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#Die Antike hätte Corona besser bewältigt

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Die Antike hätte Corona besser bewältigt

Man kann Gesellschaften danach beurteilen, was ihnen nach Krisen und Katastrophen beim Neuaufbau des Lebens am wichtigsten ist. Im antiken Athen, das die Perser 480 vor Christus erobert und radikal zerstört hatten, war nach deren Vertreibung im Jahr darauf das erste gemeinsame Projekt der Bürger der rasche Bau einer neuen Stadtmauer für die kollektive Sicherheit – und die sofortige Errichtung eines neuen öffentlichen Denkmals für die beiden „Tyrannenmörder“, die vierzig Jahre zuvor mit einem Attentat den Sturz der herrschenden Despoten eingeleitet hatten und als Heroen der neuen „demokratischen“ Staatsform gefeiert wurden. Ein erstes Denkmal hatten die Perser als Symbol der politischen Identität Athens abtransportiert; das umgehend in Auftrag gegebene Ersatzdenkmal zeigt, mit welcher Überzeugung man beim Wiederaufbau auf die ideellen Werte der Freiheit setzte.

Im Römischen Reich hatte nach der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise der späten Republik die Herrschaft des Augustus zu allgemeiner Sicherheit und Prosperität geführt, die trotz der Entmachtung der alten Eliten von der Mehrheit der Bürger als verheißungsvoller Neubeginn gesehen wurden. Der Neuaufbau Roms wurde vom Kaiser und seinen Gefolgsleuten vor allem durch Wiederherstellung und Neubau von staatlichen Tempeln betrieben, der Aufbruch in das neue Saeculum wurde in einem neu errichteten Theaterbau mit einem Festlied des Dichters Horaz gefeiert. Heute mag man diese religiös-moralische Restauration als ambivalent und ideologisch belastet sehen, jedenfalls aber wusste man sehr wohl, dass es mit materiellem Wohlstand allein nicht getan ist.

Bald freilich verloren die hehren Ideale an Attraktivität. Die Stadt Pompeji wurde siebzehn Jahre vor dem Ausbruch des Vesuvs von einem starken Erdbeben heimgesucht, und man kann sehen, welche Gebäude sofort wieder instand gesetzt wurden und welche noch beim Untergang der Stadt außer Funktion waren. Die Tempel der Staatsgötter und des Kaisers lagen noch in Trümmern, dagegen waren Tempel der lokalen Religion und persönlicher Götter wie Isis wieder in Gebrauch. Das große und das kleine Theater waren noch nicht wiederhergerichtet, dagegen war das Amphitheater für die brutalen Vergnügungen rasch wieder betriebsfähig gemacht worden. Selbstverständlich waren Geschäfte, Gewerbe und Bordelle rasch wieder in Gang gekommen. Individueller Lebensgenuss hatte Vorrang.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird immer wieder berichtet, wie rasch man in der Katastrophe Halt in der Wiederherstellung der Kultur suchte. Die Sieger waren sich mit den Deutschen einig, welche Rolle der Kultur bei dem Neubeginn zukommen müsse. Schon wenige Tage nach der Kapitulation sollen im zerstörten Berlin die ersten Konzerte gespielt worden sein. Der Wiederaufbau von Stätten für Theater, Oper, Konzert hatte hohe Priorität. Man mag einwenden, dass dabei die aktuelle Auseinandersetzung mit der politischen Vergangenheit vielfach ausgeklammert wurde. Aber das spricht nicht gegen die Kultur. Der Bedarf war dringend.

Volk der Spiegelgucker

Und heute? In der ersten Priorität stehen die Friseure, nach denen offenbar der Bedarf am dringendsten ist. Während die Museen inzwischen etwa zur Hälfte wieder geöffnet sind, rangieren Theater, Konzerte, Opern in der vierten Kategorie. Das Volk der Dichter und Denker ist zu einem Volk der Spiegelgucker geworden.

All dies ist politisch gewollt. Es ist längst praktisch erwiesen und durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen, dass kulturelle Veranstaltungen mit guten Sicherheitskonzepten am unteren Ende der Corona-Risiken rangieren (Risiko 0,5 bei einer infizierten Person im Raum), das heißt unter Friseuren (0,6), Supermärkten (1,0), Shopping, Restaurants bei 25 Prozent Belegung (1,1), Fernzug (1,5), Schule bei 50 Prozent Belegung (2,9), die als sehr viel lebenswichtiger eingestuft werden.

Als Test für die Bedeutung von Kultur: Wie wäre es mit einer Erklärung von prominenten Künstlern, dass sie ein paar Jahre lang nicht mehr vor Politikern auftreten werden, die für solche Beschlüsse verantwortlich sind?

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