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#„Der Kahn mit der Bahn“

„Der Kahn mit der Bahn“

Ausgerechnet ein Frachtschiff wurde am „Tag der Arbeit“ zum Hingucker. Egal wo sich die Spaziergänger am frühen Samstagnachmittag am Main in Frankfurt versammelten, staunten sie nicht schlecht. Denn die 110 Meter lange „Amare“, die unter niederländischer Flagge fährt, ist nicht nur durch ihre schiere Größe eine imposante Erscheinung. Sie hatte auch eine besondere Fracht geladen: sieben elektrische Triebwagen und fünf Anhänger einer Schmalspurbahn, die auf einer Spurweite von nur 750 Millimeter fährt.  

Während die Passanten auf dem Eisernen Steg hektisch ihre Smartphones zückten, als sie die besondere Ladung bemerkten, wusste ein Mann auf dem Übergang der Schleuse in Griesheim schon vorher Bescheid. „Der Kahn mit der Bahn kommt“, sagte der mit einer Spiegelreflexkamera ausgerüstete Pensionär, der sich frühzeitig den besten Platz am Geländer des Übergangs gesichert hatte. Er erzählt auch, woher die besondere Fracht kommt: aus Waldenburg, in der Schweiz. Er sei selbst dort gewesen und habe Fotos gemacht. Das Highlight der „Waldenburgerbahn“ seien die Dampffahrten gewesen, erzählt der Mann, der ganz offenkundig ein Bahnenthusiast ist.

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Mittlerweile verkehren zwischen den Kleinstädten Liestal und Waldenburg in der Nähe von Basel aber weder die rot-weiß lackierten elektrischen Triebwagen aus den achtziger Jahren noch die bei Ausflüglern sehr beliebte Dampflok aus Jahr 1902. Denn die schmalste Schmalspurbahn der Schweiz wird seit diesem April auf die Meterspur umgespurt. Dadurch ist eine Anbindung der rund 13 Kilometer langen Strecke an das Straßenbahnnetz von Basel möglich. Aber der Umbau bedeutete auch das Ende für das alte „Waldenburgerli“, wie die Bahn im Volksmund heißt. Also wurde zumindest für die elektrischen Züge ein Abnehmer gesucht.

Diesen fanden die bisherigen Betreiber in der Slowakei. Künftig werden die Züge aus der Schweiz auf der rund 16 Kilometer langen Schwarzgranbahn in der Nähe von Čierny Balog im slowakischen Erzgebirge verkehren. „Das slowakische Angebot war das überzeugendste“, sagte der Direktor der alten Betreibergesellschaft. Wichtig sei gewesen, dass die Fahrzeuge weiter zum Einsatz kommen. Entsprechendes plant auch die Schwarzgranbahn. Sie will diese bisherige Museumsbahn bis 2025 elektrifizieren und für den Nahverkehr nutzbar machen. Die Slowaken bezahlten für die Züge einen symbolischen Preis von umgerechnet knapp 75.000 Euro.

Abschied: die letzte Fahrt der Waldenburgerbahn am 6 April. Nun reist die schmalste Schmalspurbahn der Schweiz per Schiff in die Slowakei.


Abschied: die letzte Fahrt der Waldenburgerbahn am 6 April. Nun reist die schmalste Schmalspurbahn der Schweiz per Schiff in die Slowakei.
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Bild: dpa

Nun mutet es auf den ersten Blick tatsächlich merkwürdig an, wenn bei 900 Kilometer Luftlinie zwischen Waldenburg und Čierny Balog die Züge einen weit größeren Umweg auf dem Schiffsweg nehmen. Doch mit den jeweils rund 18 Tonnen schweren Waggons ist der Schiffstransport eine vergleichsweise einfache Art und Weise. Am Donnerstag hat die „Amare“ in der Nähe von Basel abgelegt, am 18. Mai soll sie nach rund dreiwöchiger Fahrt über Rhein, Main und Donau in der slowakischen Hauptstadt Bratislava ankommen.

Frankfurt war dabei nur ein Wegpunkt dieser sehr langen Strecke. Aber es zeigt sich, dass die Rhein-Main-Metropole nicht nur einen großen Bahnhof und einen Flughafen mit weltweiter Bedeutung zu bieten hat. Auch zu Wasser tut sich auf dem Weg zum Main-Donau-Kanal einiges. Auch die in den sozialen Medien inzwischen gut organisierte Szene der „Trainspotter“ blickte am Samstag auf Frankfurt. So kann es ein Nutzer auf Twitter kaum erwarten, in Wien einen Blick auf das „Waldenburgerli“ auf seiner wohl längsten Fahrt zu werfen.

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