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#Die Brieftauben-Nachricht aus dem Zweiten Weltkrieg – Klausis Krypto Kolumne

Die Brieftauben-Nachricht aus dem Zweiten Weltkrieg – Klausis Krypto Kolumne

Eine verschlüsselte Brieftauben-Nachricht aus dem Zweiten Weltkrieg gehört seit Jahren zu den bekanntesten ungelösten Kryptogrammen. Wenigstens die unverschlüsselten Teile dieses Schreibens sind inzwischen größtenteils geklärt.

English version (translated with Deepl)

Kaum zu glauben, aber es ist schon über sieben Jahre her, dass ich zum ersten Mal über die verschlüsselte Brieftauben-Botschaft von Surrey gebloggt habe. Damals habe ich dieses Kryptogramm auf Platz 21 meiner Top-25-Liste der ungelösten Krypto-Rätsel vorgestellt.

Am 28. Januar 2021 werde ich mit Elonka Dunin (Ko-Autorin meines aktuellen Buchs Codebreaking: A Practical Guide) einen vom National Museum of Computing organisierten Webinar-Vortrag über ungelöste Verschlüsselungen halten. Auch die Brieftauben-Nachricht wird dabei ein Thema sein. Aus diesem Anlass habe ich mir die Nachricht noch einmal angeschaut. Ich werde heute versuchen, wenigstens die unverschlüsselten Teile zu erklären.

 

Die Brieftauben-Nachricht

Vor sieben Jahren schrieb ich, dass die Brieftauben-Botschaft im Oktober 2012 entdeckt wurde. Inzwischen weiß man, dass der Fund bereits 1982 erfolgte. Der Finder informierte jedoch erst 2012 die Presse.

Bei Renovierungsarbeiten, so lautet die Geschichte, stieß ein Hauseigentümer in Surrey (England) in einem Kamin auf die Überreste einer Brieftaube aus dem Zweiten Weltkrieg. An deren Beinknochen befand sich eine rote Kapsel mit einer verschlüsselten Nachricht:

Taubennachricht

Quelle/Source: GCHQ

Hier ist eine Transkription des Geheimtexts:

AOAKN HVPKD FNFJW YIDDC
RQXSR DJHFP GOVFN MIAPX
PABUZ WYYNP CMPNW HJRZH
NLXKG MEMKK ONOIB AKEEQ
UAOTA RBQRH DJOFM TPZEH
LKXGH RGGHT JRZCQ FNKTQ
KLDTS GQIRW AOAKN 27 1525/6.

Die Taubennachricht stieß in den Medien auf großes Interesse. Allein Spiegel Online berichtete dreimal darüber. Zwar gibt es noch viele andere ungelöste verschlüsselte Texte aus dem Zweiten Weltkrieg, doch eine verschlüsselte Brieftauben-Nachricht ist eben etwas Besonderes.

Trotz des Medienrummels um die Taubennachricht konnte sie seit 2012 niemand knacken. Zwar meldete der kanadische Historiker Gord Young eine erfolgreiche Dechiffrierung, doch seine Lösung “Truppen, Panzer, Geschütze, Pioniere, hier. Gegenmaßnahmen gegen Panzer funktionieren nicht” erwies sich als falsch.

Interessant an der Taubennachricht ist zunächst, dass es sich um ein Einzelstück handelt. Bisher hat meines Wissens niemand eine vergleichbare Botschaft gefunden, obwohl es solche gegeben haben muss.

Interessant ist auch, wie wenig man über den Hintergrund dieser Botschaft weiß. Es ist noch nicht einmal bekannt, welche Verschlüsselungsverfahren die Briten für ihre Brieftauben-Kommunikation im Zweiten Weltkrieg nutzten. Dies ist umso erstaunlicher, als Brieftauben in der Armee des Vereingten Königreichs damals eine wichtige Rolle spielten. Die Spekulationen über die hier verwendete Chiffre reichen von einer Typex-Verschlüsselungsmaschine …

Quelle/Source: Schmeh

… über ein Codebuch bis zu einem One-Time-Pad.

Insgesamt finde ich es seltsam, dass man bisher so wenig über dieses Kryptogramm herausfinden konnte.

 

Der unverschlüsselte Teil

Die Brieftauben-Nachricht ist nicht in einer erkennbaren Weise datiert. In der Presse hieß es, dass die Botschaft am 6. Juni 1944, dem D-Day, von Frankreich nach England geschickt wurde. Dass die Taube aus Frankreich kam, ist aus geografischen Gründen durchaus plausibel. Warum es gerade am D-Day, dem wohl wichtigsten Datum des Zweiten Weltkriegs, gewesen sein soll, ist mir allerdings nicht klar.

Im Folgenden schauen wir uns die nichtverschlüsselten Teile genauer an:

Quelle/Source: GCHQ

  1. Dies ist wohl eine Zahl, 110 oder 170. Nick Pelling vermutet, dass die “110 Squadron” gemeint ist.
  2. “XO2” ist ein Teil der Emfängeradresse. Laut Wikipedia ist das RAF Bomber Command gemeint.
  3. Die eigentliche Nachricht beginnt und endet mit der Buchstabengruppe AOAKN. Vermutlich ist dies eine Kennung, die das Verschlüsselungsverfahren oder den Schlüssel bezeichnet.
  4. Was die Zahl 27 hier bedeutet, ist mir nicht klar. Es könnte sich um den Tag des aktuellen Monats (also um ein verkürztes Datum) handeln. Den Monat und das Jahr müsste sich der Empfänger dazudenken, was im Normalfall nicht besonders schwierig gewesen sein dürfte.
  5. 1525 dürfte für die Uhrzeit stehen, zu der die Nachricht in das Formular eingetragen wurde. Die Bedeutung der 6 ist mir dagegen unklar.
  6. “NURP 40 TW 194” und “NURP 37 OK 76” sind vermutlich die Namen der beiden Tauben, die die Nachricht übertrugen. Wie auch in Punkt 9 zu sehen, ist diese Nachricht doppelt verschickt worden, was bei Brieftauben-Botschaften üblich war. NURP steht für “National Union of Racing Pigeons”. 40 und 37 könnten die Geburtsjahre der beiden Tauben sein. TW und DK stehen möglicherweise für die Heimatorte der Tauben. TW könnte für Twickenham oder Tunbridge Wells stehen, während DK das Kürzel für Donking sein könnte. 194 und 76 sind vermutlich fortlaufende Nummern.
  7. Lib. 1625 ist die Uhrzeit, zu der die Tauben auf die Reise geschickt wurden. Zwischen Ausfüllen des Formulars und dem Verschicken der Nachricht wäre demnach eine Stunde vergangen.
  8. 1522 ist die Uhrzeit des Formular-Ausfüllens. Sie unterscheidet sich nur um drei Minuten von der in Punkt 5 genannten Zeit.
  9. “2” ist die Anzahl der verschickten Formularexemplare.
  10. Dies ist der Name des Senders. Dieser könnte W. Stot oder ähnlich geheißen haben und Seargeant (Sjt), also Unteroffizier, gewesen sein. Wie so vieles in diesem Zusammenhang konnte auch die Identität dieser Person bisher nicht ermittelt werden.

Man beachte, dass die Punkte 6 (Taubennamen) und 7 (Uhrzeit des Verschickens) mit einem anderen Stift geschrieben wurden als der Rest. Vermutlich füllte der besagte W. Stot das Formular aus und übergab es an den Brieftauben-Verantwortlichen seiner Einheit, der dann die Namen der Tauben und die Uhrzeit des Absendens hinzufügte. Der Brieftauben-Verantwortliche könnte Franzose gewesen sein, wofür der Ausdruck “lib.” (“libéré”) spricht.

Nach wie vor meine ich, dass man über die Brieftauben-Nachricht mehr herausfinden können müsste. Kann ein Leser dazu beitragen?

Further reading: Wie eine Verschlüsselung aus dem Ersten Weltkrieg nach fast 100 Jahren gelöst wurde

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