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#Der Mindelheimer Bahnhof ist zum Schämen

„Der Mindelheimer Bahnhof ist zum Schämen“



Dreck, Kot und Urin: Im Warteraum des Mindelheimer Bahnhofs können Reisende etwas erleben. Bürgermeister Winter beschwert sich über die untragbaren Zustände.

Sie hat die halbe Welt bereist, war in den ärmsten Ländern mit Bus und Bahn unterwegs. Aber einen derart verdreckten Bahnhof wie sie ihn dieser Tage in Mindelheim an einem ganz normalen Werktag angetroffen hat, habe sie noch nirgendwo gesehen. „Ich bin zutiefst schockiert“, sagte die Frau dieser Redaktion. Der Warteraum war voller Zigarettenkippen, Kot und Urin.

Bürgermeister Stephan Winter, von dieser Redaktion auf die Verschmutzungen aufmerksam gemacht, hat sofort reagiert und an die DB Station & Service AG in Kempten einen Beschwerdebrief verfasst, nachdem sich Mitarbeiter der Stadt vor Ort ein Bild gemacht haben.

Schon in der Vergangenheit hat die Stadt Mindelheim die Bahn mehrfach gebeten, den Bahnhof zu säubern

In dem Schreiben heißt es, „für uns als Kreisstadt ist der Bahnhof ein Aushängeschild. Es ist der erste Eindruck, den die Reisenden bei der Ankunft in Mindelheim erhalten. Für uns ist die derzeitige Situation untragbar. Wir bitten Sie nachdrücklich, den Wartebereich und auch die Außenflächen unverzüglich und danach in einem angemessenen Intervall reinigen zu lassen.“

Die Stadt ist nicht für die Sauberkeit des Bahnhofs verantwortlich. Schon in der Vergangenheit hat die Stadtverwaltung die Bahn regelmäßig angeschrieben und auf die Verschmutzungen aufmerksam gemacht. „Leider wurde bisher aber sehr langsam reagiert“, so Rathaussprecherin Julia Beck.

Sie habe schon die halbe Welt bereist und sei in ärmsten Ländern mit Bus und Bahn unterwegs gewesen. Einen derart verdreckten Bahnhof wie in Mindelheim habe sie aber noch nirgendwo gesehen, sagte die Frau, die diese Redaktion auf die Zustände im dortigen Wartebereich aufmerksam gemacht hat.

Foto: MZ-Leserin

Verständigt wurde auch das Gesundheitsamt. Das stellte immerhin fest, dass keine Gesundheitsgefährdung bestehe. Stadt und Gesundheitsbehörde sind sich jedoch einig, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Die Bahn hat ein paar Tage verstreichen lassen, bis sie auf die Anfrage dieser Redaktion reagiert hat. Offenbar hat sie die Zwischenzeit dazu genutzt, ein Reinigungsteam zu aktivieren. Als Vertreter der Stadt am Dienstag vor Ort waren, wurde bereits der Dreck beseitigt.

Bereits 2018 war der Mindelheimer Bahnhof in die Schlagzeilen geraten

Eine Sprecherin der Bahn schrieb, „aktuell befinden wir uns im Austausch mit unserem Dienstleister, um die Reinigungssituation zu besprechen und die Mängel nicht wieder entstehen zu lassen.“ Als erste Maßnahme sei am Dienstag eine Grundreinigung des Mindelheimer Bahnhofs erfolgt. Zusätzlich ist für die 50. Kalenderwoche vom 12. bis 18. Dezember eine Graffitientfernung beauftragt, so die Sprecherin.

Die Probleme mit der Sauberkeit sind nicht neu. Schon vor gut vier Jahren war der Mindelheimer Bahnhof in die Schlagzeilen geraten. Im September 2018 hatte Peter Stamm aus Buchloe getestet, wie behindertenfreundlich die Deutsche Bahn im Unterallgäu ist. Der Leiter der Kontaktstelle Selbsthilfe Körperbehinderter hatte sich die Bahnhöfe Türkheim, Bad Wörishofen, Mindelheim und Markt Wald näher angesehen. Stumm vertrat damit den Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter und die Fördergemeinschaft der Querschnittsgelähmten Deutschland. An der Rundfahrt hatte damals auch der Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (Freie Wähler) teilgenommen.

Auch das Gesundheitsamt wurde verständigt und sieht dringenden Handlungsbedarf.

Foto: MZ-Leserin

Das Ergebnis dieser Rundreise im Herbst 2018 war kein Ruhmesblatt für die Bahnhöfe. An allen Stationen stellte Stumm mehr oder weniger große Missstände fest. Speziell in Mindelheim waren dem Tester die herumliegenden Abfälle besonders unangenehm aufgefallen. Toiletten gibt es dort nicht. Die Notdurft werde sichtbar im Freien verrichtet, was auch zu riechen sei. Ansprechpartner gab es am Testtag keine. Die Unterführung sei für Rollstuhlfahrer absolut nicht geeignet. Hinweisschilder seien nicht erkennbar, Barrierefreiheit ein Fremdwort. „Nach dem jetzigen optischen Eindruck sollen Reisende Mindelheim meiden oder fernbleiben,“ fasste Stumm damals zusammen.

Laut Bahn soll der Bahnhof in Mindelheim zweimal pro Woche gereinigt werden

Immerhin konnte ein Problem seitdem gelöst werden. Damals lagen vor dem Bahnhof Fahrräder herum. Das hat die Stadt Mindelheim mit dem Bau einer Fahrradabstellstation im Osten des Bahnhofs entschärft. Die fehlende Sauberkeit ist hingegen weiterhin kein Aushängeschild für den Mindelheimer Bahnhof.

Bürgermeister Stephan Winter hatte vor vier Jahren den Test zum Anlass genommen, der Bahn einen deutlich formulierten Brief zu schicken. Dieser ging an die DB Station und Service AG in Augsburg, die für die Reinigung des Bahnhofs zuständig ist. Alles sei halb so schlimm mit den herumliegenden Abfällen am Bahnhof Mindelheim, erhielt der Rathauschef sinngemäß zur Antwort. Für die Toiletten sei die Bahn ohnehin nicht zuständig. Darum müsse sich die Stadt Mindelheim kümmern. 

Inzwischen wurde der Wartebereich gereinigt.

Foto: MZ-Leserin

Der Bahnsprecher konnte 2018 in Mindelheim nur „punktuell frische Verschmutzungen“ am Bahnhof feststellen. Willi Jörg hatte sich nach dem Brief aus dem Mindelheimer Rathaus selbst auf den Weg und sich vor Ort ein Bild gemacht. Die Bahn sagte aber zu, mit ihrem Dienstleister, der für die Sauberkeit sorgen soll, „eine Anpassung der Reinigungsintervalle im Rahmen der finanziell zur Verfügung stehenden Mittel zu prüfen“. Grundsätzlich werde der Bahnhof Mindelheim zweimal pro Woche gereinigt. Wie sich dieser Tage gezeigt hat, hat der gute Vorsatz nicht allzu lange gehalten.

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