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#Der Himalaja schmilzt immer schneller

Himalaja und Hindukusch, aufgrund ihrer Gletscher und Schneemassen oft als „der dritte Pol“ bezeichnet, dürften schneller Opfer des Klimawandels werden als bislang erwartet. Zu diesem Schluss kommt ein weltumspannendes Team von Wissenschaftlern, das für das länderübergreifende International Centre for Integrated Mountain Development (Icimod) in Kathmandu einen umfassenden Ausblick vorgelegt hat.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

„Mit der Erwärmung in größeren Höhen, dem immer schnelleren Schmelzen von Gletschern, dem Abtauen von bisherigen Permafrostgebieten, geringeren Schneedecken und unsicheren Wettermustern werden die Folgen immer offensichtlicher“, heißt es in dem Bericht. „Wir verlieren die Gletscher, und zwar in 100 Jahren“, sagt der niederländische Wasserwissenschaftler Philippus Wester, der den Bericht federführend verfasst hat. Von dem Wasser aus den Bergen in Süd- und Zentralasien sind fast zwei Milliarden Menschen abhängig.

„Die Region ist mit 240 Millionen Menschen, gegliedert in Hunderte ethnische Gruppen und Sprachen, die am dichtesten besiedelte Bergregion der Welt“, heißt es in der Analyse. „Weitere 1,65 Milliarden Menschen, die in den Einzugsgebieten von zwölf Flüssen leben – darunter zehn große grenzüberschreitende Flüsse, die durch 16 Länder fließen –, sind direkt oder indirekt von den natürlichen Ressourcen und Leistungen des Ökosystems abhängig, die die Berge bereitstellen.“ Das Dutzend Ströme, unter ihnen Ganges, Indus und Mekong, dürfte in den nächsten 20 Jahren ihren höchsten Pegelstand erleben.

Warnung vor falschen Hoffnungen

„Das mag so klingen, als hätten wir mehr Wasser zur Verfügung, weil die Gletscher schneller schmelzen. Aber zu oft wird es zu Springfluten kommen anstatt zu einem verlässlichen Zufluss“, warnt Wester vor falschen Hoffnungen. Mit sinkendem Durchfluss wachsen dann die Anforderungen an Landwirtschaft und Versorgung der Menschen, die auf das Wasser angewiesen sind.

Sowohl China wie Indien und Pakistan arbeiten an zahlreichen Staudamm- und Kanalsystemen, um gegen die wachsende Wasserknappheit vorzugehen. Das Ökosystem mit den höchsten Bergen der Welt erstreckt sich über 3500 Kilometer und durch Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Myanmar, Nepal und Pakistan.

Die veränderten Wettermuster stellen die gesamte Himalaja-Bevölkerung vor hohe Herausforderungen: Ihren Tierherden fehlt Grasland, wenn es zu unvorhersehbaren Schneefällen kommt. Die Wasserversorgung wird unzuverlässig, was den Anbau erschwert. „Ein Drittel der Menschen in den Bergen leben unterhalb der Armutsgrenze, deutlich mehr als im jeweiligen nationalen Durchschnitt. Ökosysteme und Menschen in den Bergen sind wesentlich verletzlicher bei Veränderungen“, heißt es in dem Bericht.

Chaotisches Wetter führt zu Landflucht

Die immer chaotischeren Wettermuster führen zu geringeren Einkommen und damit vermehrter Landflucht. Sie mündet in rascher Urbanisierung mit wachsenden Slums, die die Sozial- und Infrastruktur der Metropolen Südasiens überlastet. „Die Menschen, die in diesen Bergen leben, haben so gut wie nichts zur Erwärmung beigetragen. Aber sie sind durch den Klimawandel stark gefährdet“, warnt die in Gießen promovierte Agrar- und Migrationsspezialistin Amina Maharjan, eine der Autorinnen des Berichts. „Die derzeitigen Anpassungsbemühungen sind völlig unzureichend. Wir sind äußerst besorgt, dass diese Gemeinschaften ohne größere Unterstützung nicht in der Lage sein werden, die Situation zu bewältigen.“

Im Jahrzehnt bis 2020 verloren die Gletscher ihr Eis um bis zu 65 Prozent schneller als zwischen 2000 und 2010. Anderen Erhebungen zufolge haben die Gletscher um den Mount Everest innerhalb der vergangenen 30 Jahren das gesamte Eis verloren, das sich über 2000 Jahre gebildet hatte. Bei einer Erderwärmung um 1,5 oder 2 Grad werde die Region bis 2100 zwischen 30 und 50 Prozent ihres Schnees und Eises einbüßen. Bei der derzeit drohenden Erwärmung um 3 Grad würde der Osthimalaja mit Ländern wie Nordindien, Nepal und Bhutan bis zu 75 Prozent verlieren. Da das Massiv im Zentrum Asiens längst nicht so tief und lang erforscht wurde wie etwa die Alpen oder die amerikanischen Rocky Mountains, taten sich Wissenschaftler bislang schwer, Vorhersagen zu treffen. Der umfassende Bericht soll nun eine erste Grundlage für weitere Prognosen bringen. Dazu trug bei, dass die Amerikaner Satellitenaufnahmen ab dem Jahr 1970 freigaben, die bislang geheim waren.

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