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#Der Oktopus ist ein Saubermann

Der Oktopus ist ein Saubermann

Maurício Nogueira wirft den Motor seines kleinen Fischerbootes an und steuert die „Soledade“ aus dem Hafen von Vila Real de Santo António hinaus aufs offene Meer. Eine Dreiviertelstunde später ist der Dreiundvierzigjährige bei seinen Fanggründen vor der Küste der Ria Formosa im Osten der Algarve angelangt. Mit einer Winde zieht er ein Tau aus dem Wasser und befördert einen dunklen Gegenstand vom Meeresboden an die Oberfläche: einen alten Tonkrug, besetzt mit Muscheln und Algen. Der Fischer hat sich auf den Fang von Kraken spezialisiert und verwendet dabei ein jahrtausendealtes Verfahren: Schon die Römer versenkten Amphoren im Meer, in der Hoffnung, dass Oktopoden diese als Behausung nutzten. Heute sind es noch zweihundert Fischer zwischen Vila Real de Santo António und Faro, die auf diese Weise ihren Lebensunterhalt verdienen.

„Die Methode ist viel nachhaltiger als der Fang mit Reusen oder Schleppnetzen“, sagt Maurício Nogueira. Es gebe praktisch keinen Beifang, und zu kleine Tiere – in Portugal dürfen Oktopoden erst ab einem Gewicht von siebenhundertfünfzig Gramm verkauft werden – würden einfach wieder ins Meer geworfen. Viele seiner Kollegen hätten den Alcatruz, wie die tönerne Amphore auf Portugiesisch heißt, durch Plastikbehältnisse ersetzt. Doch für Maurício kommt das nicht in Frage. „Ich mag kein Plastik und der Oktopus auch nicht“, sagt er. Das Material werde im Wasser kalt, da fühlten sich die Tiere nicht wohl. Außerdem liege die zylinderförmige Plastikröhre flach auf dem Grund, so dass Schlamm und Schlick hineingelangten – auch das gefalle dem Oktopus nicht. „Er liebt es sauber.“ Mit Fallen aus Ton jedenfalls fange er deutlich mehr als mit den modernen schwarzen Plastikbehältern.

Nicht sehr schön, aber sehr delikat: Der Krake ist Stammgast in Portugals Küche.


Nicht sehr schön, aber sehr delikat: Der Krake ist Stammgast in Portugals Küche.
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Bild: Sven Rahn

Vor allem vor der Küste der Ria Formosa stehen die Chancen gut, dass ihm Kraken ins Netz respektive in den Krug gehen. Denn die Lagunenlandschaft, die 1755 durch ein Seebeben entstand, bietet ideale Lebensbedingungen für den Kopffüßler. Die starken Gezeiten sorgen für sauberes, sauerstoffreiches Wasser. Das seichte Gewässer der Ria wiederum ist der perfekte Platz für die schwarz schimmernden Eier des Kraken, von denen das Weibchen bis zu vierhunderttausend Stück an kleinen Schnüren ablegt. Und zwischen den unzähligen Sandbänken, Prielen und kleinen Inseln leben Abertausende von Krabben und Krebsen, die bevorzugte Mahlzeit der Oktopoden. Im Jahr 1986 wurde das sechzehntausend Hektar große Gebiet zum Naturpark erklärt. Manche Teile werden wirtschaftlich genutzt, etwa für den Salzabbau oder die Muschelzucht, andere sind ganz der Natur und wieder andere dem Tourismus vorbehalten – so wie der Abschnitt vor Fuseta, an dem drei exklusive Hausboote ankern, oder die Mündung des Rio Gilao in den Atlantik, an der ein ehemaliges Fischerdorf inmitten von Salzbecken in ein stilvolles Ökohotel umgewandelt wurde. Besonders beliebt bei Urlaubern sind die kilometerlangen Strände der vorgelagerten Inseln bei Faro, Culatra und Tavira aus feinstem, weißem Sand, die flach ins Meer abfallen und deswegen ideal für Kinder sind. Tavira erreicht man über eine kleine Schmalspurbahn, die über einen anderthalb Kilometer langen Damm tuckert. Früher wurden mit ihr Versorgungsgüter für die Thunfischfischer transportiert, die während der Saison auf der Insel lebten. Heute sind in den ehemaligen Lagerhallen und Baracken Restaurants, Bars, Geschäfte und ein Fischereimuseum untergebracht.

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