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#„Die Paulskirche braucht ein bisschen mehr Emotionalität“

„Die Paulskirche braucht ein bisschen mehr Emotionalität“

Mit Debatten kennt er sich aus, aber auch mit Disziplin: 13 Jahre lang war Volker Kauder Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag und galt dabei als „die rechte Hand Merkels“. Geboren 1949, aufgewachsen und zu Hause in Südbaden, groß geworden in der Kommunal- und Landespolitik der baden-württembergischen CDU, sitzt er seit 1990 im Bundestag. Als Basis seiner Positionen nennt der Protestant den christlichen Glauben. Von Kulturstaatsministerin Monika Grütters wurde er mit dem Vorsitz der Paulskirchen-Kommission betraut.

Herr Kauder, welche Erinnerungen verbinden Sie mit der Paulskirche?

Die Paulskirche war für mich schon seit der Schulzeit präsent. Wir haben damals sehr ausführlich über die Demokratie-Geschichte gesprochen, auch im Hinblick auf die gescheiterten revolutionären Entwicklungen bei uns in Südbaden. Später habe ich die Paulskirche dann von außen gesehen – und war doch sehr beeindruckt von der, sagen wir mal, Zierlichkeit, überhaupt nichts Großes, Mächtiges. Ich habe mir gesagt: Dort drin tagte also das erste nationale Parlament, und hier wurden die Grundrechte formuliert. Und dann habe ich die Paulskirche mehrfach von innen gesehen: beim Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, an dem ich ja regelmäßig teilgenommen habe.

Wie haben Sie das Innere erlebt?

Mit gemischten Gefühlen. Der dunkle Raum unten, der sich dann durch zwei schmale Treppen zum helleren, größeren Saal öffnet, ließ bei mir automatisch die Frage aufkommen: Haben hier jetzt die Abgeordneten getagt? Nein, haben sie nicht, denn die Zwischendecke hat keinerlei Berührung zur Vergangenheit.

Es wird mitunter beklagt, dass der Innenraum der Paulskirche beim Wiederaufbau nüchtern und sachlich gestaltet wurde und wenig an den Zustand von 1848 erinnere. Teilen Sie diese Einschätzung?

Ich bin schon der Auffassung, dass ein bisschen mehr emotionaler Bezug zu dem, was damals stattgefunden hat, hergestellt werden müsste. Das wird ja auch die Aufgabe sein, den revolutionären Aufbruch und das Scheitern in unserer Demokratie-Entwicklung zu zeigen. Aber vielleicht auch deutlich zu machen, was für eine Atmosphäre damals in der Paulskirche geherrscht hat. Was waren denn das für Menschen, die die Grundlage für unsere modernen Bürgerrechte formuliert haben?

Wie könnte eine Gestaltung auf solche Fragen eingehen?

Darüber will ich jetzt mal gar nicht sprechen, dafür haben wir eine Expertenkommission. Es ist ein großer Anspruch, den der Bundespräsident formuliert hat, eine moderne Erinnerungsstätte für die Demokratie entstehen zu lassen. Daraus kann man schon entnehmen, dass der Status quo wohl nicht den Vorstellungen des Bundespräsidenten entspricht.

Nun haben die Stadtverordneten in Frankfurt bereits 2019 beschlossen, dass die Paulskirche in der Gestalt der Nachkriegsmoderne saniert werden soll. So, wie sie damals unter Rudolf Schwarz errichtet wurde. Ist die Entscheidung der Stadt nicht bindend?

Der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung ist natürlich relevant. Und die Paulskirche gehört ja auch der Stadt. Von daher stellt sich die Aufgabe, die auch schon in der einen oder anderen Veröffentlichung in Ihrer Zeitung formuliert worden ist: Was kann man auf der Grundlage dieses Beschlusses und der bestehenden Bausubstanz tun, um einen Eindruck zu vermitteln, was damals geschah? Ich sag mal ein Beispiel. Es ist jeder, der die Paulskirche besucht, über die Bestuhlung einigermaßen überrascht.

Plant im Komitee: Volker Kauder, ehemaliger Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag


Plant im Komitee: Volker Kauder, ehemaliger Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag
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Bild: dpa

Tatsächlich? Es sind schwarze Holzstühle und umlaufende Tische, die im Halbrund auf das Rednerpodium ausgerichtet sind. In quasi parlamentarischer Form. Was sollte man daran ändern?

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