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#Die ganze Stadt steht in Flammen

Die ganze Stadt steht in Flammen

Es sind nervenzehrende und allzu präsente Bilder, die diesen Film einleiten: In einer apokalyptischen orange-schwarzen Nacht versucht eine Familie, mit dem Auto dem Inferno der kalifornischen Waldbrände von 2018 zu entkommen. Rechts und links stehen Häuser von Freunden und Bekannten in Flammen, Autos brennen, die Straße selbst scheint Raub des Feuers geworden zu sein. Vier Pferde rennen panisch durch die Nacht. „Oh mein Gott“, hört man jemanden sagen, dann eine weiter Stimme: „Oh mein Gott“. Dann tauch am Horizont vor dem Auto ein Lichtstreif auf. „Da ist blauer Himmel!“, hört man ein Kind aufgeregt rufen, jemand anderes schluchzt auf. Eine Männerstimme sagt: „Wir haben es geschafft, Leute. Wir sind durchgekommen.“

Es sei die erschütterndste Filmsequenz, sagte der Regisseur Ron Howard („Apollo 13“, „The Da Vinci Code“) in einem Pressegespräch über seine Dokumentation „Rebuilding Paradise“, die er je zusammengesetzt habe. Binnen drei Stunden verwandelte sich das Städtchen Paradise am Morgen des 8. November 2018 in Schutt und Asche. Mehr als neunzig Prozent der Gebäude wurden vernichtet. Von den Wohnhäusern blieben, wenn überhaupt, nur noch die Kamine übrig, die Schulen waren abgebrannt, das Trinkwasser verseucht, womöglich auf Jahre hinaus. Das Städtchen in der Sierra Nevada war Epizentrum des vernichtenden Camp Fire geworden, das von einer fehlerhaften elektrischen Leitung des Stromkonzerns PG&E ausgelöst wurde. Paradise hatte sich zur Hölle gewandelt. 86 Menschen kamen in dem Inferno um, und wer es hinaus schaffte, schätzte sich glücklich. Als sich der Rauch verzogen hatte, wurde das Ausmaß der Katastrophe klar. Paradise, eine 26 000-Seelen-Ortschaft, ist wie von der Landkarte gewischt.

„Als wir da zehn Tage nach dem Feuer ankamen, nahm mir der Umfang der Zerstörung die Luft“, sagte Howard, der mit seinem Team die Bewohner von Paradise ein ganzes Jahr lang begleiten sollte. Die Leute, sagte er, wollten über ihre Erfahrungen sprechen, sie wollten ihm ihre Handyvideos zeigen. Und so habe er einen Film darüber gemacht, „was es brauchte, um hiermit umzugehen: weggehen, bleiben, wiederaufbauen“. Die Leute aus Paradise sind seine Hauptfiguren: der junge Polizist Matt Gates, die Schuldirektorin Michelle John und der zerknautschte Woody Culleton, der es vom stadtbekannten Säufer zum Bürgermeister brachte.

In der Stadtversammlung wird diskutiert, ob es nicht verantwortungslos sei, einen Ort wiederaufzubauen, der „nicht zu verteidigen ist“. Aber so einfach ist es nicht. Paradise ist nicht nur ein Ort, es ist für viele Menschen Heimat. „Dies ist mein Zuhause!“, sagen Leute, die in Campern auf ihren aschebedeckten Grundstücken – oder auf dem Parkplatz von Walmart – hausen. Sie kommen trotzig weiter zusammen, zur feierlichen Erleuchtung des Weihnachtsbaums, zur Schulabschlussfeier, zur Stadtversammlung, und sie bauen wieder auf. Es geht um Widerstandsfähigkeit, um den Willen zum Weitermachen, ums Festhalten an der Gemeinschaft, und vielleicht wird das auch von der Präsenz der Kamera befeuert.

Andere dagegen, wie Michelle John, kehren der Stadt den Rücken, weil sie keine Hoffnung sehen, weil sie schon zu viele Feuer mitgemacht haben. Und Howard blendet dies aller Sentimentalität zum Trotz nicht aus – den Wiederaufbau von Städten in Feuerzonen, weil die Städte unerschwinglich geworden sind, die Klimaerwärmung, die aus den kalifornischen Wäldern Zündstoff macht. Die Geschichte ist in Paradise verwurzelt, aber sie geht weit darüber hinaus. Am Ende, sagt Howard, habe ihn die Frage interessiert: „Was erwarten wir von unserer Gesellschaft? Was erwarten wir von uns selbst, von unseren Nachbarn, von unserer Regierung?“

Anders als Michelle John ist Woody Culleton immer noch in Paradise. „Es ist mein Zuhause“, sagte er im Pressegespräch mit tränenerstickter Stimme, „hier habe ich mein Leben wieder zusammengesetzt“. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auch seine Stadt wieder zusammenzusetzen.

Rebuilding Paradise – Eine Stadt hält zusammen läuft am Sonntag um 20.15 Uhr bei National Geographic.

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