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#Die Jubelschreie des Alexander Zverev

„Die Jubelschreie des Alexander Zverev“

Am Ende hörte Alexander Zverev gar nicht mehr auf zu schreien. Einmal, zweimal, kurze Pause, dann ging es wieder von vorne los. Nachdem sich Deutschlands bester Tennisprofi mehr als drei Stunden lang selbst nach spektakulären Punktgewinnen jeglichen Gefühlsausbruch verkniffen hatte, musste nach dem verwandelten Matchball gegen Carlos Alcaraz und den Einzug ins Halbfinale von Paris die ganze Anspannung heraus, die in dem höchst intensiven Match angestaut hatte. Freude, Genugtuung, Erleichterung, alles mischte sich in Zverevs Gesicht und Körpersprache. Vorbei war es schlagartig mit der emotionalen Kontrolle, die den Hamburger am Dienstag zu einem 6:4, 6:4, 4:6 und 7:6 (9:7)-Sieg geführt hatte. „Gott sei Dank musste ich nicht über fünf Sätze spielen und am Ende enttäuscht sein wie im vergangenen Jahr“, sagte der Weltranglistendritte in Anspielung an seine Halbfinalniederlage 2021 gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas. Damals hatte Zverev einen 0:2-Satzrückstand aufgeholt und am Ende doch verloren.

Gegen Alcaraz lief es besser, konnte Zverev im Tiebreak doch einen Satzball zum 2:2-Satzausgleich abwehren. Damit wehrte der Weltranglistendritte auch die Attacke des schon jetzt über alle Maßen gefeierten Emporkömmlings Alcaraz ab. Nebenbei gestaltete Zverev seine Negativbilanz gegen Konkurrenten aus den Top 10 der Welt einen Tick freundlicher: Gegen einen Gegner derartigen Kalibers siegte der Hamburger zum ersten Mal bei einem Grand-Slam-Turnier – die elf Begegnungen zuvor hatte Zverev allesamt verloren.

„Carlos wird dieses Turnier noch oft gewinnen“

Es ist davon auszugehen, dass sich die Wege von Zverev und Alcaraz noch bei manchem bedeutenden Turnier kreuzen werden. Der Deutsche ist mit seinen 25 Jahren im besten Tennisalter; der 19 Jahre alte Spanier war der jüngste Viertelfinalteilnehmer in Paris seit Novak Djokovic 2006 und wird künftig sicher öfter Stammgast in der zweiten Woche bei den vier Grand-Slam-Turnieren sein. Insofern bot das erste Duell einen Vorgeschmack auf weitere Gänge mit süßem oder bitteren Ende. „Carlos wird dieses Turnier noch oft gewinnen“, sagte Zverev noch beim Interview auf dem Court Philippe-Chatrier voraus: „Ich hoffe, dass ich bis dahin das Turnier gewinne.“

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Am Dienstag zeigte Zverev über die 3:18 Stunden Spielzeit eindrucksvoll, dass er mit großer Willenskraft und spielerischer Klasse die Attacke des forschen Spaniers abwehren kann. Seine Attitüde war von Beginn an die eines Platzhirsches, der sich von einem jungen Nebenbuhler herausgefordert fühlt und Schlag auf Schlag Respekt einfordert. Anders als von vielen erwartet, übte zunächst nicht Alcaraz mit seinen kraftvollen Schlägen Druck auf Zverev aus, sondern es lief umgekehrt. Im mitunter munteren Schützenwettbewerb, wer härter auf die Bälle drischt und die Platzecken besser trifft, hatte der Deutsche auch dank seines starken Aufschlags Vorteile. „Ich musste absolut mein bestes Tennis spielen“, sagte Zverev.

Alcaraz, der erst sein zwanzigstes Match bei einem Grand-Slam-Turnier absolvierte, war so viel Gegendruck vom Souverän auf der anderen Seite zwei Sätze lang nicht gewachsen und leistete sich einige Fehler, die zweimal einen folgenschweren Aufschlagverlust und Satzverlust nach sich zogen: zum 2:3 im ersten und 3:4 im zweiten Durchgang.

Dabei war der Deutsche mit dem unschätzbaren Nachteil ins Match gegangen, dass er im Team Alcaraz bestens bekannt ist. Bevor Juan Carlos Ferrero das Coaching seines jungen Landsmannes übernahm, hatte er es 2017 mit Zverev versucht. Gemeinsam gewannen sie zwei Turniere, ehe die sportliche Beziehung nach nur acht Monaten in die Brüche ging. Was aus jener Zeit geblieben ist, sind gegenseitige Vorwürfe. Zverev sagte damals gegenüber der F.A.Z., dass Ferrero es an Respekt hätte fehlen lassen und außerdem aus ihm einen „ruhigen, balancierten Kerl“ hätte machen wollen. Die spanische Version lautete anders: fehlende Disziplin, Unpünktlichkeit, zu viele Ablenkungen. Zverev hätte keine neunzig Minuten ohne Unterbrechung auf höchstem Niveau trainieren könne, behauptete der ehemalige Weltranglistenerste Ferrero. In Paris widerlegte Zverev seinen einstigen Tennislehrer eindrucksvoll.

Vom dritten Satz an entwickelte sich das Duell zum hochklassigsten, das es bislang bei den diesjährigen French- Open zu sehen gab: mit spektakulären Schlägen hüben wie drüben, Sprints von rechts nach links und vorn nach hinten, mit überraschenden Drehungen und Wendungen. Nur Minuten nachdem Zverev einen Breakball zum 5:4 nicht hatte nutzen könne, verlor er sein Aufschlagspiel und damit den dritten Satz. Im vierten Durchgang servierte er beim Stand von 5:4 zum Matchgewinn – und verlor seinerseits das Aufschlagspiel. Nachdem der Deutsche im Tiebreak erst einen Satzball Alcaraz‘ abgewehrt und dann seinen zweiten Matchball genutzt hatte, war endlich Zeit für große Gefühle.

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