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#„Die apokalyptischen Reiter rasen durch das Land“

Ein Rückblick auf unsere Serie zur Hyperinflation des Jahres 1923: Manche Leser sehen in politischer Sicht Parallelen zur Gegenwart – aber damals ging es noch erheblich rauer zu.

Mit dem Beitrag „Volksgemeinschaft oder innerdeutscher Endkampf“ vom 30. Januar endete unsere auf zeitgenössischen Artikeln aus der alten „Frankfurter Zeitung“ (1856 bis 1943) beruhende Serie zur deutschen Hyperinflation des Jahres 1923. Sie hat ein lebhaftes Leserinteresse gefunden. Nicht selten wurde auf Ähnlichkeiten zwischen der Zeit vor 100 Jahren und der Gegenwart verwiesen. Mit Blick auf die Entwicklung der Preise liegt zwar kein Vergleich nahe, da die Inflationsrate im aktuellen Zyklus in der Spitze rund 10 Prozent erreichte und danach rasch wieder fiel, während die Inflationsrate im Jahre 1923 astronomische Höhen erklomm und die vollkommene Zerrüttung der Mark zum Ergebnis hatte.

Stattdessen bezogen sich Leser auf Ähnlichkeiten im politischen Prozess – den Zweifeln an aus Parteien der Mitte gebildeten Regierungen, ein wachsendes Interesse von Wählern an Randparteien sowie eine Enthemmung und Verrohung im Umgang miteinander. Die Inflation war damals wie heute nicht die alleinige Quelle des Unheils. Es kamen andere Einflüsse hinzu, aber die zersetzende Rolle der Geldentwertung darf nicht unterschätzt werden.

Unsere Serie begann mit Artikeln aus dem Herbst 1922, einer Zeit, in der sich die zunächst eher träge Entwertung der Mark erheblich beschleunigte. Damals betrug die Inflationsrate schon ungefähr 1000 Prozent. Die Ursachen der abenteuerlichen Geldentwertung gingen auf die Finanzierung des Ersten Weltkriegs (1914 bis 1918) durch eine Abkehr von der Golddeckung der Währung und eine expansive Finanzpolitik im Kaiserreich zurück. In der ersten Zeit nach dem auch von der „Frankfurter Zeitung“ scharf kritisierten Vertrag von Versailles von 1919 war die Wirtschaft in der jungen Weimarer Republik von einer durch die schwache Währung begünstigten Scheinblüte gekennzeichnet.

Die Verantwortung nicht alleine dem Ausland zuschieben

Die Abwertung der Mark erleichterte die Ausfuhren und die zu niedrigen Zinsen ermöglichten einen Kreditboom, den findige Unternehmer wie Hugo Stinnes für den Aufbau verschachtelter Unternehmenskonglomerate nutzten. Die wirtschaftspolitische Botschaft der „Frankfurter Zeitung“ blieb auch in dieser ersten Phase der Inflation unverkennbar: Sie bestritt nicht die Bürde der auch aus ihrer Sicht viel zu hohen Reparationslast aus dem Vertrag von Versailles, für deren Neuordnung sie eintrat.

Aber gleichzeitig war sie nicht bereit, die Reichsregierung und die Reichsbank aus ihrer Verantwortung zu entlassen: „Eine solche Neuordnung von außen würde uns von der Pflicht zu eigener höchster Anstrengung nicht entbinden; im Gegenteil, spartanisches Arbeiten und Leben würde uns auch dann und dann erst recht obliegen, um unsere Produktion zu steigern, unsere Ausfuhr zu erhöhen, unsere inneren Staatsfinanzen durch Steuerleistung zu ordnen“, hieß es in einem Artikel vom 10. Oktober 1922. Eile tat Not: „Wir müssen handeln, sofort handeln, und selbst mit verzweifelten Mitteln, wenn es noch irgend solche gibt.“

Die Verantwortung für die Lage in Deutschland nicht alleine dem Ausland zuzuschieben war seinerzeit keine selbstverständliche Position. Viele Fachleute vertraten vielmehr die Ansicht, die Geldentwertung im Inneren Deutschlands sei das Ergebnis einer durch die Reparationen verursachten Abwertung der Mark am Devisenmarkt, die über eine Verteuerung der Einfuhren auf das binnenwirtschaftliche Preisniveau wirkte.

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