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#Die Halbtöne des Lebens

„Die Halbtöne des Lebens“

Wenn man Jean-Louis Trintingant mit einem einzigen Satz charakterisieren müsste, könnte man sagen: Er war der Star, dem sein Ruhm egal war. Allein die Rollen, die er ablehnte (etwa in Bertoluccis „Letztem Tango“ und Coppolas „Apocalypse Now“) hätten für eine ganze Filmkarriere gereicht. Festivals und Preisverleihungen waren ihm lästig, seinen Verehrern ging er aus dem Weg. Mit siebzig zog er sich aus dem Kino zurück, um dann doch, widerwillig und selten, für ein paar unsterbliche Rollen vor die Kamera zurückzukehren. Mit dreiundachtzig, nach Michael Hanekes „Liebe“, für den er den Europäischen Filmpreis und den französischen César als bester Hauptdarsteller gewann, sollte dann endgültig Schluss sein. Aber noch einmal konnte ihn Haneke überreden. In „Happy End“ spielt er einen Patriarchen, Gründer einer Baufirma, der sterben will. Auf der Straße spricht er ein paar Migranten an, die ihm dabei helfen sollen, aber sie schrecken vor seiner finsteren Entschlossenheit zurück. Am Ende schiebt ihn seine Enkelin mit seinem Rollstuhl ins Meer. Er lächelt dabei.

Ein Grübler und Zögerer

Die Kindheit, aus der diese Schauspielerlaufbahn erwuchs, kann keine glückliche gewesen sein. Trintignants Mutter zog ihm jahrelang Frauenkleider an, weil sie keinen zweiten Sohn haben wollte. Dann kam die deutsche Besatzungszeit; der Vater, ein Industrieller, ging zur Résistance, während die Mutter bei Kriegsende wegen einer Liaison mit einem deutschen Offizier öffentlich kahlgeschoren wurde. Mit neunzehn, nach einem abgebrochenen Jurastudium, geht Jean-Louis Trintignant nach Paris, um die Kunst der Bühne zu erlernen. Gleichzeitig studiert er an der Filmhochschule: Er will lernen, wie man Regie führt, die Schauspieler anleitet. Daraus wird nichts; der Drang zum Spielen ist stärker. Mit Anfang zwanzig bekommt er die Heldenrollen, die zu seinem Gesicht passen, vor allem Hamlet, den Grübler und Zögerer. Vor der Kamera, später, wird er das Zögern zur Perfektion entwickeln: In „Meine Nacht bei Maud“ zuckt er eine Filmstunde lang davor zurück, mit Françoise Fabian zu schlafen, und in Truffauts „Auf Liebe und Tod“ drückt er sich um Fanny Ardant herum, bis er wirklich nicht mehr anders kann, als sie zu küssen. In „Liebe“ schließlich zögert er lang, bis er seiner Frau, die an Demenz im Endstadium erkrankt, das Kissen auf den Kopf drückt, um sie zu erlösen. Unentschlossenheit ist in Filmen oft lästig. Bei Trintignant ist sie herzzerreißend.

Der Anfang des Weltruhms: „Ein Mann und eine Frau“ (mit Anouk Aimée), 1966





Bilderstrecke



Stationen einer Karriere
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Von „Ein Mann und eine Frau“ bis „Liebe“

Eine Affäre mit Brigitte Bardot, am Set und nach den Dreharbeiten von „Und immer lockt das Weib“, machte ihn berühmt. Aber er wollte den Ruhm nicht und auch nicht die Frau, nach der alle gierten. Nach dem Militärdienst, den er in Deutschland ableistete, kehrte er auf die Leinwand zurück, in kleineren, dafür besseren Filmen wie Dino Risis „Il sorpasso“ (der auf Deutsch dämlicherweise „Verliebt in scharfe Kurven“ heißt) und „Mord im Fahrpreis inbegriffen“ von Costa-Gavras.

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