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#Deutsche Stromkunden zahlen drauf

Deutsche Stromkunden zahlen drauf

Nach dem Abschwung durch die Corona-Pandemie kehrt das wirtschaftliche Leben an vielen Orten fulminant zurück. Das ist die eine Seite der überall auf der Welt steigenden Energiekosten, die der Aufschwung antreibt. Allerdings sind nicht genügend Marktteilnehmer auf diesen Energiehunger vorbereitet. In Kombination mit dem bevorstehenden Winter und Erdgaslagern, die leerer sind als üblich, wird das auf der anderen Seite zur Gefahr auch in Deutschland.

Wie stark die Preise in den vergangenen Wochen gestiegen sind, besorgt auch den Magdeburger Ökonomen Joachim Weimann. „Energie wird zu einem seltenen Gut“, sagte er der F.A.Z. Angesichts niedriger Vorräte und des Nachfrageanstiegs erwartet Weimann noch höhere Preise, sofern die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) nicht wesentlich mehr Öl fördern wird. Diese Entwicklung belaste die Konjunktur und sei nichts, was man sich wünsche.

Freuen darf sich, wer den Heizkeller früh gefüllt hat oder wessen Energieversorger längere Lieferverträge hat. Doch über kurz oder lang werden die höheren Großhandelspreise für Erdgas und Strom an den Endkunden weitergegeben. Schon länger zahlen Haushalte hierzulande die höchsten Strompreise Europas. Mit mehr als 30 Cent je Kilowattstunde im Durchschnitt rangiert Deutschland im Eurostat-Vergleich ganz oben. Für einen Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden berechnete im Sommer der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Durchschnitt einen Strompreis von fast 32 Cent und damit etwa 1118 Euro im Jahr. Die Hälfte des Strompreises geht auf Steuern, Abgaben und Umlagen wie diejenige nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zurück und ein Viertel auf Netzentgelte und Messstellen. Die Strombeschaffung macht nur rund ein Viertel des Endkundenpreises aus.

Um höhere Zahlungen zu verhindern, hat die Bundesregierung eingegriffen und die EEG-Umlage für dieses Jahr auf 6,5 Cent je Kilowattstunde gedeckelt. Sonst wäre sie auf etwa 9,7 Cent gestiegen. Zum Ausgleich gibt es einen Bundeszuschuss von knapp 10,8 Milliarden Euro in diesem Jahr. Für weitere Eingriffe muss sich zuerst eine neue Regierungskoalition finden. Andere Länder verringern schon Steuern, um die Energiepreise zu senken, wie die Berichte auf dieser Seite zeigen. Auch in der Europäischen Union läuft eine Debatte über Hilfen.

Weimann hält es für falsch, die EEG-Umlage abzuschaffen und diese durch den Bundeshaushalt zu finanzieren. Andernfalls entsprechen die Strompreise nicht mehr der ökonomischen und ökologischen Wahrheit. Denn diese Zahlungen erhöhen den Strompreis eben, weil damit der Ausbau der Ökoenergie gefördert wird. „Wir sollten es nicht ganz aufgeben, dass Preise eine wichtige Funktion in der Marktwirtschaft haben“, sagt der Professor für Wirtschaftspolitik.

Um die Treibhausgasemission zu senken, fordert Weimann, dass Deutschland stärker auf den europäischen Emissionshandel setzt. Die deutschen Maßnahmen bringen wenig, wenn durch Windkraft CO2 eingespart wird, weil gleichzeitig die Emissionsrechte in Europa dennoch veräußert werden. „Das EEG ist eine redundante Maßnahme bei einem funktionierenden Emissionshandel, wenn die Vorgaben zur CO2-Reduktion bindend sind.“

Für große Industriebetriebe gibt es in Deutschland zahlreiche Ausnahmen. Das hilft aber nicht der gesamten Wirtschaft. Andere müssen für die Sonderkonditionen der Großbetriebe mehr zahlen. „Viele mittelständische Unternehmen leiden unter den hohen Stromkosten und auch die Bürger des Landes“, sagt Weimann. Nach seiner Auswertung kommt Deutschland auf einen der höchsten Strompreise der Welt, während Amerika die Hälfte je Kilowattstunde zahlt und China weniger als die Hälfte.

Deutschland ist nach wie vor auf Erdgas, Öl und Kohle angewiesen. Im vergangenen Jahr war der Anteil der erneuerbaren Energien zwar durch den Pandemie-Stillstand gestiegen, ist aber mit dem steigenden Energiebedarf nun wieder gesunken: In den ersten neun Monaten kam deren Anteil an der Bruttostromerzeugung auf rund 42 Prozent nach 47 Prozent im Vorjahreszeitraum, wie der BDEW vorläufig angibt. Solarenergie legte zu, aber das Jahr verlief bisher deutlich windstiller, weshalb Windkraftanlagen weniger Strom erzeugen konnten. Ökostrom bleibt so in der Minderheit: Braunkohle kam auf 18 Prozent, Steinkohle auf 9 Prozent, Erdgas auf 15 Prozent und Kernenergie auf 12 Prozent.

Wie soll das erst ohne Kernkraft werden? Ende des Jahres werden drei Atomkraftwerke abgeschaltet und ein Jahr später die restlichen drei. Ökonom Weimann sieht darin besonders für die Grundlast und die Versorgungssicherheit Schwierigkeiten, weil auch weniger Kohlekraft erwünscht ist. „Mit dem Atomausstieg gewinnen wir für das Klima nichts, aber machen unsere Netze instabiler“, sagt er. Wenn hingegen die Atomkraftwerke zehn Jahre weiterliefen, würde das CO2-Emissionen sparen – und auch die Strompreise senken.

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