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#Die neue Gefahr kurz vor dem Ziel

Die neue Gefahr kurz vor dem Ziel

Die Behörden in Los Angeles County sehen sich zum Handeln gezwungen. Barbara Ferrer, die höchste Gesundheitsbeamtin des mit mehr als zehn Millionen Einwohnern größten Kreises der Vereinigten Staaten, teilte mit, dass punktuell steigende Infektionszahlen, eine weiterhin hohe Zahl an Ungeimpften, vor allem unter Afroamerikanern und Latinos, sowie die Sorge vor der Delta-Variante neue Richtlinien erforderlich machten. Sodann: Jeder Bürger – unabhängig von seinem Impfstatus – solle an öffentlichen Orten in geschlossenen Räumen wieder Maske tragen.

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

In Amerika wird über die Coronavirus-Pandemie vielfach schon in der Vergangenheitsform gesprochen. In vielen Bundesstaaten sind Kontaktbeschränkungen Geschichte. In New York, dem zu Beginn der Pandemie am schwersten getroffenen Bundesstaat, wurden Mitte Juni, als 70 Prozent der Bevölkerung zumindest eine Covid-Impfung erhalten hatten, die meisten Beschränkungen aufgehoben – einschließlich der Maskenpflicht. Das Leben könne wieder beginnen, verkündete Gouverneur Andrew Cuomo. Nur für Ungeimpfte gilt noch die Richtlinie der Seuchenbekämpfungsbehörde CDC, wonach sie weiterhin Atemschutzmasken zu tragen hätten.

Impfziel wird nicht erreicht

Die Nachrichten aus Asien und Teilen Europas über die neue, ansteckendere Delta-Variante, die zuerst in Indien registriert wurde, rufen nun aber auch in Amerika Beunruhigung hervor. Zwar sinkt die Zahl der Neuinfektionen und der Todesfälle landesweit weiterhin. Mit durchschnittlich etwa 10000 neuen Fällen ist inzwischen ein Wert erreicht, der zuletzt im März 2020 vorlag. Doch gibt es weiterhin regionale Hotspots – vor allem im Westen, im Mittleren Westen und in den Südstaaten. Bei jedem fünften Fall handelt es sich inzwischen um eine Infektion mit der Delta-Variante – ein Verdopplung des Anteils innerhalb von zwei Wochen.

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In Los Angeles liegt die Zahl positiv Getesteter insgesamt zwar derzeit unter einem Prozent. Zuletzt gab es aber eine leichte Steigerung – vor allem komme es zu Zweitinfektionen von Leuten, die schon einmal an Covid erkrankt waren und sich später nicht haben impfen lassen. Etwa die Hälfte der Bevölkerung in der zweitgrößten Stadt Amerikas verfügt inzwischen über die Zweitimpfung, 60 Prozent haben zumindest eine Dosis erhalten. Die neue Richtlinie solle sicherstellen, dass man auf dem erfolgreichen Pfad der vergangenen Monate bleibe, sagte Ferrer. „Wir wollen nicht zurück in den Lockdown.“

Auch wenn die Covid-Impfstoffe nicht vollständig vor einer Ansteckung schützen, könnte sich nun rächen, dass viele Amerikaner sich in den vergangenen Monaten weigerten, sich impfen zu lassen. Präsident Joe Biden musste dieser Tage sogar sein Impfziel nach unten korrigieren. Er hatte bis zum 4. Juli 70 Prozent der Amerikaner zumindest eine Dosis verabreichen wollen. Covid-Koordinator Jeffrey Zients gestand aber nun ein, dass man dies nicht erreichen werde. Stattdessen wird nun angestrebt, bis zum Unabhängigkeitstag all denjenigen zumindest eine Dosis zu verabreichen, die 27 Jahre und älter sind. So will man sicherstellen, dass Biden Vollzug vermelden kann: Derzeit sind nämlich 70 Prozent der Amerikaner zumindest erstgeimpft, die 30 Jahre und älter sind.

Ein Fünftel lehnt Impfungen ab

Die Zahlen werfen ein Licht auf eine Problemgruppe: Junge Erwachsene glauben häufig, ohne Impfstoff auszukommen. Dass die Impfkampagne schon im April an Tempo verlor, lag nicht etwa an mangelnder Verfügbarkeit oder logistischen Problemen. Im Gegenteil: Die vom Bund betriebenen Massenimpfzentren wurden mangels Zulaufs wieder geschlossen. Derzeit werden nur etwa 1,1 Millionen Dosen täglich verabreicht. Im April waren es 3,4 Millionen am Tag. Von den 18 bis 24 Jahre alten Amerikanern sind nur 47 Prozent erstgeimpft. Die Biden-Regierung nimmt nun bewusst diese Gruppe ins Visier. Einen Teil der Leute glaubt, sie über neue Strategien erreichen zu können. Häufig handelt es sich um Personen ohne Hochschulabschluss. Unter ihnen ist der Anteil der Afroamerikaner und Latinos überdurchschnittlich hoch. Seit einigen Wochen setzt man auf mobile Einheiten, die den Impfstoff in Problembezirken anbieten. Man kooperiert auch mit Pfarrgemeinden und Friseuren – Barbershops sind häufig die Kommunikationszentren schwarzer Communitys. Gouverneure und Bürgermeister arbeiten zudem mit finanziellen Anreizen.

Weniger optimistisch ist die Regierung, dezidierte Impfgegner erreichen zu können. Der Teil der Bevölkerung, der nur zögerlich war, sich impfen zu lassen, ist seit Januar von 30 auf 12 Prozent gesunken. 20 Prozent der Bevölkerung lehnen Impfungen indes vehement ab. Diese Gruppe weist eine signifikante parteipolitische Färbung auf: 80 Prozent der Demokraten haben zumindest eine Impfdosis erhalten, aber nur 49 Prozent der Republikaner. Ein Viertel der Republikaner gibt in Umfragen zudem an, sich unter keinen Umständen impfen zu lassen. Überspitzt formuliert, ist der Impfmuffel eher jung und Angehöriger einer Minderheit, während der Impfgegner eher weiß und alt ist. Er misstraut dem Staat und pocht auf seine individuelle Freiheit, in Ruhe gelassen zu werden.

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