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#Der Sound der angeknacksten Seelen

Wie gut das wäre, könnte man in diesem Augenblick zurück. In den Moment des ersten, unberührten Hörens. Wenn man, anfänglich gleichgültig, unerwartet etwas spürt. Ein Satz, der in der Tiefe aufschlägt. Ein angeschwipster Hip-Hop-Beat, der klingt, als hätte er dort längst gewummert. Schaut man da, wie durch ein Schlüsselloch, in die Seele dieser Künstlerin? Als Entdeckerin, als Pionierin? Es ist ja ganz unmöglich, dass sich so ein Gefühl schon jemand anderem erschlossen hat.

Im nächsten Augenblick schon kann es sein, dass sich Stimme, Beat und Band so jung anhören, dass man die Euphorie über die kleinen frechen Worte („sippen“ für schlürfen, „Melos“ für Melodien), über die wilden Bilder („Leute gehen Gassi, und wir gehen vor die Hunde“) bremst. Und dass man andererseits das Gefühl hat, da sei noch mehr, da müsse noch mehr sein. Sonst würde die doch nicht so weise daherkommen. Und dann kann es sein, dass man sich urplötzlich ertappt fühlt im Sinne Scott Fitzgeralds, Boot gegen den Strom, unablässig in Richtung Vergangenheit getrieben.

Fans, deren Seelen ja auch berührt wurden

Keinesfalls will man in so einem magischen ersten Kennenlernmoment wissen, ob die Person, die da singt, früher, also als Kind, schon ein Promi war und warum, wie viele Fans in welchem Alter sie auf Tiktok hat und warum und ob der „Hype“, der um sie zurechtgeschrieben wird, berechtigt ist. Später auch nicht, aber dagegen ist ja schwerlich etwas auszurichten. Man will einfach nur weiterhören und weiterdenken und die Wirklichkeit noch etwas rauszögern.

Leider ist dieser Moment des ersten Mals nie länger als eine Songlänge, im vorliegenden Fall also ziemlich kurz. Und leider lässt er sich nicht reproduzieren, auch bei mehreren Gläsern Lillet Wildberry nicht.

Also geht man als Ersatz ins Konzert in der Columbiahalle in Berlin und sieht die anderen. Die Fans, deren Seelen ja auch berührt wurden, die ja auch glauben, in die Seele von Nina Chuba geschaut zu haben; die Fans in Berlin sind jung, sie haben rosige Gesichter, tragen kurze Tops, die Haare in zwei Nestern auf dem Kopf, weite Hosen, sie sehen aus wie Wiedergeburten der 2000er-Jahre, was verwirrend ist, wenn man in dieser Zeit in ihrem Alter war. Sie haben Freunde dabei und Geschwister und bestellen Sprite, und dann drängen sie sich ganz dicht zusammen, und es riecht nach frisch gekauften Viskosemischungen und Kaugummi und der Aufregung der Jugend.

Man darf schon froh sein, hier dabei zu sein, so voll ist es, ganz ausverkauft. Vor einem Jahr war sie auch schon Tiktok-star, hatte ein paar eigene und Songs mit Felix Kummer und Provinz aufgenommen und verteilte noch großmütig Interviewtermine. Jetzt ist Tour, Interviews gibt es keine mehr und Karten auch nicht. Angeblich nicht mal eine Gästeliste für die Leute von Sony, ihrer Plattenfirma. Im August 2022 kam „Wildberry Lillet“, und Nina Chuba wurde richtig bekannt. Sie war beim Lollapalooza Festival, bei Böhmermann, hat die 1live Krone als beste Newcomerin gewonnen und jetzt ein Album veröffentlicht, „Glas“, produziert von Leuten wie Aside, Dokii und Michael Burek. Inzwischen wird schon die nächste Tour beworben, die wahrscheinlich, während Sie diesen Text lesen, auch schon wieder ausverkauft sein wird.

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