Nachrichten

#Der neue Trend heißt Athflow

Der neue Trend heißt Athflow

Karl Lagerfeld würde sich vermutlich im Grab umdrehen. Seit Monaten ist Deutschland im Freizeitlook. Die Jogginghose ist auf der Straße angekommen. „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, lautete Lagerfelds legendärer Satz aus dem Jahr 2012 bei „Markus Lanz“. Spätestens seit Corona hat er seine Gültigkeit verloren.

Anstelle dessen ist etwas anderes passiert. Athflow, so der Name eines neu ausgerufenen Trends, bringt den Look modebewusster Menschen dieser Tage mit einem Stichwort auf den Punkt. Man kleidet sich sportlich, also athletisch, und sieht zugleich hinreichend elegant aus, um in dem Aufzug auch den Kollegen im Büro zu begegnen. Was Casual Chic Anfang der nuller Jahre war, ist heute – mit einem modischen Update – Athflow.

Dicke Sneakersohlen, lockere Hose, schicker Mantel

Das Profil der Sneaker ist dick, die Hose fällt locker, der Kapuzenpullover ist vielleicht aus Seide, der Mantel darüber kommt flächenmäßig einer Tagesdecke gleich und hat dennoch Struktur. Stoffe erzählen Geschichten, und diese wollen sagen: Gönnt euch das Maximum, das Beste aus zwei Welten, das gute Gefühl des Cocoonings der Loungewear in Kombination mit der Optik der schöneren Alltagskleider.

Athflow II: Sneaker, Lammfellweste, lockere Hose, Dior-Tasche


Athflow II: Sneaker, Lammfellweste, lockere Hose, Dior-Tasche
:


Bild: Getty Images Entertainment/Getty Images

Der Sneaker mag schon lange die Herrschaft bei Schuhen übernommen haben, von der Wade aufwärts allerdings ist das Outfit hybrider. Hosen mit elastischem Bund oder Tunnelzug fluten als gepflegte Variante zur Jogginghose den Markt. Sweatshirts werden zu Röcken getragen, Daunenjacken über Kleider kombiniert. Die Grenzen zwischen Sportbekleidung und herkömmlicher Mode sind somit aufgehoben, und das bringt neue Freiheiten mit sich. Keine Bündchen, keine Knöpfe, kein Reißverschluss, der drückt.

Influencer machen es vor

Man sieht es in den sozialen Medien. Dort buhlen Influencer und Prominente seit Monaten um Aufmerksamkeit, indem sie sich nicht etwa mit Champa­gnerglas und Highheels ablichten lassen, sondern im Oversize-Hoodie, in der Daunenjacke, mit dem Mehrwegbecher für den Kaffee in der Hand. Kommen dazu schicker Mantel, Blazer oder Handtasche, ist das Ganze: sehr Athflow.

Natürlich hat jeder Trend eine Vorgeschichte. Athflow hätte es ohne Corona wohl nicht gegeben, und deshalb muss man hier die vergangenen zwölf Monate im Schnelldurchlauf betrachten. Der Absatz von Jogginghosen stieg im Jahr 2020 um 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Jener von Anzügen ließ hingegen deutlich nach, um 58 Prozent. Die Pandemie und der damit verbundene Lockdown haben den Kleidungskonsum durcheinandergebracht und dabei eine Entwicklung beschleunigt, die sich zuvor schon abgezeichnet hatte.

Corona als Katalysator

Corona war dabei höchstens der Katalysator, nicht die Ursache für den Trend zu legerer Bekleidung. Krawatten fielen vorher, Sneaker trägt man schon länger. Über Casualisierung wurde auch schon öfter gesprochen. Entscheidend aber ist: In der Pandemie gab es kein anderes Thema mehr. Carl Tillessen, Mode­experte am Deutschen Mode-Institut in Köln, ist überzeugt, dass uns diese Zeit geprägt hat, dass Jogginghosen und alles, was dazugehört, eine große Zukunft vor sich haben werden: „Wir haben ein Jahr lang die pflegeleichteste und bequemste Kleidung getragen, die es auf dem Markt gibt. Das werden wir nicht wieder auf­geben wollen.“ Für ihn steht jetzt schon fest: „Der Casual Friday wird sich auf die ganze Woche ausbreiten. In einem Jahr sind wir weggekommen vom Business-Look. Und der wird in dieser Form auch nicht mehr zurückkehren.“

Nur, wie geht es dann weiter, in puncto Styling? Darüber zerbrechen sich Designer und Modeexperten gerade die Köpfe. Lässt sich Athflow wirklich mit Glamour vereinen, mit Partykleidern, für den Fall, dass eine Ära im Stile der 1920er Jahre anbricht? Oder werden die Menschen in ihrer Komfortzone bleiben und das modisch zum Ausdruck bringen?

Bei Hugo Boss entfällt jedenfalls schon jetzt lediglich etwa ein Fünftel des Konzernumsatzes auf Business-Anzüge. Die ersten Unternehmen kündigen an, ihren Mitarbeitern auch nach Corona die Arbeit vom heimischen Schreibtisch aus ermöglichen zu wollen. Sollte das Homeoffice also längerfristig eine Option bleiben, sollte es normal werden, ein bis zwei Tage die Woche von zu Hause aus zu arbeiten, dann könnten Krawatte, Anzug und Kostüm bald Mode fürs Museum sein. Und Kapuzenpullover aus Seide aktuell bleiben.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!