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#Die Mär von den fehlenden Talenten

Die Mär von den fehlenden Talenten

Vor kurzem war ich mal wieder im Wald. Die übliche Mountainbike-Runde für wenig Zeit. 15 Kilometer, 150 Höhenmeter, 50 Minuten. Nichts also, wofür mein Freund Jochen sein Ghost SL AMR 9 LC aus dem Schuppen holen würde (auch Mountainbikes können nichts für ihre Namen). Ich also in den Wald, hinein in die Runde, auf der jeder Baum, jede Wurzel ein alter Bekannter ist. Auf dieser Runde passiert nie viel, was sollte auch?

Nur einmal hat dort ein betagter Förster meine Frau mit seinem grünen Förster-Dacia umgefahren, Förster müssen nämlich dauernd mit dem Förster-Auto durch den Wald fahren, keine Ahnung warum, vielleicht um ihren Förster-Pflichten nachzukommen und nach Bäumen und Tieren zu schauen, nur nicht nach meiner Frau, die den Crash mit ein paar blauen Flecken, ansonsten aber unversehrt überstand. Von dieser Episode und ihrem glücklichen Ausgang abgesehen, gibt es, wie gesagt, wenig zu berichten von der kleinen Mountainbike-Runde. Bis auf diesen einen Tag vor kurzem.

Ich radelte vor mich hin, im Prinzip fuhr gar nicht ich, im Prinzip fuhr das Rad den altbekannten Kurs von allein, quasi autonomes Fahren. Ohne zu viel Eigenlob kann ich sagen, ich war flott unterwegs. Lag vielleicht an meinem neuen Wintertrikot, das ich Mitte August aus dem Schrank geholt hatte, Stichwort Klimawandel. Nachtblau, in weiß „AG2R“ aufgedruckt, französischer Rennstall, „designed in Flanders“. Sie werden es nicht glauben, aber solche Trikots machen schneller. Mit einem Trikot aus Flandern, der heiligen Heimat des Radsports, kann man gar nicht langsam fahren.

Dachte ich bis zu diesem Tag. Bis ich auf meiner Mini-Runde hundert Meter vor mir einen Knirps auf seinem Zwergenrad erblickte – und irgendwie kaum näher kam. Der Junge war vielleicht zehn Jahre alt und trug einen Rucksack, aus dem neugierig ein Tennisschläger herausschaute. Knirps und Schläger fuhren wohl geradewegs vom Training nach Hause. Zwischendurch sei erwähnt, dass sich der deutsche Radsport (wie andere Sportarten auch) seit Jahren über einen eklatanten Mangel an Talenten beklagt.

Zurück in den Wald, wo ich versuchte, diesen unverschämt schnellen Knirps auf seinem Zwergenrad zu überholen. Sie werden verstehen, dass man mit einem sündhaft teuren Mountainbike und einem Trikot aus Flandern am Leib bei aller Kinderliebe einem Zehnjährigen seine Grenzen aufzeigen muss. Und so überholte ich ihn auf dem Waldweg, der ausgerechnet jetzt in eine Steigung überging, mit größter Kraftanstrengung und einem gehechelten Hallo. Der Knirps grüßte entspannt zurück. Ich glaube seither nicht mehr an die Mär von fehlenden Talenten. Es gibt sie. Im Radsport ganz bestimmt. Vielleicht auch im Tennis.

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