das sich schon seit einigen Jahren aufgebaut hat. Die Stauseen sind momentan nur zu gut 40 Prozent gefüllt, die Wüstenbildung schreitet voran.




„Der Klimawandel tötet“

Die verheerenden Waldbrände der vergangenen Tage zeigen, wie ausgetrocknet Böden und Vegetation sind. Seit Jahresbeginn zerstörten mehr als 300 Brände rund 140.000 Hektar. Das sind fast siebenmal mehr als in einem durchschnittlichen Jahr. Gut 16.000 Hektar waren es seit dem vergangenen Wochenende. Es ist die Rede vom schlimmsten Brandsommer seit 15 Jahren mit verheerenden Folgen für die spanischen Waldbauern.

„Der Klimawandel tötet. Er tötet Menschen, zerstört unser Ökosystem und vernichtet den wertvollsten Besitz unserer Gesellschaft“, sagte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez bei einem Besuch in der Extremadura, wo drei Großbrände wüteten. Und es wird noch trockener werden: Die Regierung warnt davor, dass die Niederschläge bis 2030 um rund ein Fünftel zurückgehen könnten.

Illegale Brunnen und Warnungen vor „Wasserkriegen“

Mit illegal gegrabenen Brunnen versuchen Bauern, diese Knappheit zu bekämpfen. Laut Schätzungen könnten es bis zu eine halbe Million solcher Bohrlöcher geben. Sie tragen dazu bei, dass der Grundwasserspiegel noch weiter sinkt. Zum Beispiel am Rand des Doñana-Nationalparks an der andalusischen Atlantikküste, wo das weltweit einmalige Feuchtgebiet langsam austrocknet. Mit Anbau und Export der Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Johannisbeeren, von denen ein Großteil nach Deutschland geht, lassen sich jedes Jahr bis zu 600 Millionen Euro verdienen – vorausgesetzt, es gibt genügend Wasser.

In Spanien warnen manche schon vor „Wasserkriegen“, weil die durstige Landwirtschaft einfach nicht genug kriegen kann. Fernleitungen und Kanäle, die zum Teil noch während der Franco-Diktatur gebaut wurden, versorgen den trockenen Süden mit Wasser aus dem Landesinnern, das jedoch auch dort knapper wird. Die spanische Regierung gibt deshalb in den nächsten Jahren mehr als 2 Milliarden Euro aus, um Bewässerungssysteme zu modernisieren und zu verhindern, dass Wasser unterwegs verloren geht.

Extremtemperaturen werden stark zunehmen

Aber das wird nicht ausreichen. Laut dem jüngsten Bericht des Weltklimarats IPCC werden in den kommenden Jahrzehnten im Mittelmeerraum Trockenheit, längere Dürreperioden und extreme Temperaturen stark zunehmen. In Spanien stiegen sie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts um etwa 1,7 Grad, davon etwa 1,2 Grad in den vergangenen 60 Jahren. Spanische Winzer klagen schon über die Folgen des Klimawandels und beginnen, sich vom Mittelmeer und dem Landesinnern in den kühleren Norden oder auf höhere Lagen zurückzuziehen. In der Cava-Region bei Barcelona beginnt die Weinlese durchschnittlich drei Wochen früher.

Der Weinkonsum lässt sich verringern, Getreide bleibt überlebenswichtig. Doch es ist ebenfalls betroffen. Der spanische Landwirtschaftsminister Luis Planas musste gerade die Prognose für die Ernte von ursprünglich 20 Millionen Tonnen senken: „Wir werden uns aufgrund der Dürre in einer Größenordnung von 17 bis 18 Millionen Tonnen bewegen.“

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