Nachrichten

#Die Folgen des Aufstands der Herero und Nama

Die Folgen des Aufstands der Herero und Nama

Kolonialkriege in dem Sinne, dass die Kolonialmächte gegen „unbotmäßige“ Einheimische kämpften, gab es viele. Aber nur selten hatten die Kämpfe derart gravierende Folgen wie die in den Jahren ab 1904 in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Zwei Volksgruppen in der Kolonie, die Herero und die Nama, erhoben sich gegen die Kolonialherren. Und beide zahlten einen furchtbaren Preis.

Peter Sturm

Redakteur in der Politik, zuständig für „Politische Bücher“.

Sowohl die Herero als auch die Nama lebten von Viehzucht. Vieh braucht viel Wasser, was in einem Land, das nicht zu den wasserreichen gehört, schnell zum Problem werden kann. Dies wurde verschärft durch die Ansiedlung von Deutschen, die immer mehr Land und damit auch Wasserstellen für sich beanspruchten. Die Belange der Einheimischen interessierten die Siedler wenig. Eine solche Haltung war in allen Kolonien der damaligen Zeit verbreitet. Die Europäer hielten sich für die überlegene Rasse, die dazu ausersehen sei, den „Wilden“ die Zivilisation zu vermitteln. Letztere hatten sich aber auf alle Fälle den Anordnungen der Herren zu fügen.

Von europäischen Händlern betrogen

Deutschland hatte nach 1884 „Schutzverträge“ mit den einzelnen Volksgruppen geschlossen. Die Herero sagten sich von diesem Abkommen zwischenzeitlich los. Wirklich katastrophal wurde die Lage für sie allerdings nach 1897, als eine Rinderseuche ausbrach. Da die Herero ihre Tiere nicht impfen lassen wollten, verendeten schließlich mehr als 90 Prozent der Herden. Fortan mussten viele Herero für die Kolonialmacht arbeiten, da sie sich anders nicht mehr ernähren konnten.

In den folgenden Jahren fühlten sich die verbliebenen Viehzüchter zunehmend von europäischen Händlern betrogen. Das mündete schließlich 1904 in einen Aufstand, bei dem eine größere Zahl dieser Händler umgebracht wurde. Der Aufstand überraschte die Kolonialmacht. Sie hatte lediglich gut 700 Soldaten in der Kolonie stationiert. Ihnen standen mehrere tausend bewaffnete Herero gegenüber.

Insgesamt konnten die Deutschen zu Beginn etwa 2000 Wehrfähige aufbieten. Nachdem bis April 1904 die Kämpfe kein eindeutiges Ergebnis gezeigt hatten, stellte Gouverneur Theodor Leutwein die militärischen Operationen vorübergehend ein. Er wollte auf Verstärkung aus Europa warten.

Genau diese Verstärkungen führten den Krieg dann aber in einer Weise weiter, die die Bundesregierung „aus heutigen Sicht“ als Völkermord bezeichnet. Die Aufständischen stellten sich im August am Waterberg zur Entscheidungsschlacht. Etwa 6000 von ihnen sollen bewaffnet gewesen sein. Aber Zehntausende weitere Herero befanden sich auch dort. Die Deutschen schlossen sie ein, wobei sie die Einheiten so aufstellten, dass an einer Stelle ein Ausbruch der Belagerten möglich war.

Das große Sterben begann in der Wüste

Dieser Ausweg führte allerdings in die Omaheke-Wüste, also ins beinahe sichere Verderben. Die Deutschen beklagten am Waterberg 26 Tote und 60 Verwundete. Die Verluste der Herero bei den eigentlichen Kämpfen sind nicht bekannt. Das große Sterben begann in der Wüste. Die Kolonialtruppen trieben die Flüchtenden immer tiefer hinein. Der Tod Tausender wurde dabei zumindest billigend in Kauf genommen. Kritiker waren schon damals entsetzt über das, was sie die Vernichtung eines ganzen Volkes nannten.

Der Aufstand der Nama begann im Oktober 1904. Auch hier wurden die Kolonialherren von der „Illoyalität“ der Volksgruppe überrascht. Diese konnten zu Beginn des Aufstandes gut 2300 wehrfähige Männer aufbieten. Den Deutschen standen anfangs nur etwa 1000 Soldaten zur Verfügung, da der größte Teil der Truppe noch mit der Absperrung der Wüste gegen die Herero beschäftigt war.

Trotz letztlich deutlicher Überlegenheit der Deutschen zogen sich die Kämpfe mit den Nama über Jahre hin. Diese stellten sich nämlich nicht zu – hoffnungslosen – Entscheidungsschlachten. Wirklich vorbei war der Krieg im Februar 1909. Die Verluste der Nama sind nicht genau bekannt. Neben Opfern bei den Kämpfen sind auch Tote in Gefangenenlagern hinzuzurechnen. Die Volkszählung von 1911 ergab eine Herero-Bevölkerung von 15.130 Personen. Das wäre ein Fünftel bis ein Viertel der Bevölkerungszahl von vor dem Aufstand.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!