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#Die Hizbullah simuliert einen Krieg, den sie nicht führen will

Das Blasorchester spielt schmissige, mit Dissonanzen gesprenkelte Marschmusik. Die Menschenmenge setzt sich in Bewegung, kommt aber nur schwer voran. Die Leute durchqueren dicht gedrängt und in Trippelschritten ein mit Tarnnetzen verhängtes Eingangstor. Hunderte Gäste hat die libanesische Hizbullah, die schwer bewaffnete, mit Iran alliierte Schiitenorganisation, am Sonntag in ihr Reich in Südlibanon eingeladen, das sie eigentlich lieber vor der Öffentlichkeit abschirmt.

Aber an diesem Tag werden Getreue, heimische und ausländische Journalisten in Bussen zu einer echten Militärbasis gebracht. Vor 23 Jahren war die Gegend unter israelischer Besatzung, am 24. Mai 2000 war der Rückzug der Truppen aus dem südlichen Nachbarland abgeschlossen. Aus der Sicht der Hizbullah ein Tag des Triumphes. Sie will zum Jahrestag ein Zeichen der Stärke setzen und ihren Feinden die Botschaft überbringen, dass weder die Standhaftigkeit noch der Wille, Israel zu vernichten, nachgelassen haben. Daher hat die Organisation eine militärische Darbietung organisiert, wie es sie viele Jahre nicht gegeben hat und, so heißt es zumindest, auch viele Jahre nicht mehr geben werde.

„Die Waffe ist Teil ihrer Körper geworden“

Neben dem Exerzierplatz stehen Kleinlaster mit aufmontierten Raketenwerfern und Geländefahrzeuge aufgereiht, ebenso ein riesiges Artilleriegeschütz. Sie bieten vielen eine Selfie-Kulisse; auch dem Vertreter der ebenfalls von Iran geförderten Huthi-Rebellen aus dem Jemen, der in heimischer Tracht gekommen ist. Schweigsame, maskierte Hizbullah-Milizionäre in voller Kampfmontur bemannen und bewachen das Defilee von Kriegsgerät. Sie blicken auf einen staubigen Exerzierplatz. Rechts davon erhebt sich ein imposanter Hügel, auf dem israelische Flaggen eine Siedlung des Feindes verkörpern sollen. Links wurde eine Zuschauertribüne errichtet.

Im Schatten eines Tarnnetzes warten Plastikstühle auf die Besucher, auf jedem eine Plastiktüte gefüllt mit einer Wasserflasche, Industriegebäck und einem Saftpäckchen, das einen Fruchtgehalt von zehn Prozent ausweist. Ein Sprecher muss sich für die Verzögerung entschuldigen, denn der logistische Kraftakt hat mehr Zeit verschlungen als geplant. Dann gibt er das Startsignal. Hassan Nasrallah, der Anführer der Hizbullah, habe die Genehmigung überbringen lassen, dass die Vorführung beginnen könne.

Hizbullah-Kämpfer während einer inszenierten Militärübung in einem Lager im südlibanesischen Dorf Aramta am 21. Mai


Hizbullah-Kämpfer während einer inszenierten Militärübung in einem Lager im südlibanesischen Dorf Aramta am 21. Mai
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Bild: dpa

Die tatsächlichen Fähigkeiten der Hizbullah, einen modernen Guerillakrieg zu führen, dürften weit über das Dargebotene hinausreichen. Die Inszenierung erinnert wie die ertönende Begleitmusik in weiten Teilen an die Actionfilme aus den Achtzigerjahren, in denen Helden auf Geländemotorrädern mit spielerischer Leichtigkeit feindliche Fahrzeuge kapern. Einiges ist alte Schule: Vermummte Milizionäre springen durch einen brennenden Ring. Am Ende der Nahkampfdarbietungen zerschmettern Elitekämpfer mit Sprungtritten und Handkantenschlägen Terrakottakübel und Holzlatten. Dazu fallen Sätze des Moderators wie: „Wo auch immer diese Kämpfer sind, sie werden den Feind besiegen.“ Oder: „Die Waffe ist Teil ihrer Körper geworden.“

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