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#Die Aussicht auf Olympische Spiele in Deutschland ist nötig

„Die Aussicht auf Olympische Spiele in Deutschland ist nötig“

So einen Schwung, so eine Begeisterung hat der Sport in Deutschland jenseits des Fußballs lange nicht mehr entfacht. Helle Freude an Athleten und Athletinnen, die kaum jemand kennt, die niemals Millionäre werden, die vielleicht nur für einen Tag im Rampenlicht der European Championships stehen, etwa an der Kletterwand, im Ruderkanal oder im Münchener Olympiastadion. Was sie hinterließen bei ihren Zuschauern? Offenbar das Gefühl, inmitten des Krieges in der Ukraine und einer Energiekrise, zwischen Inflation und der nächsten Corona-Welle etwas Wunderbares erlebt zu haben: Ein Sommermärchen – so wie 2006 während der Fußball-Weltmeisterschaft.

Und so passt es, dass zwischen dem Ende der Europameisterschaften und der Erinnerung an die Eröffnung der Sommerspiele vor 50 Jahren an gleicher Stelle die Sehnsucht nach einem größeren Märchen formuliert wurde; von Politikern, von Sportlern, vom Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes: „Wir wollen Olympia.“

Das haben sie schon oft gewollt im vereinten Deutschland. Sieben Olympia-Kampagnen sind gescheitert seit 1992, zuletzt war es 2021 die Region „Rhein-Ruhr 2032“, die gegen Australien unterlegen war. Mal lag es am Dilettantismus der Organisatoren, mal am Willen der Bürgerinnen und Bürger. 2015 etwa stimmten die Hamburger gegen eine Bewerbung der Stadt für die Sommerspiele 2024.

Das IOC hat ein Imageproblem

Olympische Spiele kosten viele Milliarden Euro. Die Ablehnung in Hamburg hing auch mit der Sorge zusammen, die Zeche zahlen zu müssen zugunsten eines privaten Prassvereins. Das Internationale Olympische Komitee unter seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach hat das Image, ein gieriger, skrupelloser Geschäftemacher zu sein. Das trug zur Ablehnung bei.

In München wurde der mitreißende Erfolg der European Championships von Kommentatoren mit der Abwesenheit des Internationalen Olympischen Komitees begründet. Kein Bach, und schon läufts? Die Welt ist komplizierter. Ohne das Geld, das das IOC bei seinen Spielen einnimmt und anschließend verteilt, könnten viele der internationalen Verbände wie Rudern, Klettern und Kanu die Olympiade, den Zeitraum zwischen den Spielen, nicht überstehen. Schon gar nicht in einer Corona-Phase. Das wäre noch lange kein Grund, den Damen und Herren des Internationalen Olympischen Komitees den roten Teppich auszurollen. Aber ein Blick auf die deutschen Verbände, auf den deutschen Sport, nicht nur die Leistungszentren, zeigt, wo es fehlt. An allen Ecken und Enden nämlich.

Die Erfolge von München übertünchen den Leistungsstand etwa der Leichtathletik. Er ist alles andere als glänzend. Das gilt auch für den Zustand der Sportstätten in der Republik, die sind vielerorts nämlich marode. Für eine Sanierung wären Milliardenbeträge vonnöten. Dieses Geld ist nicht in Sicht. In der Pandemie wurde offensichtlich, welchen Wert einflussreiche Politiker dem Kindersport in Vereinen und Schulen zumessen: einen geringen.

Gegner einer Kampagne für Olympische und Paralympische Spiele führen zu Recht an, dass es wichtiger ist, Sport und Bewegung als wichtigen Teil von Bildung durchzusetzen, in Programme für ein lebenslanges Sporttreiben zu investieren, statt mit teils teuren wie überholten Disziplinen in die Spitze des Medaillenspiegels zurückzukehren. Ein jahrzehntealtes Thema.

Olympia kann Düsteres überwinden

Doch Bewegung kam auf den meisten Ebenen nur dank der Aussicht auf Olympische Spiele zustande. Daran hat sich nichts geändert. Und deshalb steckt in dieser unglücklichen Abhängigkeit eine Chance. Weil ein Bewerbungsprozess der kritischen Deutschen schon in Deutschland nur erfolgreich sein kann, wenn er die schwierige Aufgaben löst: Wie zum Beispiel lässt sich eine Großveranstaltung mit dem Umweltschutz vereinbaren? Wie gelingt es, die Menschen, die über eine Bewerbung abstimmen, vom gewaltigen Einsatz ihrer Steuergelder zu überzeugen? Wie lässt sich der Anspruch des Internationalen Olympischen Komitees auf ein akzeptables Maß reduzieren und Athleten wie Athletinnen zurückgeben, was ihnen gehört, statt sie in Diktaturen vorturnen zu lassen?

Das ist allenfalls mit einer nationalen Übereinkunft möglich. Sie müsste vom Sport über seine Vereine, die Wirtschaft und die Kultur bis ins Kanzleramt reichen und die Frage stellen: Sind wir noch in der Lage, groß und kühn zu denken?

Der Designer Otl Aicher und der Architekt Günter Behnisch waren es. Sie vermittelten mit ihren Farben und Formen, in die sie Olympia 1972 kleideten, der Nation den Eindruck, Düsteres überwinden zu können – und was auch durch den palästinensischen Terrorangriff nicht ganz zunichte gemacht werden konnte. Das sah und spürte man noch nach einem halben Jahrhundert – im von der Begeisterung der Athleten und Zuschauer zum Schwingen gebrachten Münchener Olympiastadion.

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