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#Der Sternhimmel im April: Am Himmel zeigt sich der Frühling

Im April sehen Sie nur noch Reste des Winterhimmels – und erstmals trauen sich die Astronomen zu, eine wiederkehrende Nova vorherzusagen. Die Explosion scheint kurz bevorzustehen und lässt sich sogar ohne Fernglas beobachten.

Stella Nova, oder kurz Nova, lautet die lateinische Übersetzung für „neuer Stern“. Astrophysikalisch meint der Begriff Nova aber keine neu entstandenen, sondern alte ­Objekte, genauer: ein Paar aus einem ­Weißen Zwerg und einem normalen Stern oder einem Riesenstern, dessen Helligkeit urplötzlich ansteigt. Ein Weißer Zwerg, das ist der ultrakompakte Überrest eines einstmals sonnenähnlichen Sterns, in dem die Masse komprimiert ist. Befindet sich eine solche Sternleiche in engem Orbit mit einem gewöhnlichen Stern, so kann von letzterem Materie, hauptsächlich Wasserstoffgas, auf den Weißen Zwerg gelangen. Weil sich die Sterne bewegen, besitzt diese Materie einen Drehimpuls und sammelt sich zunächst in einer den Weißen Zwerg umgebenden Akkretionsscheibe. Reibung unter den Molekülen sorgt dann dafür, dass das Gas langsam Energie verliert, bis es schließlich auf den Zwergstern regnet und auf dessen Oberfläche eine immer dichtere Hülle bildet. Wird der Druck zu groß, zündet die thermo­nukleare Kernfusion und sprengt die Hülle ins All. Das Doppelsternsystem leuchtet plötzlich bis zu eine Million Mal heller: Von weit her sieht es so aus, als stünde ein neuer Stern, eine ­Nova, am Himmel.

Bei manchen (vielleicht sogar bei allen) Novae wiederholt sich dieser Vorgang in einem mehr oder weniger regelmäßigen Rhythmus. Dieses Jahr haben wir die einmalige Chance, eine solche Explosion von Beginn an mitzuerleben. Zum ersten Mal trauen sich Astronomen zu, den Ausbruch einer wiederkehrenden Nova vorherzu­sagen. Das betroffene Doppelsternsystem heißt T Coronae Borealis, kurz T CrB. Es steht im Sternbild Nörd­liche Krone (lateinisch Corona Borealis), das wir im April am Abend im Osten unterhalb des Bärenhüters mit seinem hellen Stern Arktur ­se­hen können: Die Nördliche Krone ist ein Halbkreis von schwachen Sternen, deren hellstes Mitglied, der Stern Gemma, die zweite Größenklasse erreicht.

Wann ist die nächste Nova zu erwarten?

Viermal in der Geschichte der Menschheit hat man T CrB schon ausbrechen ­sehen: 1217, 1787, 1866 und 1946. Zwischen den beiden letzten Ausbrüchen liegen genau 80 Jahre. Sollte dieses Zeitintervall weiter fortgeführt werden, wäre die nächste Nova für 2026 zu erwarten. Astronomen haben aber seit dem 19. Jahrhundert den normalerweise nur mit Tele­skopen sichtbaren Doppelstern nicht aus den Augen gelassen und Hinweise darauf gefunden, dass die nächste Nova von T CrB schon zwischen Februar und August 2024 erscheinen könnte: Wenige Monate vor ihrem Ausbruch 1946 nämlich war die Helligkeit des Sternsystems deutlich ab­gesunken. Den Grund dafür kennt man zwar nicht, doch seit dem Frühjahr 2023 ver­folgen Beobachter der amerikanischen Vereinigung zur Untersuchung von ver­änderlichen Sternen (AAVSO) einen sehr ähnlichen „pre-eruption-dip“ wie vor 1946. Es könnte also jederzeit losgehen. Wenn es passiert, dann geht alles sehr schnell: Der Helligkeitsanstieg dauert nur wenige Stunden – und plötzlich steht knapp rechts unterhalb von Gemma ein mindestens ebenso heller, „neuer“ Stern. Die Nova von T CrB aus dem Jahr 1946 ist nach wie vor die hellste seither gesichtete, eine abermalige Eruption sollte ebenso hell werden. Nach wenigen Tagen, einer Woche höchstens, ist der Spuk dann schon wieder vorbei. T CrB wird für die wohl nächsten 80 Jahre wieder nur mit Fern­rohren zu erkennen sein.

Ein abendlicher prüfender Blick in Richtung Nördliche Krone sei also allen Sternguckern in den nächsten Wochen und Monaten empfohlen! Auf der Website der AAVSO, aavso.org, kann man sich die stündlich aktualisierte Helligkeit von T CrB ansehen. Dazu muss man einfach „T CrB“ in das Suchfeld eingeben und „check recent observations“ anklicken. Unter den Beobachtungen entsprechen diejenigen dem ­vi­suellen Eindruck, die mit dem Filter „Vis“ oder „V“ gemacht wurden. Sobald die Werte einstellig werden und bis auf zwei fallen, hat das Schauspiel begonnen.

Der Aprilhimmel ist derweil eindeutig auf Frühling eingestellt: Löwe, Jungfrau und Bärenhüter dominieren den Süd- und Ostteil des Firmaments. Nur im äußersten Westen finden wir noch die zähen Reste des Winterhimmels. Vor allem die Zwil­linge stehen mit Blick nach Westen nahezu aufrecht – Kastor und Pollux, ihre hellsten Sterne, bilden die Köpfe des mythischen Paars. Ganz verabschiedet haben sich die Planeten: Jupiter erwischt man noch in der Abenddämmerung, doch auf der für 23 Uhr zur Monatsmitte gerechneten ­Karte fehlt er schon. Wer zum Ende der Däm­merung in den ersten drei April­wochen den Jupiter tief am Westhimmel als auffallend hellen Stern sieht, sollte ein Fernglas zur Hand nehmen: Gleich rechts unterhalb des Planeten zieht nämlich der Komet 12P/Pons-Brooks vorbei. Dieser neigt zu hef­tigen Helligkeitsausbrüchen, ausgelöst durch explosionsartig sublimierendes Eis unter seiner porösen Ober­fläche. Mit etwas Glück sieht man den Kometen als nebliges, rundes Wölkchen im Fernglas. Am Abend des 10. April, etwa gegen 21 Uhr, bilden Jupiter, 12P/Pons-Brooks und die sehr schmale Mondsichel ein auffälliges Dreieck. Bis zum 21. April soll 12P/Pons-Brooks noch heller werden – wie hell, weiß man bei Kometen aber bekanntlich nie so genau.

Sonnenauf- und Sonnenuntergang

1. April, Sonnenaufgang 07.01 Uhr, Sonnenuntergang 19.58 Uhr;

30. April, Sonnenaufgang 06.03 Uhr, Sonnenuntergang 20.43 Uhr.

Vollmond und Neumond

2. April, 05.15 Uhr: Letztes Viertel;

8. April, 20.21 Uhr: Neumond;

15. April, 21.13 Uhr: Erstes Viertel;

24. April, 01.49 Uhr: Vollmond.

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