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#Die beste Dune-Verfilmung kam vor 40 Jahren ins Kino: Der alte Flop stellt den neuen Sci-Fi-Hit in den Schatten

Über die Dune-Verfilmung von 1984 wurde und wird viel geschimpft. Dabei gibt es einiges, was sie besser macht, als der aktuelle Versuch von Villeneuve, dessen Dune: Part Two gerade im Kino läuft.

Arrakis, Dune, Wüstenplanet, Filmflop. Daran ist erstmal nicht zu rütteln. Als Frank Herberts soziopolitische Sci-Fi-Saga Anfang der 80er Jahre erstmals verfilmt wurde, waren Universal und Produzent Dino De Laurentiis hinter einem abenteuerlichen Blockbuster her, der Krieg der Sterne Konkurrenz machen könnte. Das Ergebnis von Regisseur
David Lynch
blieb nicht nur an der Kinokasse hinter den Erwartungen zurück, sondern sorgte auch bei Fans und Kritiker:innen für spicy Stirnrunzeln.

Aber ganz ehrlich: Wenn ich die Wahl zwischen einem Rewatch von Dune – Der Wüstenplanet (1984) und Denis Villeneuves allseits anklingendem Dune (2019) habe, dessen Sequel Dune: Part Two gerade im Kino läuft, geht der Griff in den allermeisten Fällen zum Retro-Modell. Bin ich einfach ein Lynch-Fanboy, der es nicht besser wissen will? Oder hat die alte Verfilmung doch einiges zu bieten, das den New Kwisatz Haderach on the Block in den Schatten stellt?

David Lynchs Dune quillt über vor Design-Ideen

Dass man für das aufwendige Projekt den Regisseur von Eraserhead und The Elephant Man engagierte, muss zu der Zeit wie die gemäßigtere, publikumsfreundlichere Option gewirkt haben. Vor Lynch versuchte sich nämlich der in noch surrealeren Sphären schwebende Avantgardist Alejandro Jodorowsky an einer ebenso ambitionierten wie größenwahnsinnigen Version, die im Sande verlief.

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Im Gegensatz dazu wirkt Lynchs Film erschreckend „normal“, auch im Kontext seiner übrigen Filmographie. Fragmente eines verträumten, andersweltlichen Films mit einzigartiger Handschrift und Vision bleiben bestehen, auch trotz Studioeinfluss. Vor allem aber, was das Production Design betrifft, brilliert der Film. Jedes Space-Adelshaus auf jedem Planeten besitzt einen eigenen Look und Vibe mit kreativen Kostümen und ausladenden Sets aus unterschiedlichen Materialien.

Caladan beispielsweise, die Heimat von Paul Atreides (damals Kyle MacLachlan, heute der fast genauso schöne Timothée Chalamet), ist aus warmem Holz gefertigt, während Giedi Prime, die Enklave des Barons Harkonnen (Kenneth McMillan), aus giftig-grünem Metall fabriziert wurde und die Residenz des Imperators (José Ferrer) als verschwenderischer Alptraum aus Gold beschrieben werden kann.

Dune (1984)

Villeneuve hingegen scheint sich ein wenig vor Schnörkeln, Farben und dem Potential, durch weniger guten Geschmack ins Camp-Lager zu rutschen, zu fürchten. So bleibt er wie eine Sad Beige Mom auf TikTok bei den immer gleichen Gelb- und Grautönen. Alles eine Frage von Stil und Vorliebe natürlich. Nur sind die Settings und Fraktionen visuell kaum voneinander zu unterscheiden. Und bei all dem leeren Raum im Bild, könnte man denken, gleich wird ein zu bewerbendes Parfüm eingeblendet. Spice … by Paul Atreides.

Wäre Dune84 ein Batman, wäre er der stilisierte von Tim Burton, während Dune19 den Dunkle Ritter von Christopher Nolan emuliert: trotz fantasievoller Vorlage dazu verdammt, in einer viel zu realistisch anmutenden Welt angesiedelt zu sein. Sad!

Möpse und innere Monologe sind gut, actually

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich sehe es gern, wenn sich Filmemacher:innen persönlich einbringen, statt nur als brave Adaptions-Avatare einer Vorlage zu dienen. So gönnt sich Lynchs Version charmante Exzentrizitäten, wie den monströs designten, geradezu ikonischen Gildennavigator, die bizarre Katzenkiste, mit Goldrahmen verzierte Weltraumtore und nicht zuletzt die von Patrick Stewart liebevoll durch den Film getragenen Space-Möpse.

Villeneuve lässt Elemente eher streichen und streamlinen statt sie hinzuzufügen, abgesehen vom Schlagabtausch-Humor, der gelegentlich gefährlich an der Schwelle zum gefälligen Marvel-Dialog herumtänzelt. Und wie viele Space-Möpse bietet er uns? Hm? Null. Null Space-Möpse. J’accuse!

Dune (1984)

Ein häufig an den alten Dune gerichtete Kritik ist die erzählerisch angeblich fragwürdige Verwendung von inneren Monologen. Dass diese jedoch immer ein Minuspunkt sind, halte ich für einen trueism, der hier überhaupt nicht greift. Die offengelegte Gedankenwelt verstärkt in diesem Fall das wabbelige Traumgefühl und gibt darüber hinaus die Chance, unausgesprochene Zeilen aus der Romanvorlage im Film zu behalten.

Natürlich sollte nicht jeder Film welche verwenden. Nur wird wie beim leidigen „Show, don’t tell!“

der internalisierten Weisheit, man solle im Film nur zeigen statt erzählen –
viel zu reflexartig an inneren Monologen herumgemosert. Manchmal sind sie jedoch, genau wie erzählte statt gezeigte Elemente, absolut passabel, wenn nicht sogar hervorragend.

Was mich wurmt und weniger leicht zu verteidigen ist

Dune von 1984 ist alles andere als ein perfekter Film. Da ist David Lynch, der sich längst von dem Projekt distanziert hat, der erste, der das zugeben würde. Und einige Dinge sind tatsächlich kaum zu verteidigen. Das für Hollywood damals alltägliche Whitewashing von Charakteren, die vermutlich wirklich nicht weiß sein sollten, kommt als Erstes in den Sinn. Aber auch das Pacing in der 2. Hälfte sowie die ermüdenden Schlachtenszenen kann ich kaum schönreden.

Darüber hinaus geht der Film null mit Paul als vermeintlichen Heiland ins Gericht und lässt den Baron vom genialen Intriganten zum Cartoon-Bösewicht verkommen. Das ist schade, lässt sich aber eben durch das ähnlich gestrickte Star Wars, welches das erklärte Angriffsziel war, erklären. Vielleicht hätte die nie gedrehte Fortsetzung, deren Drehbuch erst dieses Jahr entdeckt wurde , etwas mehr Tiefe in die Story gebracht.

Der gravierende Unterschied zwischen den Sci-Fi-Filmen

So charmant die handgemachte 80s-Sci-Fi mich um den Finger wickelt, lässt sich kaum von der Hand weisen, dass zwischen der alten und neuen Dune-Verfilmung ein gravierender Unterschied besteht. Für David Lynch war es der eine Ausflug ins große Blockbuster-Kino, zu dem er nie wieder zurückkehrte, weil er sich zu sehr verbiegen musste. Während Denis Villeneuve im Angesicht von technisch komplexen Herausforderungen an der Cutting Edge von Hollywood zu Hochformen aufläuft. Und das merkt man beiden Filmen absolut an.

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Das wahre Geschenk von Dune84 ist tatsächlich sein Scheitern, das ihn in die Kategorie Kultfilm katapultierte. Denn ohne den Flop hätte De Laurentiis seinem exzentrischen Regietalent kaum das viel kleinere Filmprojekt Blue Velvet als Trostpreis angeboten. Daraufhin hätten wir vermutlich kein Twin Peaks gehabt, dessen Einfluss auf modernes und postmodernes Fernsehen noch immer in Serien zu spüren ist. Und auch Mulholland Drive, den 117 Filmkritiker:innen vor ein paar Jahren zum besten Film des bisherigen Jahrtausends wählten , wäre uns mit einem Lynch im Blockbuster-Mainstream Hollywoods aller Wahrscheinlichkeit nach durch die Lappen gegangen.

Vor allem aber: Ohne den Misserfolg der Erstverfilmung hätte Villeneuve sich vielleicht gar nicht erst berufen gefühlt, es anders und „besser“ zu machen.

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