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#Die deutschen Unternehmen stellen wieder ein

Die deutschen Unternehmen stellen wieder ein

Der Arbeitsmarkt in Deutschland kommt dank der niedrigen Infektionszahlen und der Öffnungen der Wirtschaft kräftig in Fahrt. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mitteilte, sank die Zahl der Arbeitslosen im Juni deutlich um 73. 000 auf 2,614 Millionen. Das ist der stärkste Rückgang in einem Juni seit zehn Jahren. Wie im Vormonat Mai hat die Arbeitslosigkeit zudem auch saisonbereinigt, also unter Herausrechnung der üblichen jahreszeitlichen Schwankungen, abgenommen: um 38 .000. „Die umfassende Besserung am Arbeitsmarkt setzt sich im Juni fort“, sagte der Vorstandsvorsitzende Detlef Scheele.

Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist, dass die Unternehmen in Deutschland wieder mehr Personal einstellen. Die Zurückhaltung der Betriebe galt in der Corona-Krise als ein zentrales Hemmnis für die Erholung am Arbeitsmark. Aufgrund der unsicheren Aussichten und zwischenzeitlich wieder verschärfter Eindämmungsmaßnahmen zögerten sie, neue Mitarbeiter zu suchen. Das führte unter anderem dazu, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich auf mehr als eine Million angestiegen und die Arbeitslosigkeit insgesamt nur in kleinen Schritten gesunken ist.

Nun scheint sich das Blatt zu wenden. Im Juni wurden der BA 173­. 000 neue Stellen gemeldet, darunter durch die sukzessiven Öffnungen auch wieder vermehrt aus dem Handel und der Gastronomie. Das waren noch einmal 9000 mehr als im Mai und fast schon wieder so viele wie vor der Pandemie. Zum Vergleich: Im Juni 2019 meldeten die Unternehmen den Arbeitsagenturen 190. 000 neue Stellen. Scheele nannte die Zahlen bei der monatlichen Pressekonferenz „sehr erfreulich“. Er gehe davon aus, dass sich die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten weiter abbaue, sagte er.

Noch sind die Auswirkungen der Corona-Krise deutlich sichtbar, sie werden aber kleiner. Der von der BA errechnete Corona-Effekt, der angibt, wie sich die Arbeitslosigkeit ohne die Pandemie entwickelt hätte, beläuft sich aktuell noch auf ein Plus von 399. 000 Arbeitslosen. Im Frühjahr vergangenen Jahres waren es in der Spitze 638. 000 gewesen. Die Arbeitslosenquote sank im Juni um 0,2 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent.

Sogar der Handel geht vorsichtig in die Offensive

Tatsächlich weisen auch wichtige Frühindikatoren  auf eine weiter steigende Personalnachfrage hin. So ist das Ifo-Beschäftigungsbarometer, das die Einstellungsabsichten von rund 9000 Unternehmen erfasst, im Juni auf den höchsten Stand seit Ende 2018 geklettert. Sowohl im Dienstleistungssektor als auch in der Industrie ist die Nachfrage nach Arbeitskräften sprunghaft gestiegen: Vor allem die Zeitarbeit – stets ein Vorbote für die Entwicklungen am Arbeitsmarkt –, aber auch Maschinenbauer und die Elektroindustrie suchen Personal. Der Handel gehe ebenfalls „vorsichtig in die Offensive“, teilte das Ifo mit, und auf dem Bau gebe es ebenfalls weiterhin eine leicht positive Tendenz.

Das Arbeitsmarktbarometer des zur BA gehörenden Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist gerade sogar auf ein Allzeithoch gestiegen. Es beruht auf einer monatlichen Umfrage unter allen 156 lokalen Arbeitsagenturen – diese haben nach Einschätzung des Instituts noch nie eine so starke Verbesserung der Arbeitsmarktlage erwartet. Und als wären das noch nicht genug gute Neuigkeiten, erreichte der Stellenindex der BA erstmals wieder den Wert vom März 2020, dem letzten Monat, bevor die Auswirkungen der Pandemie auf dem Arbeitsmarkt sichtbar wurden – auch das ist ein Indikator, dass die Unternehmen wieder mehr einstellen.

Die Kehrseite dieser Entwicklung ist, dass nun eine Sorge  zurückkehrt, die durch Corona in der öffentlichen Wahrnehmung zeitweise in den Hintergrund gerückt war: der Fachkräftemangel. Dieses Problem trete nun „ehrlicherweise wieder voll zutage“, sagte Scheele. Er verwies darauf, dass das  Erwerbspersonenpotenzial laut IAB-Prognosen 2021 das zweite Jahr in Folge sinken dürfte: um 140 .000, nach 80. 000 im Vorjahr. „Das hat es historisch noch nicht gegeben.“

Hier fließen mehrere Effekte ein: die Alterung der Gesellschaft, die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung und die Nettozuwanderung, die durch die Corona-Krise stark gesunken ist. In den vergangenen Jahren hatten ausländische Beschäftigte viel zum Aufschwung am Arbeitsmarkt beigetragen. Jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge ging die Nettozuwanderung 2020 aber das fünfte Jahr in Folge zurück auf nur noch 220. 000. Scheele: „Das liegt weit unter dem, was wir brauchen.“

Erste Umfragen belegen, dass viele Unternehmen schon heute wieder Schwierigkeiten haben, die passenden Mitarbeiter zu finden. Dem Fachkräftebarometer der Förderbank KfW und des Ifo-Instituts zufolge sah bereits im April ein Viertel aller Betriebe seine Geschäftstätigkeit durch den Fachkräftemangel beeinträchtig. Der Anteil ist damit noch nicht wieder so hoch wie vor der Pandemie, aber der Trend zeigt eindeutig nach oben.

In einer Befragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages sahen kürzlich sogar 43 Prozent der Unternehmen im Fachkräftemangel ein Geschäftsrisiko. KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib sagte am Mittwoch, für die deutsche Wirtschaft sei der Fachkräftemangel „eine große Herausforderung“. Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände forderte „ein neues starkes Signal für eine längere Lebensarbeitszeit“.

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