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#Die große Willenskraft der deutschen Junioren

Die große Willenskraft der deutschen Junioren

Für Finn Dahmen schien sein 23. Geburtstag ein trübes Ende zu nehmen. Zu tief saß in ihm das Entsetzen über seinen Betriebsunfall aus der 48. Minute, als der Torwart der deutschen U-21-Nationalmannschaft nach einem Einwurf des Hamburger Kollegen Josha Vagnoman vom Niederländer Justin Kluivert unter Druck gesetzt worden war und beim Versuch, die Situation zu lösen am Ball vorbei geschlagen hatte. Ein Geburtstagsgeschenk des talentierten Ersatzkeepers beim Bundesligaklub 1. FSV Mainz 05, das Kluivert dankend annahm. Unbedrängt von irgendeinem deutschen Gegenspieler schob er den Ball zum 1:0 für einen der ursprünglichen Favoriten auf den Europameistertitel (48. Minute) ins Netz.

Am Ende aber wurde in diesem zweiten Gruppenspiel der zweigeteilten EM-Endrunde doch noch alles gut für den Unglücksraben Dahmen und die deutsche Mannschaft. Denn ein anderer Mainzer, der zwei Minuten zuvor eingewechselte Jonathan Burkardt, startete von Null auf Hundert, schlug sich auf der rechten Seite bis zur Torauslinie durch und Mittelstürmer Lukas Nmecha veredelte die scharfe Hereingabe des gebürtigen Darmstädters mit dem Instinkt des genuinen Torjägers aus kurzer Tordistanz per Flachschuss (84.).

Mit dem 1:1-Endstand blieb die Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz nach dem 3:0 über Ungarn zum Auftakt und dem Remis gegen den spielstarken Nachbarn wegen der besseren Tordifferenz Tabellenführer der Gruppe A. Im abschließenden Gruppenspiel gegen die punktgleichen Rumänen reicht am Dienstag in Budapest (18.00 Uhr) ein Remis zur Qualifikation für die K.o.-Runde der acht besten Mannschaften in diesem zweigeteilten Turnier, die am 31. Mai in den Ausrichterländern Ungarn und Slowenien beginnt.

„Ich freue mich wie Bolle“

Zur Feier des Tages durfte am Samstagabend auch der nach dem Schlusspfiff von seinen Kameraden geherzte und gedrückte Dahmen endlich seinen Geburtstag genießen – im Teamhotel von Szekesféhervár, wo der Koch eine Torte gebacken hatte und alle aus der deutschen Delegation ihrem doch noch glücklichen Finn ein Ständchen sangen. Ende gut, fast alles gut also für die erste Nachwuchsmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die gegen den alten Rivalen aus dem Nachbarland zumindest einen Härtetest bestanden und eine Geduldsprobe ausgehalten hatte. Entsprechend erleichtert reagierte Kuntz auf das Endergebnis aller Mühsal, als er seinen Profis mit Sätzen, wie, „ich freue mich wie Bolle über den späten Ausgleich“, aus der Seele sprach.

Wie so oft nach Duellen, in denen lange eine Niederlage droht und das Ärgste dann doch vermieden wird, fielen die Urteile des Trainers („es war ein Messen auf hohem Niveau“) wie der Spieler eine Spur zu positiv aus, was die Qualität des Spiels anging. In der wichtigeren Kategorie der Willenskraft, einer drohenden Niederlage zu trotzen, sammelten Kuntz und seine Mitstreiter indes wichtige Pluspunkte, die das alte Vorurteil bestätigten, dass sich die Deutschen, wenn es darauf ankomme, immer wieder auf typische Turniermannschaften verlassen könnten.

Eine durchschlagende Idee

Zur gemeinsamen Widerstandskraft kam eine durchschlagende Idee von Kuntz, der das Spielsystem mit den Einwechslungen von Burkardt und des Fürther Debütanten Stach anstelle von Berisha und Maier (83.) von einem 3-4-2-1 auf ein 4-4-2 mit Raute umstellte. Endlich wurde aus dem beiderseitigen Patt bei der Strategie, den Gegner nicht zur Entfaltung seiner Stärken kommen zu lassen, ein aufregendes Finale mit dem glücklichen Ende für die Deutschen. Burkardt vor allem und auch der kurz zuvor eingewechselte Fürther Linksverteidiger Raum sorgten mit ihrem Aktionsdrang dafür, dass sich angesichts des nahen Schlusspfiffs frischer Mut gegen das fast zu spät aufgegebene Kontrollbedürfnis, die kombinationsstarken Holländer im Schach zu halten, durchsetzte.

Als das freie Spiel der Kräfte gefordert war, hatten die unter Zugzwang handelnden Deutschen gegen die lange etwas besseren Niederländer, die bei einem Pfostenkopfball von de Wit (36.) Pech hatten, mehr zuzusetzen. Das 1:1 folgte aus dem besten Angriff des gesamten Spiels, als Burkardt das entfachte, was Kuntz bei seinen Stadionbesuchen in Mainz schon des Öfteren von dem 20 Jahre alten Angreifer gesehen hatte: „Er hat jedes Mal ein Feuerwerk abgebrannt.“ So auch diesmal mit einer zielstrebigen Tempoverschärfung, die Nmecha auf Anhieb als Aufforderung verstand, zügig am „richtigen Platz“ zu sein.

Das 1:1 war schließlich beiden Mannschaften recht. Den Deutschen, die den am Samstag 2:1 über Ungarn siegreichen und punktgleichen, aber in der Tordifferenz schlechter dastehenden Rumänen zumindest ein Remis abtrotzen müssen, um die Endrunde zu erreichen. Und den Niederländern, die bei ihrem erwarteten Sieg über die bisher recht schwachen Ungarn sogar noch Gruppenerste werden können. Insofern war das Prestigeduell zweier benachbarter Fußballnationen bei weitem nicht so giftig wie anfangs befürchtet.

Dass der niederländische Verteidiger Jordan Teze wie 2018 beim U-20-Länderspiel gegen Deutschland dabei war, als er Salih Özcan anspuckte, blieb beim Wiedersehen der beiden eine Randnotiz. Bis auf eine Szene, als Tese den Kölner gefoult hatte und es anschließend zu einer Rudelbildung auf dem Platz kam. Der italienische Schiedsrichter Mariani löste die Versammlung jugendlicher Heißsporne rasch auf und verwarnte mit Teze den Auslöser der kurzen Konfrontation sowie mit Ismail Jakobs einen Kölner Weggefährten von Özcan (48.). Das war es aber auch schon mit dem außersportlichen Zündstoff. Der Rest verlief in geregelten Bahnen, bis Burkardt kam, sah und antrat sowie Nmecha im sechzehnten Spiel für die deutsche U 21 sein zehntes Tor erzielte.

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